Briten schicken ihr Erfolgsmodell nach 14 Jahren in die technische Zukunft.
Als Bentley 2003 den Continental GT einführte, konnte niemand ahnen, wie erfolgreich das große Coupé, von dem später auch ein Cabrio (GTC) gelauncht wurde, tatsächlich wird. Doch mittlerweile steht fest, dass sich der auf dem VW Phaeton basierende Zweitürer zum erfolgreichsten Modell der Markengeschichte entwickelt hat. Obwohl die Baureihe in den 15 Jahren nur ein dezentes Facelift (2011) erhalten hat, verkaufte sie sich bis zuletzt hervorragend. Dafür sorgten natürlich auch Sondermodelle wie etwa die vor wenigen Wochen gelaunchte „ Galene Edition " von Mulliner. Doch nun ist es Zeit für den Nachfolger. Bentley stellt auf der IAA in Frankfurt (ab 14. September 2017) den neuen Continental GT vor. Und dieser katapultiert die Marke erneut in ein völlig neues Zeitalter. Derart digitalisiert rollte noch kein Modell der Briten aus den Werkshallen. Hier kann nicht einmal der noch ziemlich frische Bentayga mithalten. Kein Wunder, schließlich teilt sich das neue Coupé die Plattform mit dem neuen Porsche Panamera und profitiert somit auch von dessen umfangreichen Multimedia-Funktionen.
Design
Optisch ist der neue Continental GT zwar auf den ersten Blick erkennbar, dennoch wirkt er deutlich moderner als sein Vorgänger. Zu den Gemeinsamkeiten zählen u.a. das markante Vieraugengesicht und der riesige Grill. In der neuen Generation wirken die Linien jedoch deutlich fließender, darüber hinaus strahlen die diamantgeschliffenen Scheinwerfer mit topaktueller Matrix-LED-Technologie (jede LED kann einzeln aktiviert werden). Die Silhouette ist ein Paradebeispiel für große Coupés. Vorne gibt es eine längere Motorhaube, die 21-Zoll-Räder (22 Zoll optional) rückten 13,5 cm nach vorne, was für einen kürzeren Überhang sorgt, die Dachlinie läuft fließend nach hinten aus und trifft dort auf ein kurzes knackiges Heck. Ausgestellte Radhäuser, bündig integrierte Seitenschweller, der nach oben öffnende Tankdeckel, die ovalen Endrohre und die nach hinten hochgezogene, chromumrandete Fensterlinie runden den stimmigen Auftritt ab. Insgesamt wirkt der neue Continental flacher, gestreckter und breiter als sein Vorgänger. Damit wird er auch dem sportlichen Anspruch der Marke gerecht. Bentley sieht sich ja im Gegensatz zu Rolls Royce als Fahrermarke und diese werden mit dem neuen Coupé sicher ihre Freude haben.
Innenraum mit James-Bond-Feature
Da viele Kunden ihren Bentley nur aufgrund des noblen Innenraums kaufen, mussten die Entwickler ganz genau aufpassen, um den richtigen Mix aus moderner Technologie und klassischem Design hinzubekommen. Doch diese schwierige Aufgabe scheint ihnen perfekt gelungen zu sein. Im gesamten Interieur dominieren edelste Materialien wie Leder-, Metall- und Holz-Oberflächen. Auf Wunsch kann man sogar den großen, hochauflösenden 12,3 Zoll Touchscreen, der oben in die Mittelkonsole integriert ist, verstecken. Hierfür hat Bentley ein „James-Bond“-Feature namens Rotating Display entwickelt: Auf Knopfdruck in der Mittelkonsole zieht sich der frei konfigurierbare 12,3-Zoll-Bildschirm ein paar Millimeter in den Armaturenträger zurück, dreht sich um 120 Grad und fährt wieder in seine Ursprungsposition. Nun blicken die Augen der verdutzten Passagiere auf drei analoge Rundinstrumente (Außentemperaturanzeige, Kompass und Race Timer). Wem das noch immer zu viel des Guten ist, drückt einfach noch einmal auf den Knopf und das Display dreht sich um weitere 120 Grad. Dann ist nur noch eine edle Holzverkleidung zu sehen.
