Reisen mit über 1.200 km/h
Hyperloop meisterte ersten Praxistest
13.05.2016
Noch ohne Kapsel bestand futuristisches Verkehrsmittel eine Probefahrt.
Reisen in einer rasenden Kapsel durch eine Röhre, mit einer Geschwindigkeit knapp unterhalb der Schallgrenze - diese Zukunftsvision hat der US-Unternehmer Elon Musk entworfen. Einen Vorgeschmack auf das futuristische Verkehrsmittel haben Entwickler des Hyperloop nun bei einer Vorführung in der Wüste zu bieten versucht. Mit der finalen Version, wie sie in Werbefilmen immer wieder gezeigt wird, hatte das Ganze aber noch nicht allzu viel gemeinsam. Zu sehen war ein Gestell, das über ein kurzes Gleisstück sauste und eine große Sandwolke aufwirbelte (siehe Diashow). Dennoch war der Test ein voller Erfolg.
In 8 Minuten von Wien nach Bratislava
Interessant ist der Praxistest auch für Österreich: Hyperloop Transportation, ein konkurrierendes Start-up, prüft in Europa eine Verbindung zwischen Wien und Bratislava, bei der die Fahrt zwischen den beiden Städten nur acht Minuten dauern soll (wir berichteten
).
Erster Praxistest war ein Erfolg
Auch wenn die Zuschauer viel Vorstellungskraft brauchten, um aus der Vorführung im US-Staat Nevada die Vision der wie eine Rohrpost von Stadt zu Stadt schießenden Ultrageschwindigkeitskapsel abzuleiten - den ersten Praxistest hat das Projekt damit erfolgreich bestanden. "Wir sind heute der Verwirklichung von Hyperloop einen Schritt näher gekommen", sagte der Chef des Start-up-Unternehmens Hyperloop One, Rob Lloyd, vor dem eingeladenen Publikum.
Noch vor Ende des Jahres will das Unternehmen einen umfassenderen Test veranstalten, welcher der Science-Fiction-Vision Musks schon deutlich näher kommt. Dann soll es eine Röhre geben und auch eine Kapsel. Und die soll dann möglicherweise bereits jene Geschwindigkeiten erreichen, die den Verkehr der Zukunft revolutionieren sollen - bis zu 1.220 Stundenkilometer.
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"Kitty-Hawk-Moment"
Hyperloop One nennt diesen anvisierten Großtest ohne falsche Bescheidenheit den "Kitty-Hawk-Moment" - unter Bezug auf den Ort an der US-Südostküste, wo den Gebrüdern Wright im Jahr 1903 der erste motorisierte Flug der Geschichte gelungen war. Der Anfang der Revolution des Reisens, wie sie sich die Hyperloop-Entwickler vorstellen, besteht aus einem auf Gleisen befestigten Gestell, das durch Magnetkraft in Bewegung gesetzt wurde. Die magnetische Energie wird von sogenannten Statoren erzeugt, die am Anfang der Schienenstrecke aufgereiht sind.
Das Gestell soll später zum Gehäuse der Kapsel ausgebaut werden, wie der Mitbegründer von Hyperloop One, Brogan BamBrogan, erläuterte. Das Gefährt soll dann innerhalb weniger Sekunden auf rund 650 Stundenkilometer beschleunigen können.
Das Reisen im Hyperloop soll aber sanft sein. Die Passagiere würden die Beschleunigung nicht mehr spüren "als bei einem abhebenden Flugzeug", sagte BamBrogan. Unternehmenschef Lloyd erwartet, dass das neuartige Transportsystem bereits im Jahr 2019 zunächst Frachten transportieren wird, zwei Jahre danach Passagiere.
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Elon Musk einmal mehr als Visionär
Der gebürtige Südafrikaner Musk hatte seine Vision des Hyperloop vor drei Jahren vorgestellt. Er ist durch seine hochambitionierten Projekte zu einem Guru der High-Tech-Welt geworden. Seine Tesla-Elektroautos gehören zu den innovativsten Fahrzeugen weltweit. Auch mit seinem Raumfahrtunternehmen SpaceX, dem es gelungen ist, Trägerraketen und Transporter unbeschadet aus dem Weltall zurückkehren zu lassen, sorgt er für Furore.
Die Entwicklung von Hyperloop findet jedoch nicht unter Musks Regie statt. Er konzipierte das neue Verkehrssystem von Anfang an als "Crowdfunding"- und "Crowdsourcing"-Projekt, also als Vorhaben, dessen Geldmittel wie Expertise aus den verschiedensten Quellen gespeist werden.
Als Folge konkurrieren derzeit zwei Start-ups um die Vorreiterrolle: Neben Hyperloop One, das bis vor kurzem noch Hyperloop Technologies hieß, gibt es auch noch Hyperloop Transportation Technologies, das aber bisher keine öffentliche Vorführung angekündigt hat.
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