So fährt sich der in Österreich gebaute Elektro-Crossover.
Nach den beiden SUVs F-Pace und E-Pace erweitert Jaguar nun seine Palette um einen weiteren Crossover. Konkret handelt es sich dabei um das erste reine Elektroauto der Briten. Der Anfang März vorgestellte I-Pace hat mit dem Einstiegs-SUV eine Gemeinsamkeit, die für heimische Kunden einen großen Pluspunkt darstellen dürfte. Er wird nämlich wie der E-Pace von Magna in Graz gefertigt. Im Juni kommt der Stromer nun in den Handel. Wir konnten ihn im portugiesischen Faro bereits fahren.
Ausgerechnet Jaguar! Ein Auto wie den I-Pace hätte man vielleicht von BMW erwartet oder von Porsche, aber nicht von diesem verhältnismäßig kleinen Hersteller aus Coventry, der bislang mit Elektromobilität so gar nichts am Hut hatte. Lediglich fünf Jahre hat die Entwicklung des I-Pace gedauert. Herausgekommen ist dabei ein nicht nur optisch aufregendes Auto.
Tesla-Killer
Der I-Pace erschüttert geradezu mit seiner elektrotechnischen Perfektion und der grandiosen Spreizung zwischen Sportwagen und tatsächlichem Allrad-Offroader. Und die Frage nach den ersten Test-Kilometern lautet: Wer greift angesichts dieses hoch entwickelten Elektro-SUV noch zu einem (teureren) Tesla Model X? Die Amerikaner verlangen für ihren Elektro-Corssover mindestens 92.050 Euro und dann ist „nur“ ein 75 kWh Akku mit an Bord. Zum Vergleich: Bei Jaguar gibt es ab 78.380 Euro eine Batteriekapazität von 90 kWh.
Nobel und praktisch
Öffnet man die Fahrertür des I-Pace via der feschen ausfahrbaren Griffe und nimmt Platz, findet man sich in einer digitalen (drei Displays), edlen und aufgeräumten Wohnlandschaft wieder. Das Pro Touch Duo Bedienkonzept wurde erstmals beim Konzernbruder Range Rover Velar eingeführt und ist mittlerweile auch in weiteren Modellen der britischen Offraod-Marke im Einsatz. Die Bedienlogik im Jaguar ist gut, die Verarbeitung tadellos, der Platz - auch im Kofferraum (656 bis 1.453 Liter) - für Reisen zu viert ausreichend. Der I-Pace ist in etwa so lang wie ein F-Pace, bietet aufgrund seines Konzepts, das eine extrem kurze Motorhaube ermöglicht, jedoch mehr Platz. Technisch ist natürlich alles verfügbar, was der Automobilbau derzeit hergibt. Von schnellem WLAN-Hotspopt via LTE über Smartphone-Integration bis hin zum teilautonomen Stau- und Autobahnassistenten ist alles im Repertoire.
Offroad-Sportler
Der Druck aufs Strompedal aktiviert die zwei, an der Hinter- und Vorderachse gelegenen E-Motoren die gemeinsam 400 PS ausspielen. Da geht es natürlich im Raketentempo voran. Das maximale Drehmoment von 696 Nm steht vom Start weg zur Verfügung. So gerüstet, beschleunigt der immerhin über 2,1 Tonnen schwere Brite in 4,8 Sekunden aus dem Stand auf Tempo 100. Die Höchstgeschwindigkeit wird bei 200 km/h elektronisch abgeregelt. Ein unsicheres Gefühl kommt dabei nie auf. Die Straßenlage ist dank des tiefen Schwerpunkts (700-kg-Akku im Fahrzeugboden), des unzweifelhaft hohen Fahrwerk-Know-hows von Jaguar, des extrem langen Radstands (fast 3 Meter) und natürlich des Allradsystems exzeptionell. Bei Letzterem wird das Drehmoment für jedes Rad in Echtzeit angepasst. Zudem befähigt es den I-Pace auch zu Ausritten in mittelschweres Gelände, womit Jaguar den ersten wahren Elektro-Offroader geschaffen hätte. Hier stößt er aber aufgrund der 20 Zoll Räder am Testwagen (Serie: 18 Zoll), die einen überraschend guten Straßenkomfort bieten, relativ schnell an seine Grenzen.
Großer Akku und neue Konkurrenten
Die Reichweite des von Jaguar selbst entwickelten 90-kWh-Akkus liegt laut dem neuen, realitätsnahen Messverfahrens WLTP bei 480 Kilometern. Das wird in der Praxis nicht ganz hinkommen, eine Reichweite von rund 400 km ist aber absolut realistisch. An der Haushaltssteckdose (230 Volt) dauert eine Vollladung über 12 Stunden, dank Schnelllademöglichkeit kann der Akku aber binnen 40 Minuten zu 80 Prozent geladen werden. In Europa ist der I-Pace derzeit allein auf weiter Flur. Ende des Jahres und Anfang 2019 bekommt er jedoch zwei harte Konkurrenten, die nach ganz ähnlichem Muster gestrickt sind. Zum einen bringt Audi noch heuer den e-tron an den Start, zum anderen greift Mercedes nächstes Jahr mit dem EQC an. Auf den elektrischen BMW X3 ( iX3 ) müssen Interessenten hingegen noch mindestens bis 2020 warten. Die Chancen für Jaguar, sich als Marktführer bei den schicken Elektro-Crossovern zu etablieren, stehen also sehr gut. (Christian Zacharnik/set)
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Technische Daten
- Motoren: 2 Permanentmagnet-Synchronmotoren
- Leistung: 294 kW (400 PS) und 696 Nm
- Fahrleistungen: 0 bis 100 km/h in 4,8 Sek.; Spitze: 200 km/h
- Batteriekapazität: 90 kWh
- Antrieb: Allrad
- Abmessungen: 4,68/1,89/1,56 Meter (L/B/H);
- Radstand: 2,99 Meter
- Kofferraum: 656 bis 1.453 kg
- Leergewicht: 2.133 Kilogramm
- Preis ab 78.380 Euro
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