Erlkönig auf Testfahrt
Neue G-Klasse auf Klettertour nahe Graz
05.01.2018
Nach fast 40 Jahren wird die Offroad-Ikone komplett erneuert.
Wie berichtet, feiert die neue G-Klasse auf der Detroit Autoshow 2018 (14. bis zum 29. Jänner) ihre Weltpremiere. Zuletzt hat Mercedes bereits gezeigt, wie das Cockpit der zweiten Generation der Offroad-Ikone aussehen wird und wie sich die Platzverhältnisse im Innenraum verbessern. Die erste Generation wurde seit 1979 in Graz gebaut und auch die neue G-Klasse läuft wieder bei Magna in Österreich vom Band. Und wie alle bisherigen Generationen muss auch der Newcomer den Schöckl bezwingen. Den 1.445 Meter hohen Hausberg der Grazer nutzt Mercedes seit Jahrzehnten als Teststrecke. Die 5,6 Kilometer lange Route enthält Steigungen von bis zu 60 Prozent und Seitenneigungen bis zu 40 Prozent. Gut 2.000 (strapaziöse) Kilometer auf diesem hoch anspruchsvollen Kurs muss ein „G“ in der Entwicklungsphase überstehen. Wie Testfahrten mit einer noch leicht getarnten G‑Klasse zeigen, meistert die neue Generation diese Herausforderung mit (noch) mehr Kontrolle und Komfort. Das mittlerweile weltweit bekannte Abzeichen "Schöckl proved" hat sie sich also schon verdient.
Trotz Tarnung gut erkennbar: Mercedes tastet das Design kaum an.
Klassisches Design
Darüber hinaus zeigen die Erlkönig-Fotos und das –Video, dass sich die G-Klasse außen komplett treu bleibt. Im Cockpit, sieht das, wie berichtet , ja etwas anders aus. Obwohl es sich um eine völlige Neukonstruktion handelt, fallen die äußeren Unterschiede erst bei genauerem Hinsehen auf. Dann stechen neben dem deutlichen Breitenzuwachs auch die neuen LED-Rundscheinwerfer, die neuen Außenspiegel und die neuen Rückleuchten ins Auge. An klassischen Elementen wie die aufgesetzten vorderen Blinker und die außen angeschlagenen Scharniere hält Mercedes zum Glück fest. Außerdem bleibt die G-Klasse im Vergleich zu den aktuellen SUVs ein echter Geländegänger. Die legendären Klettereigenschaften wurden sogar noch einmal verbessert.
Echter Geländegänger
Kein Wucher, schließlich war laut Mercedes übergeordnetes Ziel der Entwicklung, die neue G‑Klasse im Gelände noch leistungsfähiger werden zu lassen. Der G bleibt also ein echter G – unter anderem dank seines serienmäßigen Leiterrahmens, der drei 100‑prozentigen Differenzialsperren und der Geländeuntersetzung Low Range. Das Fahrwerk besteht nun aus einer Einzelradaufhängung mit Doppelquerlenker-Vorderachse in Kombination mit einer starren Hinterachse. Für lange Federwege und eine ordentliche Bodenfreiheit sorgt die höhergelegte Achse mit Einzelradaufhängung, die über eine Domstrebe zusätzlich die Steifigkeit der Karosserie erhöht. Für besonders belastende Einsätze sind darüber hinaus optional All-Terrain-Reifen im 18‑Zoll-Formal erhältlich.
Die legendären Offroad-Eigenschaften wurden noch einmal verbessert.
