Mittelmotor & Kampfpreis
Neue Corvette C8 ist ein Porsche-911-Killer
22.07.2019
Der US-Stachelrochen mischt Ferrari, McLaren, Porsche & Co. endgültig auf.
Von vielen Autofans wurde die Corvette bisher belächelt und als möchtegern Sporwagen abgestempelt. Echten Kennern blieb jedoch nicht verborgen, dass es bereits die letzte Generation (C7) mit hochkarätigen Sportwagen aufnehmen konnte. Und mit der brandneuen C8 dürften nun auch die letzten Skeptiker überzeugt werden. Denn GM hat bei der neuen Generation seiner Sportwagen-Ikone keinen Stein auf dem anderen gelassen. Erstmals kommt die „Vette“ mit einem Mittelmotor daher.
Antrieb und Performance
Bei der neuen Corvette C8 Stingray (deutsch: Stachelrochen) sitzt das Triebwerk also direkt hinter Fahrer und Beifahrer. Das sorgt nicht nur für völlig andere Proportionen, sondern auch für ein ganz anderes Fahrverhalten. Zunächst zum Motor. In der in den USA Anfang 2020 startenden Basisvariante verrichtet ein 6,2 Liter große V8-Sauger seinen Dienst. Dieser leistet 495 PS und wuchtet ein maximales Drehmoment von 637 Nm auf die Kurbelwelle. So gerüstet, katapultiert sich der heckgetriebene US-Sportler in exakt drei Sekunden aus dem Stand auf Tempo 100. Die genaue Höchstgeschwindigkeit wurde noch nicht verraten, liegt laut GM jedoch jenseits der 300 km/h. Zum Vergleich: Der neue Porsche 911 Carrera S (450 PS) inklusive optionalem Chrono-Paket braucht für den Standardsprint 3,5 Sekunden und erreicht maximal 308 km/h. Bei der Kraftübertragung vertraut die C8 auf ein Achtgang-Doppelkupplungsgetriebe von Tremec, das über Lenkrad-Paddel auch manuell bedient werden kann. Dem Fahrer stehen fünf Modi zur Verfügung: wie bisher "Tour", "Sport", "Track" und nun neu "Mymode" sowie "Z-Mode". Je nach gewähltem Modus werden Dinge wie Ansprechverhalten, Schaltgeschwindigkeit, ESP oder Fahrwerk passend abgestimmt. Bei den beiden Letzteren können zudem Motor- und Getriebekennfelder individuell konfiguriert werden.
Fahrdynamik der neuen Corvette C8
Dank Mittelmotor ist die Corvette natürlich weniger kopflastig, was der Agilität beim Einlenken äußerst förderlich sein sollte. Im Standardmodell kommt ein herkömmliches Fahrwerk zum Einsatz, das jedoch ein echtes Highlight bietet. Es verfügt über eine schnelle Lift-Funktion. Per Knopfdrück hebt sich die Vorderachse in 2,8 Sekunden (bis zu 38 km/h) um vier Zentimeter an. So sind auch fiese Bodenschwellen kein Problem mehr. Dieses System verfügt auch über eine Automatikfunktion, die auf GPS-Daten des Navis zurückgreift. Wer adaptive Dämpfer („Magnetic Ride“) will, muss zum Paket „Z51“ greifen. Dann ist die Spreizung zwischen Komfort und Sportlichkeit noch größer. In dem Performance-Paket sind zudem ein Sportauspuff, eine andere Achsübersetzung, eine bessere Aerodynamik, eine modifizierte Kühlung sowie eine größere Bremsanlage an Bord. Letztere lässt aber selbst im Basismodell nichts anbrennen: 321 Millimeter große Scheiben an der Vorderachse und 339 Millimeter großen Scheiben an der Hinterachse sind stets Standard.
Design und Abmessungen
Trotz des radikalen Konzeptwechsels ist die Vette nach wie vor sofort als solche zu erkennen. Die Proportionen sind dennoch völlig neu. Die Corvette C8 Stingray ist 4,63 m lang, 1,93 m breit und 1,23 m flach. Der lange Radstand von 2,72 Meter sorgt in Kombination mit den kurzen Überhängen und der keilförmigen Optik für eine äußerst dynamische Seitenansicht. Hier sticht auch das um stolze 42 Zentimeter nach vorne gewanderte Cockpit ins Auge. Mit der enorm langen Motorhaube ist es also vorbei. Seitlich erinnert der US-Sportler nun an aktuelle Mittelmotor-Modelle von Ferrari oder McLaren . Die Radhäuser werden vorn von 19- und hinten von 20-Zöllern ausgefüllt. Vorne gibt es sehr große Lufteinlässe und scharf geschnittene LED-Scheinwerfer, die weit in die Karosserie hinein reichen. Das Heck erinnert noch am stärksten an die C7. Hier vertrauen die Designer nach wie vor auf den klassischen Look mit den vier markanten Leuchten. Hinter dem unter eine Plexiglasscheibe platzierten V8 und unter der vorderen Haube warten zwei Kofferräume mit insgesamt 357 Liter Volumen. Im Heck findet bei Bedarf auch das herausnehmbare Hardtop Platz, das die Corvette wie gehabt zum Roadster macht.
Innenraum
Das Cockpit ist ebenfalls völlig neu. Fahrer und Beifahrer werden von einer breiten Mittelkonsole getrennt. Das digitale Kombiinstrument und der 12 Zoll große Touchscreen des Infotainmentsystems sind dem Fahrer zugewandt. Zur Bedienung stehen weiters eine Spracheingabe sowie eine schmale Tastenleiste auf der ansteigenden Mittelkonsole zur Verfügung. Das Multimedia-System ist natürlich voll vernetzt und stets online. Navikarten-Updates kommen „over the air“ ins Fahrzeug. Kompatible Smartphones lassen sich auch via NFC (Near Field Communication) koppeln und in einer Induktionsschale kabellos aufladen. Zu den serienmäßigen Komfortfeatures zählen u.a. elektrisch verstellbare Sitze mit Memoryfunktion, Bose-Soundsystem, Lederausstattung oder beheizbares Lenkrad.
Verfügbarkeit und (Kampf-)Preis
Die neue Corvette C8 Stringray läuft ab Ende 2019 in GMs US-Werk Bowling Green (Kentucky) vom Band. Preislich sticht der „Stachelrochen“ seine europäischen Konkurrenten deutlich aus. In den USA wird das Basismodell der neuen Vette umgerechnet rund 60.000 Euro kosten. Zum Vergleich: Bei uns kostet der neue 911 Carrera S mindestens 145.583 Euro.