Neue Elektroauto-Marke "EQ"
Mercedes startet Vollangriff auf Tesla
30.09.2016
Den Anfang macht der EQC mit einer Reichweite von 500 Kilometern.
Mercedes hat sein Versprechen gehalten und auf dem Pariser Autosalon 2016 (Publikumstage von 1. bis 16. Oktober) seine umfassende Elektroauto-Strategie vorgestellt. Bis Mitte des nächstens Jahrzehnts will der deutsche Autobauer mindestens zehn neue Elektroautos auf den Markt bringen. Das kündigte Daimler-Chef Dieter Zetsche auf der Pressekonferenz in Paris zur Vorstellung des rein batteriebetriebenen Konzeptfahrzeugs "Generation EQ" an. Dies wird auch der Markenname der neuen Baureihe. Die Stromer laufen also unter der eigenen Submarke EQ und wandeln somit auf den Spuren von AMG und Maybach . Laut Forschungsvorstand Thomas Weber sind auf der eigens entwickelten Plattform zahlreiche Modelle mit unterschiedlichem Radstand und Spurbreite möglich. Das Elektro-Angebot kann also vom Kompakten über Limousinen bis hin zu SUVs das gesamte Modellspektrum abdecken. Zunächst soll es vier Modelle geben. Als Einstiegsmodell fungiert der EQA, das Flaggschiff wird als EQS in den Handel kommen. Neben der neuen Elektromarke stellt Mercedes in Paris auch noch die E-Klasse All Terrain , den AMG GT Roadster und das AMG GLC 43 Coupé vor.
Vorbote mit ordentlicher Performance
Die Studie „Generation EQ“ gibt den ersten konkreten Ausblick auf die völlig neue Fahrzeuggeneration der Marke mit dem Stern. Gleichzeitig ist sie der Startschuss für die neue Marke EQ (steht für Electric Intelligence), unter der Mercedes alle Aktivitäten rund um die Elektromobilität zusammenfasst. Das Konzeptfahrzeug, das 2019 als EQC in den Handel kommt, verfügt über umfassende Infotainment-Features, die Möglichkeit zum induktiven Laden, bei dem kein Kabel mehr nötig ist, sowie automatisierte Fahrfunktionen. Die Reichweite des elektrischen Antriebs soll bei bis zu 500 Kilometern liegen. Die Leistungsdaten der beiden Elektromotoren (Systemleistung: 300kW/407PS und 700 Nm) zeigen, dass Mercedes damit vor allem den Tesla Model X , aber auch den kommenden Audi e-tron quattro angreifen will. Laut den Entwicklern sprintet der allradgetriebene Generation EQ in unter fünf Sekunden aus dem Stand auf Tempo 100 und erreicht eine Spitze von 225 km/h. Verzichten müssen die Fahrer also auf nichts. Die 70 kWh großen Lithium-Ionen-Akkus, die die beiden E-Motoren (vorne und hinten) mit Energie versorgen, sind platzsparend im Unterboden untergebracht.
Design
Beim Design wird klar, dass sich der Generation EQ noch einige Teile mit dem GLC teilt. Er basiert also noch nicht auf der völlig neuen und modularen EQ-Plattform. Der Aufbau entspricht dem aktuellen SUV, Bodenplatte und Antrieb sind aber völlig neu. Die Front der Studie zeigt bereits das neue EQ-Markengesicht. Hier stechen vor allem die geschlossene Front mit weißem, beleuchtetem Stern, die sich nach oben ziehenden Schweinwerfer sowie die schwarz lackierte Motorhaube ins Auge. Letztere wird bei den Serienmodellen aber wohl nicht zum Standard zählen. In der Seitenlinie wird die Verwandtschaft zum GLC deutlich. Hier setzt auch der EQC auf die typische SUV-Formensprache der Marke. Als Blickfänger sind große Leichtmetallräder im 21‑Zoll-Format verbaut. Das Heck wird von einem durchgehenden Leuchtenband geprägt, das aufgrund seines schwarzen Mittelteils etwas an den neuen Porsche Panamera erinnert. Darüber hinaus gibt es einen großen Diffusoreinsatz in der Schürze. Aufgrund des E-Antriebs entfallen hier aber die Endrohre. Alles in allem wirkt die Studie für ein Elektroauto ziemlich unspektakulär. Doch das ist durchaus gewollt. Schließlich darf das Design nicht polarisieren, wenn man weltweit viele Autos verkaufen will.
