Jährlich 150.000 Tote
Indiens Straßen entwickeln sich zur Todeszone
01.09.2008
Grund dafür ist der extrem starke Boom bei Autozulassungen - nicht
zuletzt ausgelöst durch Billig-Anbieter wie Tatas 2500-Dollar-Minimobil
"Nano".
14 Tote pro 10.000 Autos
Schon jetzt liegt die Zahl der Verkehrstoten umgerechnet auf die
Gesamt-Automenge stolze 7 mal höher, als in den westlichen
Industrienationen: Auf 10.000 Fahrzeuge kommen pro Jahr 14 Tote.
Neben der großen Menge an Neufahrzeugen auf Indiens Straßen fürchtet
das indische Verkehrsministerium auch die schlechten
Sicherheitsstandards, die die Überlebenschancen in Billig-PKWs wie dem
Nano dramatisch reduzieren. Dazu kommt die katastrophale Infrastruktur:
Autos teilen sich auf den ohnehin schon stark überfüllten Straßen die
Verkehrsfläche mit LKW-Zügen, Rickshaws, Motorrädern, Mopeds,
Fahrrädern, Fußgängern, Verkaufsständen, Rindern und Elefanten.
Kaum Air Bags, ABS, Gurte oder Helm
Anders als in den meisten westlichen Industrienationen ist der
Sicherheitsaspekt beim Autokauf in Indien kaum ein
Entscheidungskriterium. Hormazd Sorabjee, Chefredakteur der indischen
Autozeitschrift "Autocar India": "Die meistverkauften Autos in Indien
sind wahrlich nicht die sichersten - neben dem Anschaffungspreis zählt
fast ausschließlich der Verbrauch. Viele verzichten daher auch auf
Sicherheitsfeatures wie Air Bags oder ABS-Bremsen." Hinzu kommt eine
regelrechte Aversion gegen Sicherheits-Einrichtungen im Auto: Kaum ein
Autofahrer in indien schnallt sich bei der Fahrt an, Motorradfahrer
tragen nur sehr selten Helme.
In den kommenden fünf Jahren will Indien zwar 500 Milliarden Dollar in
die Reperatur und die Erweiterung des Transportnetzes investieren, der
überwiegende Teil des Geldes soll aber in den Ausbau von Flughäfen und
Seefahrts-Infrastruktur fließen.
Um der Zahl der Verkehrstoten gegenzusteuern, richten nun
Autohersteller eigene Fahrschulen ein. Dort sollen Inder mit den
einfachsten Verkehrsregeln vertraut gemacht werden - viele von ihnen
haben ihre Führerscheine durch Bestechung oder Schlupflöcher im
Rechtssystem erhalten und nie eine Prüfung abgelegt.