ÖAMTC testet zwei unterschiedliche Systeme von BMW und Mercedes - das Ziel: Die Nacht zum Tag werden zu lassen.
Es zählt wohl zu den Menschheitsträumen wie das Fliegen: einer Eule gleich bei Dunkelheit sehen zu können. Was im militärischen Bereich schon länger im Einsatz ist, wird nun mehr und mehr auch zivil eingesetzt: Nachtsichtgeräte. BMW und Mercedes arbeiten daran, solche Geräte für Autos zu adaptieren. ÖAMTC-Techniker Steffan Kerbl meint dazu: "Im Gegensatz zu manch anderen technischen Spielereien im Automobilbereich darf man sich hier einen tatsächlichen Sicherheitsgewinn erhoffen. Viele Unfälle bei Dunkelheit - z.B. wegen Wildwechsel - wären durch bessere Sicht vermeidbar." Gemeinsam mit dem ADAC wurden die beiden Systeme in der Praxis getestet. Dabei wurden auf einer Landstraße bei Dunkelheit verschiedene Situationen nachgestellt.
Infrarot-Sicht im BMW
Im BMW 7er kommt unter dem Namen "Night Vision" eine Wärmebildkamera zum Einsatz, die in der Frontstoßstange angebracht ist. Sie liefert aus bis zu 300 Metern Entfernung (in etwa doppelt so weit wie das Fernlicht) Bilder auf ein Display in der Mittelkonsole. Dabei werden wärmestrahlende Objekte wie Menschen, Tiere oder laufende Motoren hell dargestellt, der Rest bleibt dunkel. Beim ÖAMTC-Test stellte sich die Darstellung als eher schehmenhaft heraus, dafür ist die Unterscheidbarkeit zwischen relevanter und irrelevanter Information gut - der Fahrer ist weniger überfordert und abgelenkt.
Mercdes-Nachtsicht
In der Mercedes S-Klasse kommt mit dem "Nachsichtassistenten" eine Kombination aus speziellen Scheinwerfern und einer Schwarzweiß-Kamera hinter dem Innenspiegel zum Einsatz. Beide arbeiten im Infrarotbereich und liefern Bilder aus bis zu 150 Metern Entfernung (entspricht in etwa dem Fernlicht) auf ein Display anstelle des Tachos. Hier werden alle Objekte in verschiedenen Grauabstufungen dargestellt. Auf den ersten Blick liefert das System von Mercedes die detaillierteren Bilder und erkennt z.B. auch leblose Hindernisse auf der Straße sowie den Straßenverlauf selbst. "Die Testfahrer waren aber meist von der Fülle an Informationen überfordert, eine genaue Unterscheidung zwischen relevanter und irrelevanter Information erfordert viel Aufmerksamkeit und lenkt ab", erklärt der ÖAMTC-Experte. Zudem blenden Lichtquellen wie entgegenkommende Fahrzeuge stark.
Technisch gut, wenig hilfreich
Beide Systeme haben ihre Vor- und Nachteile, weisen zum jetzigen Zeitpunkt aber noch ein hohes Potenzial an Überforderung und Ablenkung auf. Von vielen Testfahrern wurde einerseits eine Darstellung in Form eines Headup-Displays direkt auf die Windschutzscheibe angeregt, andererseits Hilfe bei der Einordnung von relevanter und irrelevanter Information gefordert. Der ÖAMTC-Techniker abschließend: "Bis dahin bleibt auf Überlandstrecken bei Dunkelheit das Fernlicht die beste Alternative um Hindernisse früher zu sehen - vorausgesetzt man blendet niemanden damit."
Quelle: ÖAMTC