Beim Kombiinstrument gibt es eine solche Option nicht. Hier blickt man stets auf volldigitalisierte Anzeigen. Bentley hat die hochauflösenden Anzeigen jedoch so gestaltet, dass sie zumindest den klassischen Look nachahmen. Aber auch nur so lange, bis sich der Fahrer z.B. eine große Navigationskarte einblenden lässt. Wie im Bentayga gibt es nun auch im Continental GT ein Head-up-Display, das alle fahrrelevanten Infos in die Frontscheibe projiziert. Ansonsten herrscht im Innenraum Noblesse pur. Selbst im Fond geht es für zwei Erwachsene äußerst geräumig zu. Lediglich der Zustieg nach hinten gestaltet sich aufgrund der fehlenden Türen etwas mühsam. Wem die Luxuseinrichtung von der Stange, die ohnehin zahlreiche Individualisierungsmöglichkeiten (Lackierungen, Ledersorten, Materialien, Felgen, etc.) bietet, nicht reicht, kann sich seinen Continental auch gemeinsam mit der hauseigenen Luxus-Abteilung Mulliner konfigurieren. Hier wird so gut wie jeder Wunsch erfüllt.
Antrieb
Unter der langen Haube verrichtet zum Marktstart ausschließlich der überarbeitete 6,0 Liter W12 seinen Dienst. Später werden auch V8-Triebwerke und wahrscheinlich auch ein Plug-in-Hybridantrieb folgen. Der 12-Zylinder ist mit 635 PS fast so stark wie beim Vorgänger die Speed-Version . Da der Continental GT auch um 130 Kilogramm abgespeckt hat und der Motor ein maximales Drehmoment von 900 Nm auf die Kurbelwelle wuchtet, geht die Beschleunigung des 2-Tonners leicht von der Hand. Die Kraftübertragung an den vollvariablen Allradantrieb nimmt ein Achtgang-Doppelkupplungsgetriebe vor, das im Komfort-Modus äußerst sanft schalten soll. Von null auf 100 km/h spurtet das Coupé in 3,7 Sekunden, maximal ist der noble Brite 333 km/h schnell. Damit die Fuhre auch wieder zum Stehen kommt, verfügt das Auto über eine riesige Bremsanlage (vorn: 10-Kolben/420mm Scheiben, hinten: 4-Kolben/380mm Scheiben). Laut Bentley stößt der Continental GT mit W12-Motor 278 Gramm CO2 pro Kilometer aus, was einem Durchschnittsverbrauch von rund zwölf Litern pro 100 Kilometer entspricht (vorläufige Angaben) .
Fahrwerk
Trotz der Verwandtschaft mit dem Porsche Panamera wird der Continental im Bentley-Stammwerk im englischen Crewe gebaut. Die Gewichtsverteilung wurde von 58 zu 42 auf jetzt 55 zu 45 zwischen vorne und hinten verbessert. Eine neue elektrische Servolenkung ermöglicht den Einsatz von allen gängigen, modernen Assistenzsystemen bis hin zum teilautonomen Fahren im Stop-and-Go-Verkehr. Über den Fahreigenschafts-Regler in der Mittelkonsole lassen sich drei voreingestellte Profile aktivieren: Sport, „B“entley (normal) und Comfort. Unter der vierten Einstellung namens Custom lassen sich die Parameter nach den persönlichen Wünschen konfigurieren. Beeinflusst werden unter anderem die Gaspedalkennlinie, die Dämpfer der neuen Dreikammern-Luftfederung, die Lenkung, das ESP und die Kraftverteilung des Allradantriebs. Ein Teil des Bordnetzes läuft – wie im Bentayga und neuem Cayenne - mit 48 Volt. Nur so können die aufwendigen Stabilisierungssysteme mit ausreichend Energie versorgt werden. Dynamic Ride inklusive Anti-Roll-System ist serienmäßig mit an Bord.
Verfügbarkeit und Fazit
Ausgeliefert wird der neue Bentley Continental ab März 2018. Los geht es - auch dank "NoVA-Höchststrafe" (32 %) - erst ab 259.635 Euro. Dennoch muss man kein Prophet sein, um vorhersagen zu können, dass auch der neue Continental GT ein großer Erfolg wird. Auch wenn die Fußstapfen des Vorgängers groß sind, ist es der neuen Generation durchaus zuzutrauen, dass sie den Erfolg noch einmal toppt. Wir freuen uns bereits auf die Cabrio-Variante, die wohl 2018 vorgestellt wird.
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