Elektrische Luxus-Limousine will mit dem MBUX Hyperscreen neue Maßstäbe setzen.
Kurz bevor Mercedes die Serienversion des EQS enthüllt, geben die Stuttgarter noch einmal einen Vorgeschmack auf ihr künftiges Elektroauto-Flaggschiff. Dieses steht – wie berichtet – auf einer modularen Architektur für Elektrofahrzeuge der Luxus- und Oberklasse, auf der auch die kommenden Modelle EQE, EQE SUV und EQS SUV aufbauen. Die Luxus-Limousine wird zwar gerne als elektrische S-Klasse bezeichnet, hat mit den ebenfalls noch taufrischen Verbrenner-Modellen jedoch nichts gemein. Außer dass sie ebenfalls in der Factory 56 im Werk Sindelfingen gefertigt wird. Als Hauptkonkurrenten zählen neben dem Tesla Model S auch die kommenden Elektroauto-Limousinen von Nio (ET7) und Lucid Motors (Air). Audi e-tron GT und Porsche Taycan sind doch etwas sportlicher und im Innenraum kompakter ausgerichtet.
MBUX Hyperscreen
Doch zurück zum EQS. Kurz vor der Weltpremiere gibt es nun erste offizielle Fotos vom Cockpit. Dieses ist aber eigentlich auch kein Geheimnis mehr. Denn Mercedes hat das neue Cockpit, welches auch das bewährte Infotainmentsystem MBUX (Mercedes-Benz User Experience) auf eine neue Ebene hieven soll, bereits Anfang des Jahres präsentiert . Damals gab es aber nur das Hightech-Armaturenbrett, das MBUX Hyperscreen heißt, zu sehen. Nun wissen wir auch, wie es aussieht, wenn es direkt im Fahrzeug integriert ist. Und dabei ist zu sehen, dass Mercedes das 141 Zentimeter breite, gewölbte Bildschirmband ziemlich elegant eingebettet hat.
Elegant integriert
Der konkave Bildschirm breitet sich von der linken bis zur rechten A-Säule vor den Insassen aus. Neben der schieren Größe dürfte auch die detailverliebte Ausführung für einen „Wow“-Effekt sorgen. Denn der MBUX Hyperscreen ist minimalistisch in die Instrumententafel integriert. Nur ein dünner Rahmen (in Silver Shadow), ein Düsenband und eine schmale Lederbank fassen ihn ein. Das Düsenband erstreckt sich oben über die gesamte Breite und ist zugleich sehr flach. Passend dazu gibt es klar gestaltete Türtafeln sowie traditionelle Materialien und Farben. Im Dunkeln sorgt zudem die in vielen Farben einstellbare Ambientebeleuchtung für das passende Flair.
Laut Mercedes ist der MBUX Hyperscreen optional erhältlich. Die Standardausführung dürfte sich stärker an der aktuellen S- und C-Klasse orientieren. Beim MBUX Hyperscreen gehen die drei Displays scheinbar nahtlos ineinander über. Somit besteht eigentlich das gesamte Armaturenbrett aus Monitoren, die sich hinter einem gemeinsamen Deckglas befinden. Davon profitieren freilich auch die Mitfahrer: Mit bis zu sieben Profilen kann der Anzeigebereich für den Beifahrer individualisiert werden. Die Entertainmentfunktionen des Beifahrer-Displays sind während der Fahrt allerdings nur im Rahmen der länderabhängigen gesetzlichen Vorschriften verfügbar. Ist der Beifahrersitz nicht belegt, wird der Bildschirm zum digitalen Zierteil. In diesem Fall werden animierte Sterne dargestellt.
Touch-Feedback und immense Rechenpower
Die Bedienung erfolgt auch hier entweder über Toucheingabe, das Multifunktionslenkrad oder die Sprachsteuerung. Für die haptische Rückmeldung bei der Touch-Bedienung sitzen insgesamt 12 Aktuatoren unter den Touchscreen-Flächen. Berührt der Finger dort bestimmte Stellen, sollen sie eine spürbare Vibration der Deckscheibe auslösen. Dieses haptische Feedback kennen wir das bereits von diversen Audi-Modellen. Der EQS verfügt natürlich über eine schier unüberschaubare Menge an Funktionen. Damit dabei alles nahtlos und ruckelfrei läuft, ist eine immense Rechenpower notwendig: 8 CPU-Kerne, 24 Gigabyte RAM und 46,4 GB pro Sekunde RAM-Speicherbandbreite gehören zu den technischen Daten vom neuen MBUX (in der S-Klasse sind es "nur" 16 GB RAM).
