Wir wagten im Rahmen der European Mobility Week den Selbstversuch.
Vom 16. bis 22. September 2017 fand in vielen europäischen Städten die European Mobility Week statt. Auch Wien war an der Initiative der EU-Kommission beteiligt. Die sieben Tage standen ganz im Zeichen der "Zukunft der Mobilität". Im Trend liegt der Mobilitäts-Mix sagen Experten, denn kaum jemand setzt nur mehr auf ein Fortbewegungsmittel.
Uber initiierte eigenen Challenge
Klar, dass sich aufgrund dieses Themas auch der Fahrdienstleister Uber an der European Mobility Week beteiligte. Das Technologieunternehmen veranstaltete im Rahmen der Mobilitätswoche sogar eine Aktion. Konkret handelte es sich dabei um die #DitchYourKeys Challenge. Die Herausforderung lautete: der Autoschlüssel wird für eine Woche abgegeben, stattdessen bewegt man sich ausschließlich mit Öffis oder dem Smartphone (Mobility Apps wie Uber, car2go, DriveNow, etc.) fort. Als prominentes Testimonial konnte Uber den heimischen Langstreckenrennfahrer Dominik Kraihammer für sich gewinnen. Selbst der Vollblut-Racer ließ sich auf das Experiment ohne eigenes Auto ein und dokumentierte seine Erfahrungen via Social Media.
Selbstversuch
Da wollten wir nicht nachstehen und haben uns ebenfalls an der Challenge beteiligt (siehe auch Video). Dabei zeigte sich, dass Wien in Sachen Mobilitäts-Mix hervorragend aufgestellt ist.
Öffis
Das Netz an öffentlichen Verkehrsmitteln lässt in Wien kaum Wünsche offen. Mit Bus, Bim und U-Bahn kommt man nahezu überall hin. Dank der Qando-App (Wiener Linien) sieht man auch in Echtzeit, wie lange man auf die nächste U-Bahn, etc. warten muss. Weiters punkten die Öffis mit den vergleichsweise günstigen Preisen. Nachteile sind der Platzmangel zu Stoßzeiten, Verspätungen aufgrund von technischen Problemen, die eingeschränkte Transportmöglichkeit von Gepäck oder Einkäufen sowie die nicht immer angenehme Geruchkulisse. Zudem kann es auf längeren Strecken passieren, dass man oft umsteigen muss, was dann zu langen Anfahrtszeiten führen kann. Insgesamt ist man mit den öffentlichen Verkehrsmitteln aber gut und günstig unterwegs.
Carsharing
Dank car2go (700 Fahrzeuge) und DriveNow (500 Fahrzeuge) kann sich das Carsharingangebot ebenfalls sehen lassen. Die beiden Branchen-Riesen punkten mit einfacher Handhabung und flexiblen Stellplätzen. Das sogenannte free-floating System, bei dem man das Auto im Stadtgebiet fast überall abstellen kann, ist ein großer Pluspunkt. Nach einer (kostenpflichtigen) Registrierung funktioniert das Carsharing per App. Am Smartphone sieht man wo das nächste Auto steht, wird per Navigation zu diesem hin gelotst und kann es auch über das Handy aufsperren. Nach der Fahrt meldet man sich per Smartphone ab und das Auto steht für den nächsten Kunden bereit. Bei DriveNow sind sogar Elektroautos (BMW i3) und Cabrios (BMW 2er) verfügbar. Da auch größere Fahrzeuge im Pool sind, kann man auch Wochenendeinkäufe erledigen oder etwas sperrigere Gegenstände transportieren. Das hat aber auch seinen Preis. Denn die Kosten hängen auch vom jeweils gewählten Fahrzeugmodell ab. Negativ fiel uns im Rahmen der Challenge auf, dass die Autos innen nicht immer sauber waren, dass man trotz kurzen Gehwegen bei Regen ordentlich nass werden kann und dass das Entsperren per Smartphone nicht immer gleich beim ersten Versuch klappte.