Innenraum
Im Interieur der Studie geht es deutlich futuristischer zu. Zudem werden die Vorteile des E-Antriebs auch hier deutlich. Denn die E-Motoren brauchen viel weniger Platz als ein Verbrenner mit angeschlossenem Getriebe und Kardanwelle. Deshalb geht es im mit vier Einzelsitzen ausgestatteten Generation EQ ausgesprochen luftig zu. Dieser Eindruck wird vom riesigen Panoramaglasdach noch einmal verstärkt. Beim völlig neuen Cockpit stand laut den Entwicklern eine einfache Bedienbarkeit im Vordergrund. Bis auf die Mercedes-typische, elektrische Sitzverstellung kommt es völlig ohne klassische Schalter und Knöpfe aus. Dreh- und Angelpunkt ist der 24 Zoll (53 x 11 cm) große TFT-HD-Bildschirm, der alle relevanten Informationen wie Geschwindigkeit, Reichweite, Fahrdaten oder die Navigations- und Kartenthemen ins Blickfeld rückt. Die Informationsdichte kann von einer digitalen Anzeige Schritt für Schritt erhöht werden und sich zu einem ein- bzw. auch zweitubigen Instrument aufbauen. Zu den weiteren Highlights des Systems zählen die Navigation mit extrem detaillierten 3D-Ansichten (Stichwort: Here-Kartendienst ), alle derzeit im Autobau verfügbaren Assistenzsysteme und die Car-to-X-Technologie, über die das Elektroauto mit anderen Fahrzeugen kommuniziert.
Bedienung (fast) ohne Tasten
In zwei der drei schmalen Lenkradspeichen sind Touch Controller installiert, die in OLED-Displays integriert sind. Dieses Prinzip kennen wir bereits aus der neuen E-Klasse. Hier geht es jedoch einen Schritt weiter. Die Touch Controller zeigen in der Studie nämlich im jeweiligen Menü passende Icons und Symbole an; dank Touch-Funktion kann der Fahrer durch die verschiedenen Menüs scrollen und per Klick seine Auswahl bestätigen. Analog den Touch Controls im Lenkrad bedient der Fahrer in der Mittelkonsole mit einem Finger die Klimaautomatik und das Infotainmentsystem. Da „ Generation EQ“ auf herkömmliche Außenspiegel verzichtet, projizieren Kameras das Bild des rückwärtigen Verkehrs auf integrierte Displays in den Türen. Sowohl die Türöffner als auch die elektrischen Fensterheber werden mit Touch-Elementen bedient. Die Fondpassagiere können ihren Spieltrieb wiederum über ein eigenes Entertainment-System befriedigen, dessen TFT-Monitore in die vorderen Sitzlehnen integriert sind. Wieviel von diesem Technik-Overkill letztendlich im Serienmodell ankommt, wird sich zeigen. Weil Mercedes-Kunden traditionell nicht zu den jüngsten Autokäufern zählen, wird es beim Markstart wahrscheinlich deutlich konventioneller zugehen.
Ambitionierte Ziele
Bis 2025 sollen die Elektroautos vom gesamten Pkw-Absatz des Konzerns 15 bis 25 Prozent ausmachen. Auch die Modelle von Smart werden dazu einen signifikanten Beitrag leisten. Daimler stellt in Paris ja auch die neue Generation des Smart electric drive (fortwo, cabrio und forfour) vor, die bei uns Anfang 2017 in den Handel kommt.
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