Glasklare Darstellung
Für eine brillante Darstellung sorgt bei Zentral- und Beifahrer-Display die OLED-Technologie. Wie bei modernen Fernsehern gibt es also auch hier einen besonders hohen Kontrast unabhängig vom Blickwinkel und den Lichtverhältnissen. Alle Grafiken sind in einer neuen Farbwelt (Blau/Orange) gestaltet. Diese dürfte künftig in allen neuen EQ-Modellen zum Einsatz kommen. Die klassische Cockpit-Anzeige mit zwei Rundinstrumenten wurde mit einem digitalen Laserschwert in einer Glaslinse umgesetzt. Um den Fahrer nicht mit zu vielen Funktionen und Ansichten zu verwirren, wurden auch die Anzeigenstile der verschiedenen Fahrmodi angepasst. Ein Beispiel dafür ist der Anzeigestil EV-Modus. Hier werden Funktionen des Elektroantriebs wie Boost oder Rekuperation auf eine neue Weise, mit einer sich räumlich bewegenden Spange, dargestellt. Zwischen diesen Spangen bewegt sich schwebend ein linsenförmiges Objekt. Es folgt der Schwerkraft und bildet somit die G-Force Kräfte ab.
Einfache Bedienung dank KI
Darüber hinaus haben sich die Mercedes-Entwickler auch etwas für die einfachere Bedienung der zahlreichen Funktionen einfallen lassen. Um die einzelnen Bedienschritte zu reduzieren, wurde mit Hilfe künstlicher Intelligenz (KI) eine Benutzeroberfläche mit kontextsensitivem Bewusstsein entwickelt. Dazu hat Mercedes das Nutzungsverhalten der ersten MBUX Generation untersucht. Die allermeisten Anwendungsfälle fallen demnach in die Bereiche Navigation, Radio/Media und Telefonie. Die Navigationsapplikation steht beim EQS daher immer im Zentrum der Bildschirmeinheit. Laut den Entwicklern soll der MBUX Hyperscreen proaktiv und unterstützt durch KI stets die für den Anwender richtigen Funktionen zur richtigen Zeit einblenden. Wie das genau funktioniert, zeigen folgende vier Beispiele, bei denen der Fahrer die Vorschläge mit einem Klick annehmen oder ablehnen kann:
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Wer dienstagabends auf dem Nachhauseweg immer einen bestimmten Freund anruft, bekommt einen entsprechenden Anruf künftig an diesem Wochentag und zu dieser Uhrzeit vorgeschlagen. Dabei erscheint eine Visitenkarte mit dessen Kontaktinfos, und – wenn hinterlegt - dessen Bild. Alle Vorschläge von MBUX sind an das Profil des Nutzers gekoppelt. Fährt an einem Dienstagabend jemand anderes den EQS, unterbleibt also diese Empfehlung – beziehungsweise es kommt eine andere, abhängig von den Vorlieben des jeweils anderen Nutzers.
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Verwendet der EQS Fahrer im Winter regelmäßig die Massagefunktion nach dem Hot-Stone-Prinzip, lernt das System dazu und schlägt ihm die Komfortfunktion bei winterlichen Temperaturen automatisch vor.
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Schaltet der Benutzer regelmäßig zur Sitzheizung beispielsweise auch die Heizung von Lenkrad und von weiteren Flächen ein, wird ihm das vorgeschlagen, sobald er die Sitzheizung betätigt.
- Das Fahrwerk des EQS kann angehoben werden, um mehr Bodenfreiheit zu bieten. Eine nützliche Funktion bei steilen Garageneinfahrten oder Schwellen zur Verkehrsberuhigung am Boden („sleeping policemen“). MBUX merkt sich die GPS-Position, an der der Nutzer Gebrauch von der „Vehicle-Lift-Up“-Funktion gemacht hat. Nähert sich das Fahrzeug erneut der GPS-Position, schlägt das System selbstständig vor, den EQS anzuheben. Ein ähnliche Funktion bietet auch der neue Porsche 911 Turbo (S).
Verfügbarkeit
Die Serienversion des EQS feiert noch im Frühjahr ihre Weltpremiere. In Europa kommt die elektrische Limousine in diesem August auf den Markt. Sie ist nach EQA , EQC und EQV das vierte aktuelle Elektroauto von Mercedes. Laut Mercedes wird der EQS eine Reichweite von über 700 Kilometer und somit auch diesbezüglich auf Tesla-Niveau liegen.
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