Österreicher weiter skeptisch
Jeder Dritte erwägt aktuell Kauf eines E-Autos
29.09.2021Hohe Preise, Unsicherheit bei Alltagstauglichkeit und Ladekapazitäten verringern Chancen von Stromern
Die Förderung der Elektromobilität gilt als einer der wesentlichen Bausteine, um die Pariser Klimaziele zu erreichen. In Österreich haben die Verkäufe von Fahrzeugen mit alternativen Antrieben zuletzt stark zugelegt . Auch bei den reinen Elektroautos gab es heuer ein ordentliches Plus. Dieses fußt jedoch vor allem auf Firmen und Behörden. Bei Privatkunden machten die Neuzulassungen von reinen Stromern im ersten Halbjahr 2021 nicht einmal ein Fünftel aus . Laut einer aktuellen, europaweiten Nutzerbefragung von AutoScout24 rücken die batterieelektrischen Fahrzeuge jedoch langsam verstärkt in den Fokus derjenigen Privatkunden, die derzeit einen Autokauf planen.
Länderspezifische Unterschiede
Demnach zieht es aktuell jeder dritte Befragte aus Österreich in Erwägung, ein E-Auto zu erwerben. Für vier von zehn Österreichern kommt eventuell ein Hybridmodell in Frage. Der europaweit größte Online-Automarkt hat für die Studie 5.566 AutoScout24 -Nutzer aus Österreich, Deutschland, Italien, Belgien und den Niederlanden befragt. Im internationalen Vergleich zeigt sich, dass vor allem die Deutschen große Bedenken beim Blick auf E-Autos haben. Am offensten und am besten informiert präsentieren sich Befragte aus den Niederlanden.
Zwei Gruppen
In der aktuellen Studie hat die Online-Plattform zwei Gruppen gesondert untersucht: Allgemeine Website-Nutzer und diejenigen User, die derzeit konkret die Anschaffung eines neuen Autos planen. Beim Blick auf die aktuell Kaufenden zeigt sich, dass E-Autos hoch im Kurs stehen: Insgesamt 17 Prozent ziehen den Kauf eines Stromers „definitiv“ in Erwägung, weitere 20 Prozent würden sich „vielleicht“ für einen Batteriegetriebenen entscheiden. Damit zeigen sich 37 Prozent aufgeschlossen, wenn es um die Anschaffung eines E-Autos geht. Gleichwohl sind noch nicht alle aktuell Autokaufenden von den neuen Antrieben überzeugt. So sagen 44 Prozent der Befragten, sie wollten aktuell definitiv kein E-Auto erwerben, 19 Prozent wahrscheinlich nicht. Beim Blick auf Hybridfahrzeuge fällt die Bewertung ausgewogener aus: 42 Prozent ziehen einen entsprechenden Kauf bei ihrer aktuellen Suche in Erwägung, für 34 Prozent kommt er nicht in Frage.
International sind die Einstellungen mit Blick auf die Antriebe bei den aktuell Autokaufenden mit den hiesigen vergleichbar. So beziehen 37 Prozent der Italiener und der Deutschen E-Autos in ihr Suchprofil mit ein, bei den Belgiern sind es nur 35 Prozent. Deutlich aufgeschlossener sind die Niederländer: Für 45 Prozent kommt der Kauf eines Stromers in Frage. Auch Hybridfahrzeuge sind in den Niederlanden beliebter als anderswo in Europa: 56 Prozent ziehen einen Kauf in Betracht, aber nur 52 Prozent der italienischen, 47 Prozent der belgischen und 51 Prozent der deutschen User.
Größte Bedenken: Kosten und Ladeinfrastruktur
Was die Bedenken gegenüber den E-Autos betrifft, lohnt sich ein Blick auf die Gesamtgruppe der in der Studie Befragten. Hierbei zeigt sich, dass der Preis europaweit an erster Stelle steht. So sind 62 Prozent der deutschen Befragten der Ansicht, es sei teurer ein E-Auto zu kaufen als ein vergleichbares Fahrzeug mit Verbrennungsmotor. Ähnlich sehen das auch die Befragten aus Österreich (62 Prozent), Belgien (64 Prozent) und Italien (65 Prozent). In den Niederlanden teilen diese Sorge hingegen deutlich weniger Nutzer: Nur 47 Prozent sind dort der Ansicht, man müsse für ein E-Auto tiefer in die Tasche greifen als für einen Verbrenner.
