So kommt der Golf-Erbe
Hier fährt VWs günstiges E-Auto I.D. "Neo"
18.12.2018
Kompaktauto läutet als erster Stromer der neuen Generation die Konzern-Transformation ein.
Volkswagen befindet sich derzeit im größten Umbruch der Firmengeschichte. Europas größter Autobauer richtet sich komplett auf die Elektromobilität aus. Mittlerweile wurde sogar bereits ein konkreter Termin für den kompletten Ausstieg aus der Verbrennungsära genannt. Zunächst laufen die diversen Antriebe jedoch noch mehrere Jahre parallel vom Band. Der erste große Schritt hin zur Elektromobilität erfolgt Ende 2019. Dann startet die Produktion des ersten Modells der völlig neuen Elektro-Baureihe I.D. Dieses basiert wie alle künftigen VW-Stromer auf dem neuen Modularen Elektrifizierungsbaukasten (MEB), auf dem insgesamt 27 reine Elektromodelle aufbauen - darunter auch Modelle von Audi, Seat und Skoda.
Langer Radstand, kurze Überhänge: Passat-Raumangebot auf Golf-Grundfläche.
I.D. „Neo“ und Golf VIII starten gemeinsam
Den Anfang macht Anfang 2020 die Serienversion des kompakten I.D. Von dem rund 4,25 Meter langen Stromer absolvieren gerade mehrere Prototypen ein umfangreiches Testprogramm in Südafrika. VW hat von den Entwicklungsfahrten nun Fotos veröffentlicht. Der Marktstart des I.D. „Neo“ (Codename) fällt genau mit jenem des Golf VIII zusammen. Auch die achte Generation des ewigen Bestsellers kommt Anfang 2020 völlig neu in den Handel. Dann wird sich zeigen, welches Modell bei der Käufergunst in den kommenden Jahren die Nase vorne hat. Auf kurz oder lang dürfte der kompakte Stromer den Golf jedoch beerben.
Die Versuchsfahrzeuge sind noch sehr stark getarnt.
Mindestens 330 km Reichweite
Für den „Neo“ spricht einmal das Platzangebot. Denn aufgrund des MEB ist er sogar etwas kürzer als der Golf, bietet jedoch ein Raumangebot wie der Passat. Laut VW soll das Elektroauto auch preislich sehr attraktiv positioniert sein. Konkret wird ein Verkaufspreis auf dem Niveau eines Diesel-Golf in Aussicht gestellt. Der Einstiegspreis wird so bei 25.000 Euro liegen. Damit wäre der neue Hoffnungsträger sogar günstiger als brandneue Konkurrenten wie Kia e-Niro oder Hyundai Kona Elektro . VW wird den ID Neo in verschiedenen Leistungsstufen und mehreren Batteriegrößen anbieten. Das Einstiegsmodell soll bereits eine realistische Reichweite von 330 km bieten. Im Top-Modell werden es etwas über 500 sein. Damit erreicht das Auto das Niveau des Tesla Model 3 mit großer Batterie.
Je nach Leistung steht der ID Neo auf 19- oder 20-Zöllern.
Bewusst kein Leichtgewicht
Während BMW beim i3/i3s auf extremen (Karbon-)Leichtbau setzt, vertraut VW bei der ID-Reihe auf konventionelle Materialien wie Stahl (Karosserie) und Aluminium (Crashstruktur und Aufhängung). Damit bringt der ID Neo zwar rund 1,6 Tonnen auf die Waage, kann aber auch deutlich günstiger angeboten werden. Zudem bietet das höhere Gewicht sogar Vorteile bei der Rekuperation. Die zurückgewonnene Bremsenergie, die wieder in den Akku fließt, fällt so deutlich höher aus. Über die genauen Leistungsdaten gibt es noch keine Angaben. Im Top-Modell soll der im Heck verbaute Elektromotor aber gut 200 PS (rund 150 kW) leisten, das Einstiegsmodell wird wohl mit rund 150 PS (110 kW) starten. Das Drehmoment soll bei rund 300 Nm liegen. Wie bei allen Elektroautos steht es unmittelbar zur Verfügung. So sind trotz des relativ hohen Gewichts sehr gute Fahrleistungen möglich.
Der MEB ist sehr flexibel. Mit zweitem Motor an der Vorderachse gibt es Allrad.
Moderne Technik
Die Protoypten sind zwar noch extrem stark getarnt. Bis auf die vorderen Seitenfenster und die Windschutzscheibe sind sie komplett in Tarnfolie gehüllt, dennoch ist zu erkennen, dass sich das Design stark an der 2016er-Studie „I.D.“ orientiert. Da die Technik des MEB komplett in der Bodengruppe sitzt, fällt der Radstand sehr üppig aus. Die Überhänge sind dementsprechend kurz. Die Batterie sitzt zwischen den beiden Achsen und sorgt damit für einen niedrigen Schwerpunkt. An Schnellladestationen kann der Akku mit bis zu 125 kW geladen werden. Darüber hinaus ist der MEB auch für induktives Laden vorbereitet. Das Cockpit ist ähnlich wie beim Golf VIII vollkommen digitalisiert. Natürlich ist das Elektroauto wie alle künftigen VW-Modelle stets online und wird mit „Over-the-Air“-Updates versorgt. Darüber hinaus ist auch ein digitaler (Sprach-)Assistent, der so gut wie alle Funktionen per Sprachbefehl steuern kann (Klimaautomatik, Schiebedach, Fenster) und den Fahrer auch ansonsten in vielen Bereichen unterstützt, mit an Bord. Zahlreiche Assistenten machen den I.D. Neo zudem fit für das (teil-)autonome Fahren.
Die Reichweite liegt je nach Batteriegröße zwischen 330 und über 500 km.
Gestaffelte Modellstarts
Mit dem Start des I.D. „Neo“ wird auch der e-Golf in Rente geschickt. Künftig werden die Elektroautos nur mehr auf dem MEB aufbauen. Das zeigt auch wie ernst es VW mit seiner Elektro-Offensive meint. Der kompakte Stromer soll trotz des günstigen Preises vom Start weg Gewinne einfahren. Das funktioniert aber nur, wenn der Konzern die anvisierten Stückzahlen aber auch erreicht. "Wir werden günstiger sein als Tesla und wir haben dann die großen Skaleneffekte", sagte Konzern-Chef Herbert Diess vor wenigen Wochen. Die Plattform sei "bereits für 50 Millionen Elektroautos gebucht, und wir haben Batterien für 50 Millionen Elektroautos beschafft". Kurz nach dem Start des kompakten Stromers, kommt der Crossover I.D. Crozz in den Handel. Etwas später (ab 2022) folgen Serienmodelle des "Bulli der Neuzeit" I.D. BUZZ und des Marken-Flaggschiffs I.D. Vizzion.
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