Franzosen-Stromer mit mehr Leistung, höherer Reichweite und neuem Cockpit.
Ende Juni hat Renault die stark überarbeitete Variante des Zoe vorgestellt. Die Änderungen fielen derart tiefgreifend aus, dass die Franzosen sogar von einer neuen Generation sprechen. In der Seitenansicht und am Heck wird jedoch klar, dass das Model direkt auf dem Vorgänger basiert. Dennoch ist unterm Blech und im Cockpit fast kein Stein auf dem anderen geblieben. Und die neue Frontpartie steht Europas meistverkauftem Elektroauto ebenfalls sehr gut. Allzu lange müssen Interessenten jedenfalls nicht mehr warten. Denn der „neue“ ZOE rollt im November zu den heimischen Händlern. Die Preise hat Renault bereits jetzt verraten.
Preise und Konkurrenten
Beim Verkauf vertrauen die Franzosen auf das bisherige Konzept. Kunden können den ZOE mit oder ohne Batterie kaufen. Wer sich für letztere Variante entscheidet, muss zusätzlich eine monatliche Batteriemiete berappen. In diesem Fall geht es ab 22.190 Euro los. Die Höhe der Miete hängt von der vereinbarten Kilometerleistung ab. Inklusive Batterie kostet der ZOE mindestens 30.390 Euro. Damit liegt er auf Augenhöhe mit dem 20 cm längeren und etwas stärkeren VW ID.3 (ab 30.000 Euro) und dem fast gleich großen Opel Corsa-e (ab 29.999 Euro). Der Corsa-Bruder Peugeot 208-e (ab 31.900 Euro) und die kleineren Gegner Mini Cooper SE (ab 32.950 Euro) und Honda e (34.490 Euro) bilanzieren darüber. Der ebenfalls nur knapp über vier Meter lange City-Crossover DS 3 Crossback e-Tense schlägt gar mit 39.790 Euro zu Buche. Renault bietet den ZOE in den drei Ausstattungslinien Life, Zen und Intens an.
Design
Außen ist der „neue“ ZOE vor allem an der stark modifizierten Front erkennbar. Sie verfügt nun über einen deutlich größeren Rhombus sowie serienmäßige LED-Scheinwerfer mit auffälligem Tagfahrlicht. Grund des Rhombus-Wachstums: Hinter dem nun blau eingerahmten Logo befinden sich die neuen Stromanschlüsse für den Ladeprozess. Die Fronthaube und der vordere Stoßfänger wurden ebenfalls überarbeitet. Seitlich fallen die nun in die Außenspiegelgehäuse integrierten Blinker sowie neue Räder im 15-, 16- und 17-Zoll-Format auf. Am Heck wurde die Leuchtengrafik neu gestaltet. Zudem gibt es nun dynamische Blinker. Die neuen Karosserielackierungen in Aquamarin-Blau, Quarz-Weiß und Dezir-Rot runden den aufgefrischten Auftritt ab.
Antrieb und Reichweite
Dreh- und Angelpunkt eines Elektroautos ist natürlich der Antriebsstrang. Und hier hat Renault beim neuen ZOE Z.E. 50 keinen Stein auf dem anderen gelassen. Der neue Elektromotor R135 mit 100 kW (135 PS) wurde komplett neu entwickelt. Im Vergleich zum nach wie vor erhältlichen 80 kW (108 PS) starken R110-Motor weist er nicht nur eine höhere Leistung, sondern auch eine Drehmomentsteigerung um 20 Nm auf 245 Nm auf. Die Beschleunigung von 80 auf 120 km/h bewältigt der starke ZOE in 7,1 Sekunden. Den Spurt von 0 auf 100 km/h absolviert der Stromer in 9,5 Sekunden. Die Höchstgeschwindigkeit steigt auf elektronisch begrenzte 140 km/h. Noch wichtiger: Mit der neuen Lithium-Ionen-Batterie mit 52 kWh Kapazität schafft der 4,06 m lange Franzose bis zu 395 Kilometer Reichweite im WLTP-Testzyklus. Wer nicht so viel Leistung und Reichweite - 317 km (WLTP) braucht, kann auch weiterhin zur 108 PS Variante mit der kleineren 41 kWh Batterie greifen (Zoe Z.E. 40). Hier geht es beim Zwischenspurt in 9,3 Sekunden von 80 km/h auf 120 km/h. Den Standardsprint absolviert die schwächere Variante in 11,4 Sekunden. Maximal sind 135 km/h möglich.