Ein weiterer Pain Point sind Bedenken wegen der Ladeinfrastruktur. Vor allem die Deutschen treibt diese Sorge um: 54 Prozent glauben, es sei beschwerlich, das E-Auto mit Energie zu versorgen, da es hierzulande nur wenige Ladestationen gebe. In Belgien schließen sich diesen Bedenken 47 Prozent der Befragten an, in Italien sind es 46 Prozent und in Österreich 44 Prozent. In den Niederlanden scheint es um die Ladeinfrastruktur hingegen deutlich besser bestellt zu sein, denn nur 25 Prozent zeigen sich bei diesem Punkt besorgt.
Wie steht es um die Bedenken, ein E-Auto könne sich nicht für den täglichen Gebrauch eignen? Auch hier sind die Deutschen am besorgtesten: 30 Prozent glauben, dass es im Alltag Probleme mit der Antriebstechnologie geben könnte. Auch Österreichern (28 Prozent) und Belgiern (21 Prozent) ist dieser Gedanke nicht fremd. In den Niederlanden und Italien bereitet dieser Punkt hingegen nur 15 Prozent der Befragten Kopfzerbrechen.
Wichtigstes Kriterium in Österreich: Reichweite
Interessant ist ein Blick auf die AutoScout24-Nutzer mit konkreter Kaufabsicht. Nehmen wir zuerst die österreichischen Studienteilnehmer in den Fokus: Zwar ist der Preis für 46 Prozent der Befragten in dieser Gruppe relevant, doch andere Themen sind gewichtiger. Ganz oben steht die Reichweite, die 62 Prozent für relevant erachten, gefolgt von der Möglichkeit, die Batterie schnell aufladen zu können (49 finden das wichtig). Ebenfalls von Bedeutung für die E-Auto-Interessierten: Komfort (wichtig für 37 Prozent), Stauraum (34 Prozent) und hohe Effizienz (36 Prozent). Für ein knappes Drittel (30 Prozent) sind finanzielle Fördermaßnahmen für das in Frage stehende Auto relevant.
Preis und Subventionen relevant in Italien
Mit Blick ins Ausland zeigt sich, dass die Reichweite zwar überall das wichtigste Kriterium ist, doch die Befragten setzen durchaus unterschiedliche Schwerpunkte. So ist in Italien der Preis von zentraler Bedeutung: 49 Prozent legen Wert darauf, 51 Prozent erwarten sogar, dass das Fahrzeug subventioniert wird. Andernorts setzt man hingegen verstärkt auf ein komfortables Fahrzeug: 45 Prozent der Belgier und 43 Prozent der Niederländer ist das wichtig. Für die gleichen Nationen spielt auch die Marke eine Rolle. So wünschen sich 25 Prozent der niederländischen und 24 Prozent der belgischen Befragten ein Premium-Fabrikat. Zum Vergleich: Nur 11 Prozent der Österreicher ist das wichtig.
Infos europaweit als nicht ausreichend bewertet
Auch wenn E-Mobilität in den Medien immer häufiger thematisiert wird, haben rund zwei Drittel der befragten Europäer (Gesamtgruppe) das Gefühl, nicht ausreichend darüber informiert zu sein. So wünscht sich hierzulande jeder Dritte (33 Prozent) mehr Informationen zu den entstehenden Wartungskosten. Und fast ebenso vielen (30 Prozent) sind die Vor- und Nachteile eines E-Autos im Vergleich zu Hybridfahrzeugen nicht klar. In Italien ist der Informationsbedarf noch höher: 37 Prozent sehnen sich nach Daten zu Wartungskosten und 33 Prozent wünschen Infos über Vor- und Nachteile von E-Autos. Am besten wissen die Niederländer Bescheid: Nur 61 Prozent fühlen sich nicht ausreichend informiert, entsprechend wünscht sich auch nur jede Vierte (25 Prozent) Infos über Wartungskosten und die Pros und Cons von Stromern und Hybriden.
"Informationsoffensive nötig"
André Eckert, Country-Manager von AutoScout24 in Österreich „Die Studie zeigt, dass die Autointeressierten international und vor allem auch in Österreich nach mehr Informationen über E-Autos verlangen. Unsicherheiten bestehen im Bereich Reichweite, Lademöglichkeiten sowie Wartungskosten der Fahrzeuge und dem Abgleich dieser Parameter mit der eigenen Lebenssituation. Je transparenter den Verbrauchern der Markt, die Fahrzeuge und das Handling der E-Autos sind, desto eher sind sie bereit, den Kauf entsprechender Modelle zu erwägen. Wir brauchen deshalb neben Investitionen in Technologie und in Infrastrukturmaßnahmen auch eine Informationsoffensive im Bereich E-Mobilität.“
Externer Link
Über die Umfrage
Umfrage unter 5.566 AutoScout24-Nutzern, davon Deutschland 1.355, Österreich 917, Belgien 1.164, Italien 1.070, Niederlande 1.060; Befragungszeitraum: Juli/August 2021, Thema: E-Mobility