Beeindruckende Offroad-Werte
Folgende Eigenschaften lassen Offroad-Fans aufhorchen: Die Komponenten der Doppelquerlenker-Vorderachse sind ohne Fahrschemel direkt am Leiterrahmen befestigt. Die Anbindungspunkte am Rahmen des unteren Querlenkers in Z‑Richtung sind so weit oben wie möglich oben positioniert. Die neue starre Hinterachse wird mit vier Längslenkern auf jeder Seite und einem Panhardstab geführt. Die versprochenen Geländeeigenschaften lassen sich zwar nur als Fahrer so richtig erleben, dennoch zeigen die folgenden Werte, dass die G-Klasse-Entwickler ihr Versprechen einhalten:
- Steigfähigkeit bis zu 100 % bei entsprechendem Untergrund
- Bodenfreiheit zwischen den Achsen, 241 Millimeter (+ 6 Millimeter)
- Maximale Wattiefe von jetzt 70 cm bei Wasser- und Schlammpassagen (+ 10 cm)
- Fahrstabil bei Schräglagen von 35°(+ 7°)
- Böschungswinkel hinten: 30°, vorne: 31° (+ 1°)
- Rampenwinkel: 26° (+ 1°)
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Federwege: Vorderachse: Ein-/Ausfederweg von 85/100 Millimetern;
Hinterachse: Ein-/Ausfederweg von 82/142 Millimetern
Neuer G-Modus und neue Automatik
Auch bei der Offroad-Elektronik hat die neue Generation noch einmal nachgelegt. Hier sticht vor allem der neue „G-Mode“ heraus: Unabhängig vom gewählten Fahrprogramm wechselt die G‑Klasse in den „G‑Mode“, sobald eine der drei Differenzialsperren aktiviert oder die Geländeuntersetzung (Low Range) eingelegt wird. Dieser Offroad-Modus passt die Verstelldämpfung des Fahrwerks und die Lenkung sowie die Gaspedalkennlinie an, vermeidet unnötige Schaltungen und sorgt für maximale Geländegängigkeit.
Für die Kraftübertragung wurde das Wandler-Automatikgetriebe (9G‑T ronic) speziell auf die Anforderungen der Offroad-Ikone abgestimmt. Durch die eigenständige Software-Applikation konnten die Entwickler die Schalt- und Reaktionszeiten des 9‑Gang-Getriebes verkürzen. Die Geländeuntersetzung ist im Getriebemodus „N“ über den Low Range Schalter bis zu einer Geschwindigkeit von 40 km/h zuschaltbar. Von Low Range auf High Range ist die Umstellung bis 70 km/h möglich.
Auf Wunsch gibt es nun auch für die G-Klasse das Widescreen-Cockpit.
Vogelperspektive und Offroad-Bildschirm
Dank der optionalen 360-Grad-Kamera, der Rückfahrkamera und drei weiteren Kameras ist eine Rundumsicht aus der Vogelperspektive möglich. So bleiben Hindernisse, die sich unterhalb der Fensterlinie oder vor dem Fahrzeug befinden, wie zum Beispiel eine Kuppe, nicht verborgen. Die Informationen lassen sich in unterschiedlichen auswählbaren Ansichten auf dem Full-HD-Display des Multimediasystems darstellen. Dynamische Hilfslinien zeigen den Fahrweg und die Breite der G‑Klasse an. Der speziell für die G‑Klasse entwickelte Offroad-Bildschirm informiert zudem über Daten wie Höhe, Steigung, Schräglage, Kompass, Lenkeinschlag und aktivierte Differenzialsperren.
>>>Nachlesen: Mercedes zeigt Cockpit der neuen G-Klasse (2018)
Fazit
Kurz vor der offiziellen Weltpremiere zeigt sich, dass Mercedes bei der Neuauflage der G-Klasse wohl alles richtig gemacht hat. Das Design wurde nur behutsam geändert, die legendären Offroad-Eigenschaften wurden sogar noch einmal verbessert und der Einzug von moderner Technik macht den Geländegänger umweltfreundlicher und fit für die vernetzte Welt. Einziger Haken an der Sache ist, dass die G-Klasse sicher nicht günstiger wird. Der Einstiegspreis dürfte bei rund 120.000 Euro liegen. Damit bleibt die Offroad-Ikone ein richtig teures Vergnügen, dass sich nur wenige Privatleute leisten können. Dass sie weiterhin (ausschließlich) in Österreich produziert wird, sorgt hierzulande natürlich für viele Pluspunkte.
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