Laden
Neben der Reichweite ist bei E-Fahrzeugen natürlich das (schnelle) Laden das Um und Auf. Und auch diesbezüglich gibt es gute Nachrichten. Die Batterie des überarbeiteten ZOE lässt sich künftig auch an Gleichstrom-Stationen mit einer Ladeleistung von bis zu 50 kW „betanken“. Hierfür ist der Fünftürer mit einem Combined-Charging-System (CCS) ausgestattet, das zusätzlich zum Typ-2-Ladeanschluss für Wechselstrom über zwei Pins für den Gleichstrom verfügt. Die Spanne von Ladeleistungen und Stromstärken sieht wie folgt aus: mit Wechselstrom und einer Ladeleistung bis 22 kW an der heimischen Wallbox und an der Mehrzahl der öffentlichen Ladestationen sowie mit Gleichstrom bis 50 kW an Ladepunkten, wie sie zunehmend entlang von Autobahnen und Fernstraßen zu finden sind. Auf diese Weise soll sich die Batterie in 30 Minuten mit der Energie für 150 Kilometer Fahrstrecke versorgen lassen.
Rekuperation und Vernetzung
Im Zuge der Aktualisierung führt Renault auch ein neues Fahrprogramm ein. Der so genannte "B"-Modus ermöglicht das Ein-Pedal-Fahren. Statt die Bremse zu betätigen, genügt dabei in den meisten Fällen die Rekuperationsverzögerung. Insbesondere im Stadtverkehr lässt sich so die Reichweite deutlich erhöhen. Parallel dazu erhält der ZOE ein neues Bremssystem. Auch an der Hinterachse verzögern nun Scheibenbremsen an Stelle der bisherigen Trommelbremsen. Mit dem neuen „E-Shifter“ kann während der Fahrt zwischen dem B-Modus und dem konventionellen D-Modus gewechselt werden. Die vernetzten Services in der neuen Smartphone-App „MY Renault“ sind ebenfalls praktisch. Die Anwendung ermöglicht unter anderem, den Ladezustand des ZOE abzufragen, die Vorklimatisierung zu aktivieren und ein Navigationsziel einzugeben. Ebenso gibt die App Routenvorschläge und weist je nach Streckenlänge auf Lademöglichkeiten entlang der Route hin.
Cockpit und Assistenzsysteme
Während sich die Änderungen beim Exterieur in Grenzen halten, wurde das Cockpit völlig neu gestaltet. Dieses erinnert nun stark an den neuen Captur und den neuen Clio, der im Herbst 2019 in den Handel kommt. Highlight ist der bis zu 9,3-Zoll große Touchscreen (Serie bei Life und Zen: 7 Zoll) des Multimediasystems Easy Link (Serie für Intens). Neben Multimedia- und Navigationsfunktionen liefert das Display Informationen wie beispielsweise die Anzeige der nächstgelegenen Ladestationen in Echtzeit. Ebenfalls neu im ZOE Cockpit ist das Kombiinstrument mit 10-Zoll TFT-Display. Analoge Anzeigen gehören damit der Vergangenheit an. Je nach Ausstattung wird auch hier eine Navigationskarte direkt ins Blickfeld des Fahrers projiziert. Weitere Neuheit in den gehobenen Ausstattungen ist eine Ablage zum induktiven Laden des Smartphones. Die neue Elektronikarchitektur verschafft dem ZOE auch neue Fahrerassistenzsysteme. Hierzu zählen Notbremsassistent, Verkehrszeichenerkennung mit Geschwindigkeitswarner, Spurhalte-Warner und Spurhalte-Assistent. Hinzu kommen Fernlichtassistent und Toter-Winkel-Warner. Erstmals ist für den Stromer außerdem der Easy-Park-Assistent verfügbar.
Fazit zum "neuen" Renault ZOE
Trotz der immer größer werdenden Konkurrenz, dürfte die deutliche Auffrischung die Verkaufszahlen weiter beflügeln. Bis Ende Mai 2019 verkaufte Renault insgesamt rund 150.000 Exemplare. 2018 erreichte der ZOE in Europa mit 40.000 Neuzulassungen einen Marktanteil von 12,8 Prozent bei den Elektrofahrzeugen. In Österreich ist er ebenfalls das meistgekaufte Elektroauto: Seit dem Marktstart entschieden sich mehr als 4.800 Kunden für den elektrischen Kleinwagen. Im August 2019 belegte das Auslaufmodell hierzulande hinter dem BMW i3 und vor dem Tesla Model 3 den zweiten Platz . Dank des Zoe ist Renault aktuell auch der europäische Elektrofahrzeug-Marktführer.
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