Porsche 911 S Cabrio

Süchtig machender Präzisionssportler

07.01.2009

Porsches neueste 911-Iteration in der starken "S"-Variante und mit Cabrio-Verdeck im Test

Zur Vollversion des Artikels
 
Zur Vollversion des Artikels

Der Erstkontakt mit unseren Porsche-Testwagen war, sagen wir mal, verhalten. Ein weißes Cabrio! Und das bei nasskaltem, grauem Wetter! Einmal ums Eck und der Hobel schreit nach einer Waschstraße. Temperaturen um den Gefrierpunkt verleihen dem Fetzendach etwas leicht Frotzlerisches. Und die tobende Rushhour gibt, vor dem Hintergrund, gleich den besten Sportwagen der Welt unter dem Hintern zu haben, auch wenig Auftrieb. Also, nolens volens rein die gute Stube (danke für Ihr Mitleid).

 


Musik in den Ohren
Innen dann ein Anfall an Selbstverachtung, nachdem (wieder einmal) mit dem Schlüssel auf der rechten Seite des Lenkrads nach dem Zündschloss gestochert wird. Kurz umsehen ob es jemand beobachtet hat, links rein, umdrehen und ahhh: Das ist es! Darum geht es! Dieser Sound! Poet müsste man jetzt sein, um die richtigen Worte zu finden. Nur soviel: Danke ihr virtuosen Soundingenieure aus Zuffenhausen!
Entspanntes Cruisen. Dann geht’s auch schon ab – in den Stau. Stopp und Go! Am Ende war es eine geschlagene Stunde für neun Kilometer. Der 911er allerdings hat diese Tortur mit Grandezza über sich ergehen lassen, mit einer stoischen Ausgeglichenheit. Die DSG-Automatik sortiert die 7-Schaltstufen seidenweich, stets bedacht darauf, die Touren so niedrig wie möglich zu halten. Ein Blick auf den Bordcomputer: 11,8 Liter. In der Stadt! Bei 385 PS und 3,8 Liter Hubraum! Ein dreifach Hoch auf den Einsatz der Direkteinspritztechnik.

 


Solcherart mit sich und der Welt versöhnt bleibt Muße für den Blick ins Detail: das Interieur des Carrera ist ein Hohelied auf deutsche Verarbeitungsqualität. Schon allein den Handbremshebel anzuziehen ist ein mechanisch-sinnlicher Akt.

Exaktheit in Reinkultur
Nachgerade wollüstig wird’s, wenn der Carrera S mit Nachdruck bewegt wird. Aus dem sonor-edlen Boxergeknatter wird unter Volllast eine „Wall of Sound“, wie sie Phil Spector (Anm.: US-Musikproduzent) nicht schöner hinbekommen hätte. Jeder noch so kleine Gasbefehl, und sei es im einstelligen Millimeterbereich, wird ohne jegliche Umschweife umgesetzt. Das Doppelkupplungsgetriebe agiert derart exakt, verzögerungsfrei und stets im Einklang mit den Wünschen des Fahrers, dass die Schalthebel am Lenkrad obsolet wirken. Und das alles gebettet auf ein Fahrwerk, das Nervosität nicht einmal vom Hörensagen kennt. So satt liegt, das sei felsenfest behauptet, kein anderer Sportwagen der Welt.

Fazit: Ein Kollege, der nach einer kurzen Testfahrt im Porsche 911 Carrera S Cabrio zurückgekehrt ist, meinte: „Eigentlich dürfte kein Auto der Welt mehr kosten.“ In diesen Fall exakt 148.889 Euro.

Zur Vollversion des Artikels