Offener Sternengleiter
Das Mercedes E-Klasse Cabrio im Test
18.03.2010
Mit der Einführung der E-Klasse krempelte Mercedes sein gesamtes Modellprogramm um. So wurde aus dem CLK das E-Klasse Coupé, obwohl das Fahrzeug technisch noch immer näher an der C-Klasse (identer Radstand) als an der E-Klasse ist. Deshalb war es auch logisch, dass anstatt des offenen CLK ein E-Klasse Cabrio auf den Markt kommt. Ende des Jahres wird übrigens auch das große Coupé CL (nach dem Facelift) als S-Klasse Coupé auf den Markt kommen.
Design und Platz
Doch kommen wir nun zum neuesten Stern in der umfangreichen Modellpalette. Optisch gleicht das Cabrio bis zur A-Säule dem Coupé. Die eckigen Scheinwerfer und der Grill inklusive dem großen Stern verbinden Sportlichkeit mit Eleganz. Da Mercedes wie Audi beim offenen A5 auf ein (hervorragend gedämmtes) Stoffverdeck setzt, erzeugten die Designer eine äußerst elegante Linie. So wirkt das Auto wie aus einem Guss. Anstatt eines dicken Hinterns gibt es ein wohl proportioniertes Heck, dass sowohl offen wie geschlossen mit einem relativ großen Gepäckraum (300 - 390 Liter) überzeugt. Die niedrig geführte Fensterlinie sorgt dafür, dass sich alle Passagiere wohl fühlen und echtes Cabriofeeling genießen können. Ein weiterer Vorteil ist, dass selbst großgewachsene Fondpassagiere über großzügige Platzverhältnisse verfügen. Die Materialien im Innenraum erfüllen die höchsten Ansprüche und auch am Design und bei der Verarbeitung gibt es nichts auszusetzen.
Ganzjahres-Cabrio
Für die Passagiere hat sich Mercedes auch etwas Besonderes einfallen lassen und spricht beim E-Klasse Cabrio von dem ersten echten Ganzjahrescabrio. So gibt es auf Wunsch das "Cabriolet Komfort Paket" (1.405,98 Euro). In diesem hat Mercedes die beiden auch einzeln erhältlichen Innovationen Aircap und Airscarf zusammengefasst. Das automatische Windschottsystem Aircap kann auf Knopfdruck ausgefahren werden und verringert die Turbulenzen im Innenraum deutlich. Das System besteht aus zwei Komponenten: einem um sechs Zentimeter ausfahrbaren Windabweiser mit Netz im Frontscheibenrahmen und einem Windschott zwischen den Kopfstützen der Rücksitze. Selbst bei Tempo 160 gab es beim Test im Innenraum kaum Verwirbelungen. Die Kopfraumheizung Airscarf kennen wir bereits aus anderen Modellen. Sie ist in die Rückenlehnen der Vordersitze integriert und bläst warme Luft aus Öffnungen in den Kopfstützen. Beim neuen E-Klasse Cabrio lässt sich die Ausströmerdüse erstmals nach oben und unten schwenken. Mit diesen beiden Optionen kann man auch bei Minusgraden offenfahren. Mehr Spaß macht das Ganze natürlich an schönen Tagen im Frühling und im Sommer.
Toller Motor
Beim ersten Aufeinandertreffen konnten wir den E350 CGI BlueEfficiency mit serienmäßiger Siebengang-Automatik fahren und mussten feststellen, dass dieser 292 PS starke V6 hervorragend zum Cabrio passt. Er verfügt in jeder Lebenslage über mehr als ausreichende Kraftreserven und hat mit dem 1,8 Tonnen schweren Auto leichtes Spiel. Flüsterleise schiebt er das Cabrio in gerade einmal 6,8 Sekunden auf Tempo 100 (Spitze 250 km/h), nur beim Kickdown lässt er kurzzeitig sportliche Klänge ans Ohr. Das Fahrwerk filtert Bodenwellen hervorragend und lädt geradezu zum lässigen Gleiten ein. Doch auch sportliche Fahrer kommen auf ihre Kosten, denn das neue Cabrio ist extrem verwindungssteif und neigt sich nicht mehr so deutlich in Kurven wie sein Vorgänger. Trotzdem liegt ihm das gemütliche Cruisen besser. Geschlossen glaubt man gar nicht in einem Cabrio zu sitzen. Das serienmäßige Akustik-Verdeck erscheint im direkten Vergleich kaum lauter, als das Stahldach des geschlossenen Bruders.
Kein Schnäppchen
Einziger Haken dieses Pakets ist der Spritverbrauch und der Preis. Denn unter 10 Liter kann man den Wagen nicht bewegen und im Einstiegspreis von 66.370 Euro fehlen noch zahlreiche standesgemäße Extras. Das Diesel-Einstiegsmodell mit dem 170 PS starken Vierzylinder (E220 CDI BlueEfficiency) ist zwar auch kein Schnäppchen, strapaziert die Geldbörse beim Unterhalt und Anschaffungspreis (59.650 Euro) jedoch deutlich weniger. Wer sich für dieses Modell entscheidet kann das Ersparte in zahlreiche Extras (Leder, Navi, Sound, Assistenzsysteme, etc.) investieren. Hier muss der Fahrer beim Schalten jedoch selbst Hand anlegen. Als Trost sei jedoch erwähnt, dass auch die noble Konkurrenz kaum billiger ist. Sicherheitstechnisch erfüllt bereits die Basisversion höchste Ansprüche. Selbst der Müdigkeitswarner aus der Limousine ist serienmäßig mit an Bord.
Mit dem neuen E-Klasse Cabrio hat die Marke mit dem Stern ein hervorragendes Auto auf die Räder gestellt. Jeder der gediegen und elegant ohne Dach über dem Kopf unterwegs sein will, und über das nötige Kleingeld verfügt, macht mit einem Kauf nichts falsch. Ab 19. März können sich Interessierte bei den heimischen Mercedes-Händlern selbst ein Bild vom E-Klasse Cabrio machen.