Chef des deutschen Autoherstellers kündigte 23 neue Modelle an.
Opel-Chef Karl-Friedrich Stracke kann den angeschlagenen Autobauer wie geplant neu starten. Der Aufsichtsrat billigte am Donnerstag mit den Stimmen der Arbeitnehmer am Stammsitz in Rüsselsheim Strackes Sanierungskonzept. Geplant sind hohe Investitionen in neue Modelle, eine engere Zusammenarbeit mit dem französischen Autobauer Peugeot sowie Einsparungen bei Material-, Entwicklungs- und Produktionskosten. Die Schließung einzelner Standorte wurde erwartungsgemäß nicht beschlossen. Damit ist das Schicksal des Opel-Werks in Bochum über das Jahr 2016 hinaus offiziell weiter offen. Über die Auslastung der einzelnen Fabriken verhandelt das Management noch mit den Arbeitnehmern. Das Ende des Werks im Ruhrgebiet gilt aber als absehbar.
Aufsichtsrat stimmte Geschäftsplan zu
"Der Opel-Aufsichtsrat hat einen Geschäftsplan angenommen, der grundlegend dazu beitragen wird, Opel wieder nachhaltig profitabel zu machen", sagte Stracke. Stephen Girsky, der den Aufsichtsrat von Opel leitet und Strategiechef des Mutterkonzerns General Motors ist, sagte die Unterstützung des Mutterkonzerns zu. Opel-Betriebsratschef Wolfgang Schäfer-Klug bezeichnete den Geschäftsplan als gute Basis für die Zukunft von Opel. Die Unterstützung von GM zeige, wie wichtig dem amerikanischen Mutterkonzern europäische Ingenieurskunst und die europäischen Standorte seien.
Mit dem überarbeiteten Unternehmensplan will die GM-Tochter das Kunststück vollbringen, in einem schrumpfenden europäischen Markt Anteile zu gewinnen und so den Trend umzukehren. Bisher gehört Opel mit Autos für den Massengeschmack neben Peugeot, Ford und Fiat zu den Verlierern der Euro-Krise und kämpft wegen des rasanten Absatzrückgangs in Südeuropa mit hohen Überkapazitäten.
Peugeot verschärft sein Sparprogramm
Kooperationspartner Peugeot kündigte nach Gewerkschaftsangaben an, sein Sparprogramm zu verschärfen. Unternehmenschef Philippe Varin habe die Belegschaft auf noch härtere Einschnitte eingestimmt. Varin genüge das bisherige Ziel des in einer Europa-Allianz mit GM verbündeten französischen Autobauers nicht aus, im gesamten Geschäftsjahr eine Milliarde Euro einzusparen. Zudem werde die seit längerem befürchtete Schließung des Werks Aulnay im Norden vor Paris vorbereitet. Peugeot wollte sich nicht äußern.
Weil auch bei Opel die Werke kaum ausgelastet sind, häufen sich auch dort die Verluste. Alleine im ersten Quartal verbuchte das GM im Europageschäft einen Fehlbetrag von 256 Mio. Dollar (206 Mio. Euro). Allerdings sind die hohen Überkapazitäten nicht der einzige Grund für die Probleme des vor 150 Jahren von Adam Opel als Nähmaschinenhersteller gegründeten Unternehmens. Die Marke mit dem Blitz hat sich nach Auffassung von Experten zu lange auf ihre schrumpfende konservative Stammkundschaft verlassen und junge und betuchte Käufer aus den Augen verloren. Ein Jahrelanger Zick-Zack-Kurs der Konzernmutter kam hinzu und sorgte dafür, dass Opel ein Verlierer-Image anhaftet.
23 neue Modelle
Dies will Stracke ändern, indem er binnen vier Jahren 23 neue Modelle an den Start bringt, darunter mehrere Autos mit besonders spritsparenden Antrieben. Mit dem kleinen Geländewagen Mokka und dem Stadtauto Adam will Opel jüngere Kunden anlocken. Daneben soll ein für Opel-Verhältnisse luxuriöses Cabriolet auf den Markt kommen, mit dem man betuchtere Kunden gewinnen will.
Dieser Plan soll Hand in Hand gehen mit einer drastischen Senkung der Personal-, Logistik-, Material- und Entwicklungskosten. 1,5 Milliarden Euro im Jahr wollen GM und Peugeot gemeinsam einsparen. Allerdings läuft ihre Zusammenarbeit gerade erst an. Das erste Fahrzeug auf Basis einer gemeinsamen Architektur wird für 2016 erwartet.
Um die Wende einzuleiten, soll die Produktion zwischen den sechs europäischen Pkw-Werken von Opel neu verteilt werden. Den Anfang machte das Management durch die Verlagerung des wichtigen Kompaktmodells Astra ins britische Ellesmere Port und nach Gleiwitz in Polen. Das Stammwerk in Rüsselsheim verliert die Produktion des Astra, soll aber Ersatz bekommen. Darüber spricht das Management nach Gewerkschaftsangaben mit Peugeot. Um die Werke besser auszulasten, verhandelt Opel mit GM auch darüber, Fahrzeuge anderer Marken in Europa bauen zu lassen. Die Arbeitnehmer wollen zudem erreichen, dass der neue Mokka nicht aus Korea importiert wird, sondern in Europa vom Band läuft. Der Aufsichtsrat stimmte auch Strackes Plan zu, Autos auch außerhalb Europas zu exportieren. Dies hatte die Konzernmutter ihrer Tochter bisher verwehrt.
Werk in Bochum steht vor Schließung
Am Ende der Produktionsverlagerungen dürften in Bochum die Lichter ausgehen, befürchten Arbeitnehmer. Denn Strackes Plan sieht kein neues Modell für die Ruhrgebietsstadt vor, wenn dort Ende 2016 der letzte Zafira der aktuellen Generation vom Band gerollt ist. Opel verhandelt mit den Arbeitnehmern über den Ausschluss betriebsbedingter Kündigungen bis Ende 2016. Im Gegenzug sollen die knapp 21.000 Opelaner in Deutschland einem Lohnverzicht zustimmen. Ergebnisse werden frühestens Ende Oktober erwartet. Allerdings dürfte an den Investitionsplänen bereits ablesbar sein, welche Fabrik eine Zukunft hat und welche nicht.
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