Uber
Da die #DitchYourKeys Challenge von Uber ins Leben gerufen wurde, haben wir natürlich auch den Fahrdienstleister getestet. Auch hier ist die Handhabung denkbar einfach. Man muss sich nur die kostenlose App herunterladen und sich mit E-Mail-Adresse und Telefonnummer registrieren. Als Bezahlmethode stehen Kreditkarte oder PayPal zur Wahl. Dann kann man auch schon loslegen. Einfach die gewünschte Zieladresse eingeben und schon bekommt man angezeigt, wie viel die Fahrt kosten wird. Wenn man dann das Uber-Auto bestellt, sieht man auch noch um welches Fahrzeug es sich handelt und wie der Fahrer oder die Fahrerin aussieht. Eine derartige Transparenz würde man sich auch bei Taxis gerne wünschen. Darüber hinaus wird am Smartphone in Echtzeit angezeigt, wie weit das Auto noch weg ist. Im Test mussten wir nie länger als vier Minuten bis zum Eintreffen warten. Kurz vor dem Eintreffen bekommt man dann noch eine SMS zugeschickt, dass der Fahrer gleich da ist. Die Fahrzeuge waren stets sauber und die Fahrer, die auch das Gepäck einladen, freundlich. Ist man am Ziel angelangt, muss man nur mehr aussteigen – bezahlt wird ja über die App. Im Rahmen unserer Challenge-Teilnahme war Uber eindeutig das komfortabelste Fortbewegungsmittel. Dieser Komfort ist aber auch etwas teurer als bei den Öffis. Doch für den breit gefächerten Mobilitäts-Mix ist der Fahrdienst eindeutig eine Bereicherung.
Wie Uber insgesamt in Wien ankommt und was der Grund für das Engagement bei der Mobilitätswoche war, wollten wir aus erster Hand wissen. Deshalb sind wir – standesgemäß per Uber – am vorletzten Tag der European Mobility Week zum Uber-Österreich-Chef Andreas Weinberger gefahren. Im Interview (siehe Video) sagte er uns, dass er mit der Entwicklung sehr zufrieden ist. Uber ist in Wien bereits seit drei Jahren am Start, werde mittlerweile quer durch alle Altersschichten genutzt und baut sein Angebot (Stichwort: Essensauslieferungen) immer weiter aus. Die meisten Fahrten werden übrigens am Abend und an Wochenenden gebucht. Darüber hinaus gibt es aber auch Spontanfahrten - z.B. wenn ein Kunde nach dem Besuch im Supermarkt merkt, dass der Einkauf doch etwas größer ausgefallen ist. Da ist es gut, wenn man sich mit einem Auto nachhause fahren lassen kann. Mittlerweile konnte Uber in Wien die durchschnittliche Wartezeit auf rund fünf Minuten reduzieren, so Weinberger. Ein weiterer Grund, weshalb der Fahrdienst bei uns immer beliebter wird. Ein ausführlicher Bericht über das Interview mit dem Uber-Österreich-Chef folgt nächste Woche.
Fazit
Am Ende der #DitchYourKeys Challenge können wir festhalten, dass es in Wien kein Problem ist, sein eigenes Auto öfters mal stehen zu lassen. Der hier angebotene Mobilitäts-Mix ist wirklich sehr umfangreich. Wenn man die verschiedenen Fortbewegungsmittel gut kombiniert, kommt man auch schnell, sicher und günstig an das gewünschte Ziel. Die Öffis sind günstig, Carsharing-Anbieter erlauben Flexibilität und Uber setzt in Sachen Komfort und Service Maßstäbe. Wer will, kann diese Fortbewegungsmittel auch noch um das Fahrrad erweitern. Mittlerweile gibt es in Wien drei große Anbieter, die ihre Bikes ebenfalls per App vermieten. Von uns bekommt Wien für seinen Mobilitäts-Mix jedenfalls ein gutes Zeugnis. Da dürften Teilnehmer der European Mobility Week und der #DitchYourKeys Challenge in anderen europäischen Städten deutlich mehr Probleme gehabt haben.