Im Realtbetrieb soll man locker 380 Kilometer am Stück abspulen können.
Opel sorgte im Vorfeld des Pariser Autosalons 2016 (Publikumstage von 1. bis 16. Oktober), auf dem der Hersteller den neue Ampera-e, den Karl Rocks und den Cascada Supreme zeigt, mit der Ankündigung, dass das neue Elektroauto eine Normreichweite von über 400 km bieten wird, für Aufsehen. Und nun, am ersten Pressetag (29. September) zeigt sich, dass die Rüsselsheimer dabei sogar noch tiefgestapelt haben. Der unumstrittene Star am Opel-Messestand erreicht mit vollständig aufgeladenen Batterien nämlich sogar eine Reichweite von mehr als 500 Kilometer (elektrische Reichweite, gemessen basierend auf dem Neuen Europäischen Fahrzyklus in km: > 500; vorläufiger Wert). Damit bietet der Ampere-e, der bereits 2017 in den Handel kommt, deutlich mehr Reichweite als der beste, derzeit angebotene Wettbewerber im Segment. VWs neues E-Auto , das ähnlich weit kommen soll, startet erst 2020.
380 Kilometer im Realbetrieb
Damit ist der Ampera-e derzeit einsame Spitze in seinem Segment. Zum Vergleich: Der BMW i3 – optional ausgerüstet mit seiner großen 33 Kilowattstunden-Batterie – schafft gemäß NEFZ 300 Kilometer, der Nissan Leaf 250 Kilometer, der überarbeitete Renault Zoe 400 Kilometer und der VW e-Golf 190 Kilometer. Für Letzteren hat VW-Chef Müller aber bereits ein Upgrade angekündigt, mit dem die Reichweite ab Anfang 2017 auf 300 km steigen soll. Die NEFZ-Werte sind besonders zu Vergleichszwecken wichtig. Der Testzyklus bildet allerdings kaum das alltägliche Verkehrsgeschehen ab. In der Realität beeinflussen Faktoren wie die Streckenbeschaffenheit, Wetterbedingungen, der Fahrstil oder die Zuladung die Reichweite. Daher hat Opel den Ampera-e zusätzlich einer Messung – angenähert an das nach dem WLTP-Fahrzyklus (Worldwide Harmonized Light-Duty Vehicles Test Procedure) definierte Geschwindigkeitsprofil – unterzogen. Die WLTP-Werte kommen dem realen Fahrverhalten näher. Basierend auf diesem Entwicklungstest schätzen die Ingenieure die kombinierte WLTP-Reichweite auf über 380 Kilometer. Mit dieser Reichweite dürften 90 Prozent der heimischen Autofahrer locker auskommen.
Kompaktes Format
„Mit dem neuen Ampera-e setzen wir die größte Modelloffensive unserer Geschichte konsequent fort“, sagt Opel-Chef Dr. Karl-Thomas Neumann. „Der Ampera-e mit seiner überragenden Reichweite beweist, dass Elektromobilität so voll alltagstauglich wird und dazu auch noch Spaß macht.“
Bis auf den ökologischen Antrieb handelt es sich beim neuen Stromer aus Rüsselsheim um ein kompaktes Alltagsauto. Der 4,17 Meter lange Ampera-e bietet bis zu fünf Passagieren Platz und verfügt über ein Kofferraumvolumen von 381 Litern (genauso viel wie der etwas längere Golf). Möglich wird das gute Raumangebot durch die platzsparende Anordnung der zehn Batterie-Module. Das gesamte Paket befindet sich im Unterboden. Dadurch wird kein Platz verschenkt. Die Batterie mit einer Kapazität von 60 Kilowattstunden besteht aus insgesamt 288 Lithium-Ionen-Zellen und wurde von GM gemeinsam mit dem Entwicklungspartner LG konstruiert.
