Teurer (Fast-)Alleskönner
Neuer Audi A6 Avant quattro im Test
21.01.2019
Der Nobel-Kombi ist bis auf die Infotainment-Bedienung sehr nahe an perfekt.
Woran misst sich beruflicher Erfolg? An frühem Aufstehen zum Beispiel, wie wir seit Neuestem wissen. Gemeinhin und landläufig allerdings ist noch immer der fahrbare Untersatz symbolträchtigster Hinweis auf erwerbstätige Brillanz. Besonders geeignet dazu ist der noch taufrische A6 Avant: automobiles Sinnbild einer, nach neuer Begrifflichkeit, neoliberalen Haltung, quasi ein blechgewordener Slimfit-Anzug mit sehr hohem Elastan-Anteil im edlen Schurwollstoff: körperbetont, elegant, sportlich, fließend.
Hinter der elektrischen Kofferraumklappe warten bis zu 1.680 Liter Stauraum.
Schön zu verstauen
Vor dem Baumarkt als Transportmittel für, sagen wir mal, Ytong-Ziegel, mag man sich Audis Kombi-Beau gar nicht vorstellen. Eher am Ufer des Neusiedler Sees, wenn ein midlifegebeutelter Mittvierziger das Kitesurf-Equipment entlädt. Platz ist jedenfalls genug: 565 bis 1.680 Liter sind zu befüllen. Das entspricht haargenau dem Wert des Vorgängers, was aber insofern bemerkenswert ist, als die Heckscheibe nun deutlich geneigter ist und somit dem Ansinnen der Progression optischer Dynamik Vorschub leistet. Damit rangiert der Avant auf dem Niveau von BMW 5er Touring und Jaguar XF Sportbrake. Den Volvo V90 überbietet der Ingolstädter sogar, gegen das E-Klasse T-Modell von Mercedes zieht er jedoch den Kürzeren.
Bildschirme mit beeindruckender Grafik, aber etwas kniffliger Bedienung.
Sport-Attitüde
Eine neue Form der Dynamik zeigt der A6 Avant 45 TDI quattro auch in Fahrt. Maßgeblichen Anteil daran hat die Allradlenkung, die die Wendigkeit des 5-Meter-Kombis auf dieselbe Stufe mit der eines deutlich kleineren Modells wie etwa dem A4 Avant stellt. Dazu kommt: das adaptive Highend-Sportfahrwerk, variabler Allrad, die schnelle 8-Gang-Tiptronic und ein 500-Nm-Drehmomentbär von einem 231 PS starken V6-Diesel. Wen interessiert da noch der Kofferraum? Dank Mildhybrid-System via 48-Volt-Bordnetz geht sich auch ein annehmbarer Alltagsverbrauch von etwas über 8 Litern auf 100 km aus. Der SCR-Kat mit Harnstoffeinspritzung sorgt für die Erfüllung der Abgasnorm Euro 6d-Temp. Das Zusammenspiel von Selbstzünder und Automatik funktioniert in dieser Kombination deutlich stimmiger als bei der 286 PS starken Variante (50 TDI). Diese zeigte sich in unserem Test des neuen A7 Sportback weniger harmonisch.
>>>Nachlesen: Alle Österreich-Infos vom Audi A6 Avant (2018)
Digital-Allüren
Beeindruckend auch das Cockpit mit seinen drei hochauflösenden Bildschirmen – zumindest optisch. Die Bedienung der beiden Touchscreens gelingt trotz haptischem Feedback nicht ganz friktionsfrei. Da braucht es schon eine gewisse Eingewöhnungszeit, um die wichtigsten Funktionen halbwegs ablenkungsfrei steuern zu können. Und die Sprachsteuerung hat, verglichen mit jener von Mercedes (MBUX), noch Entwicklungspotenzial. Und wenn wir schon beim Kritisieren sind: Etwas mehr Ablagen wären im weitläufigen Cockpit ebenfalls wünschenswert. Dafür entsprechen die penible Verarbeitung und die exquisite Materialqualität dem hohen Preisniveau. Dank zahlreichen Extras hat sich der Einstiegspreis von 65.730 Euro (A6 Avant 45 TDi quattro) bei unserem Testauto fast verdoppelt. Um sich die 116.000 Euro leisten zu können, müssen selbst Gutverdiener wohl sehr oft ziemlich früh aufstehen… (Christian Zacharnik/set)
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Technische Daten
- Motor: 3,0 Liter 6-Zylinder-Diesel
- Leistung: 231 PS und 500 Nm
- Fahrleistungen: 0 bis 100 km/h in 6,5 Sek, Spitze: 250 km/h
- Antrieb: Allrad; 8-Gang-Automatik
- Verbrauch: Test: 8,3 l/100 km
- Abmessungen: 4,94 x 1,89 x 1,47 Meter (LxBxH)
- Kofferraum: 565 bis 1.680 Liter
- Preis (Testwagen): 116.005 Euro
>>>Nachlesen: Neuer Audi A7 Sportback im Test