Kilometerabhängig statt Vignette

Neue EU-Maut könnte Pendler 1.700 Euro kosten

01.06.2017

Heimische Autofahrerklubs sind gegen die Pläne der Kommission.

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Die am Mittwoch vorgestellten Vorschläge der EU-Kommission für eine Neugestaltung des Mautsystems stoßen auch bei den heimischen Autofahrerklubs ÖAMTC und ARBÖ auf Ablehnung. Laut ihnen würde das neue von der EU-Kommission angestrebte kilometerabhängige Mautsystem, das das in Österreich geltende Vignetten -System obsolet machen würde, zu einer Verteuerung für die Autofahrer führen.

ÖAMTC: Extreme Mehrkosten für Pendler

Der ÖAMTC erteilt den aktuellen Plänen zu einem europaweiten, kilometerabhängigen "Road Pricing" eine klare Absage. Demnach soll die Bemautung durch Vignetten, wie sie auch in Österreich gilt, in einigen Jahren abgeschafft werden. "Kilometerabhängiges Road Pricing hilft weder den Wenigfahrern noch der Umwelt", kritisiert Bernhard Wiesinger, Leiter der ÖAMTC-Interessenvertretung. "Road Pricing zielt einzig und alleine darauf ab, den Staatskassen zusätzliche Einnahmen von Autofahrern zu bescheren." Denn auch, wer wenig fährt, würde dann mehr bezahlen. Damit sich Road Pricing in Österreich rechnet, müssten laut diverser Studien nämlich pro Kilometer mindestens fünf Cent eingehoben werden. "Ein Pendler, der 235-mal im Jahr von Kufstein nach Innsbruck fährt, hätte dadurch Mehrkosten von rund 1.700 Euro. Wer von Gmunden nach Linz pendelt, müsste durch eine solche Umstellung rund 1.400 Euro mehr zahlen", rechnet Wiesinger vor.

>>>Nachlesen: EU will uns kilometerabhängige Maut aufzwingen

Harsche Kritik vom ARBÖ

"Das heimische System funktioniert einwandfrei und bietet Autofahrern Kostensicherheit. Es ist nicht einzusehen, dass daran etwas geändert werden soll. Sozial schwache Personengruppen würde eine derartige Maßnahme übermäßig hart treffen", wettert ARBÖ-Chef Gerald Kumnig gegen diese "Schnapsidee" der EU-Kommission. Nach deren Vorschlag sollte die Vignette durch ein System ersetzt werden, bei dem pro gefahrenen Kilometer Gebühren anfallen.

"Insbesondere für Pendler wäre dies eine enorme und untragbare Belastung. Diese Österreicher müssten abermals tief in die Tasche greifen, damit sie zu ihrer Arbeitsstelle kommen. Scheinbar hat sich die EU derzeit auf die österreichischen Pendler eingeschossen. Zuerst gibt es grünes Licht für die deutsche Autobahnmaut und jetzt sollen die Autofahrer auch für die Benützung der heimischen Autobahnen mehr bezahlen", ärgert sich Kumnig.

EU weist Vorwürfe zurück

Die EU-Kommission hat unterdessen versichert, dass ihr Vorschlag für eine neue europaweite Maut nicht zu einer Verteuerung für die Straßenbenutzer führen wird. So sehe der Vorschlag nicht vor, dass die EU-Staaten Mauten einführen oder die Gebühren anheben, erklärte die Kommission. EU-Kommissionsvize Maros Sefkovic betonte, Null-Emissionen-Autos sollen sogar um 75 Prozent weniger Maut zahlen. Die zuständige EU-Verkehrskommissarin Violeta Bulc betonte, der EU-Kommission gehe es um den Grundsatz "Der Nutzer/Verschmutzer zahlt". So könnten die Staaten auch externe Kosten wie Lärm, Umwelt und Stau in der Mautberechnung berücksichtigen. Das künftige Gebührensystem werde effizienter sein und ein deutlich besseres Preis-Leistungs-Verhältnis haben, überdies könnten neue Dienstleistungen hinzugefügt werden. Die kilometerabhängige Maut soll für alle EU-Länder, die dann über Straßenbenützungsgebühren verfügen, ab 2023 für Lkw und ab 2027 für Pkw gelten, erklärte Bulc.

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