Starker Antritt
Zuletzt hat Opel bereits bewiesen, dass beim Ampera-e auch der Fahrspaß nicht zu kurz kommen sollte. Die Antrittsstärke des Stromers liegt auf den ersten Metern auf Sportwagenniveau. Für das Temperament des Newcomers ist das bereits aus dem Stand verfügbare maximale Drehmoment von 360 Newtonmeter verantwortlich. So gehören souveräne Ampelstarts oder Autobahnauffahrten zu den Paradedisziplinen des Ampera-e. Von null auf Tempo 50 beschleunigt er in 3,2 Sekunden, der Zwischensprint beim Überholen von 80 auf 120 km/h gelingt in 4,5 Sekunden (vorläufige Angaben). Die Höchstgeschwindigkeit ist zu Gunsten der Reichweite elektronisch auf 150 km/h begrenzt. Die Leistung des Elektromotors entspricht 150 kW/204 PS.
Mehrere Fahrmodi
Um die Reichweite zu verlängern, wird beim Ampera-e – wie bei allen modernen E-Autos - die Batterie auch während der Fahrt aufgeladen. Dafür braucht der Fahrer im normalen „Drive“-Modus nur das (Gas-)Pedal zu lupfen. Im Schiebebetrieb rekuperiert das Fahrzeug automatisch, gewinnt dabei über den Elektromotor – der zum Generator wird – Energie zurück. Wechselt der Fahrer in den „Low“-Modus, steigt die Bremswirkung des Motors und damit die Rekuperation. In einer dritten Stufe kann zusätzlich mit einer Wippe am Lenkrad manuell auf volle Energierückgewinnung geschaltet werden („Regen on Demand“). In den Modi „Low“ und „Low/Regen on Demand“ ist das Schleppmoment so hoch, dass im normalen Verkehr nicht einmal mehr auf die Bremse getippt werden muss, um Geschwindigkeit bis zum Stillstand des Fahrzeugs abzubauen. So lässt sich der Ampera-e ausschließlich über das (Gas‑)Pedal dirigieren. Beim e-Golf und i3, die über ähnliche Systeme verfügen, funktionierte das in unseren Tests wirklich hervorragend. Hat man sich einmal an die „automatische“ Bremse gewöhnt, braucht man das Bremspedal tatsächlich nur mehr in Ausnahmesituationen – zumindest innerstädtisch. Natürlich muss in Notsituationen weiterhin selbsttätig gebremst werden. Im dichten Stadtverkehr mit vielen Stop-and-go-Phasen kann der Fahrer die Reichweite mit „One Pedal Driving“ und entsprechend maximaler Rekuperation um bis zu fünf Prozent gegenüber dem „Drive“-Modus steigern – dies ergaben erste Prüfstandsimulationen.
Voll vernetzt
Bei einem Auto mit innovativem Anspruch muss natürlich auch die Vernetzung auf dem neuesten Stand sein. Deshalb hat der Ampera-e hat die jüngste Generation des IntelliLink-Infotainments genauso an Bord wie Opel OnStar – der mittlerweile für alle Modelle der Marke erhältliche Online- und Serviceassistent bietet (abhängig vom jeweiligen Markt) unter anderem einen WLAN-Hotspot-Zugang für bis zu sieben mobile Endgeräte gleichzeitig. Eine problemlose Integration des eigenen Smartphones stellen die Funktionen Apple CarPlay- und Android Auto sicher. So haben die Passagiere auch vollen Zugriff auf ihre Musiktitel haben oder können auf Wunsch Filme während der Fahrt downloaden.
Preis
In den USA wird der Technikspender und Zwillingsbruder Chevrolet Bolt bereits verkauft. Dort kostet er inklusive staatlicher Subventionen vergleichsweise günstige 30.000 Dollar. Wie viel der Ampera-e bei uns kosten wird, hat Opel noch nicht verraten. Teurer als i3 oder e-Golf, die rund je 36.000 Euro kosten, dürfte er aber sicher nicht werden. Wahrscheinlich wird er seine beiden deutschen Konkurrenten trotz der besseren Reichweite preislich sogar unterbieten.
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