Opel wird globaler Anbieter
Nächster Corsa (2019) kommt als Elektroauto
09.11.2017
Verkäufe der Marke mit dem Blitz künftig nicht mehr auf Europa beschränkt.
Opel darf unter Führung seiner französischen Muttergesellschaft PSA Peugeot Citroen neue Märkte außerhalb Europas erobern. Bis 2022 werde der Autobauer auf mehr als 20 weiteren Exportmärkten tätig sein, kündigte der neue Opel-Chef Michael Lohscheller am Donnerstag in Rüsselsheim an, wo er genau hundert Tage nach der Übernahme durch Peugeot den mit Spannung erwarteten Zukunftsplan präsentierte.
"Opel wird global werden - endlich", meinte Lohscheller. Die frühere amerikanische Opel-Mutter General Motors (GM) hatte die Rüsselsheimer auf Europa beschränkt und damit wichtiger Wachstumschancen beraubt. Ohne Werksschließungen und Kündigungswellen soll Opel nach jahrelangen Verlusten wieder flottgemacht werden. Dennoch werden Stellen über Abfindungen und Altersteilzeit abgebaut - wie viele, ist noch nicht bekannt.
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PSA-Chef nimmt kein Blatt vor den Mund
PSA-Chef Carlos Tavares nahm bei der Analyse des seit Jahren Verluste schreibenden Unternehmens kein Blatt vor den Mund: "Opel ist in einer dramatischen Lage - es darf keine Zeit verschwendet werden." So wäre der Autobauer derzeit nicht in der Lage, das Ziel von 95 Gramm Kohlendioxidausstoß je Kilometer zu schaffen und müsste nach jetzigem Stand empfindliche Strafen zahlen. Erst am Mittwoch hatte die EU-Kommission eine weitere Absenkung der CO2-Grenzwerte um 30 Prozent bis 2030 gefordert , um die Autobauer zu mehr Klimaschutz zu zwingen. Analysten ahnen nichts Gutes: "Wir glauben, die Finanzen sind schlimmer als PSA das erwartet hatte", schrieben die Analysten von Bernstein Research. Für die Bilanz 2017 im Februar seien "hässliche Zahlen" zu erwarten.
PSA-Konzernchef Carlos Tavares (l) und Opel-Chef Michael Lohscheller (r).
Betriebsrat will Zusagen vertraglich absichern
Opel will die Wende nach dem Vorbild von PSA schaffen: Einheitliche Technologie im Konzern und höhere Stückzahlen im Einkauf sollen die Kosten drücken. Alle künftigen Opel-Modelle werden bis 2024 und damit drei Jahre früher als bisher geplant auf PSA-Plattformen gebaut, statt neun sollen es nur noch zwei sein. So will PSA-Chef Carlos Tavares erreichen, dass die Rüsselsheimer pro Auto 700 Euro Produktionskosten einsparen und schon ab einer Jahresproduktion von 800.000 Fahrzeugen Geld verdienen. "Wir werden jeden Stein umdrehen, um Kosten zu senken", sagte Lohscheller. Tavares kündigte auch "unpopuläre" Entscheidungen an, nannte aber keine Details. Europaweit arbeiten bei Opel und der britischen Schwester Vauxhall 38.000 Menschen, davon etwa 19.000 in Deutschland. Bei PSA hat Tavares die Belegschaft seit seinem Amtsantritt vor vier Jahren um 20.000 auf rund 90.000 Mitarbeiter geschrumpft.
Der Opel-Betriebsrat und die IG Metall wollen über die Versprechen, auf betriebsbedingte Kündigungen zu verzichten und die Werke mit genug Arbeit zu versorgen, ab sofort verhandeln und vertraglich festhalten. Auf dem Tisch liege jetzt eine Beschäftigungszusage bis 2020, sagte Betriebsratschef Wolfgang Schäfer-Klug. Die frühere Opel-Mutter General Motors hatte betriebsbedingte Kündigungen bis Ende 2018 ausgeschlossen. "Ich will nicht verhehlen, dass es eine Situation gibt, die ernst ist", sagte Schäfer-Klug.
Nächster Corsa wird Elektroauto
Bis Opel auf den Auslandsmärkten wirklich gute Geschäfte machen kann, werde es dauern, mahnte Autoprofessor Ferdinand Dudenhöffer. Auch die Rüsselsheimer sind vorsichtig: Bis Mitte des kommenden Jahrzehnts will Opel mindestens zehn Prozent des Absatzes mit Exporten machen. Der Aufbau eines Vertriebs in neuen Ländern kostet aber viel Geld. Und auf dem attraktiven US-Markt darf Opel wegen der früheren Mutter GM erstmal nicht tätig werden. Auch bei der Modell-Entwicklung hat sich Opel einiges vorgenommen: Bis 2020 sind insgesamt neun neue Modelle geplant. Nachholbedarf hat Opel bei der Umstellung auf Elektro- und Hybridautos. In allen Baureihen bis 2024 sollen Elektroautos oder Hybridwagen zusätzlich zu den Verbrennern auf den Markt kommen. Der für 2019 angekündigte neue Corsa soll das nächste Elektroauto sein nach dem noch mit GM gebauten Ampera-e (Storybild). Neben dem E-Antrieb dürfte es bei dem beliebten Kleinwagen aber auch weiterhin Verbrennungsmotoren geben. Offizielle Informationen dazu gibt es jedoch nicht. Ob der Ampera-e in Österreich überhaupt noch auf den Markt kommt, bleibt abzuwarten. Wenn ja, dann frühestens Ende 2018. Das Entwicklungszentrum in Rüsselsheim soll den Hut auf behalten für die künftigen Opel-Modelle und an alternativer Antriebstechnik arbeiten. "Opel wird eine echte deutsche Marke bleiben", sagte Lohscheller.
Die Ziele zu Kosten und Renditen sind trotz des beschleunigten Wechsels zu PSA-Technologie noch die gleichen wie im Frühjahr angekündigt: Demnach soll Opel binnen drei Jahren in die Gewinnzone geführt werden und ab 2020 eine Rendite von zwei Prozent erzielen. Bis 2026 sollen es sechs Prozent sein. Die Kosten sollen um 1,1 Mrd. Euro jährlich bis 2020 und um 1,7 Milliarden bis 2026 sinken.
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