Neuer Chef nimmt sich VW zum Vorbild und will den Autohersteller zum Elektro- und Tech-Konzern umbauen.
Der neue Konzernchef Luca de Meo will Renault mit einem schärferen Sparkurs und dem Umbau zu einem softwaregetriebenen Technologiekonzern in die Erfolgsspur zurückbringen. "Wir werden uns von einem Autokonzern, der mit Technologie arbeitet, zu einem Technologiekonzern entwickeln, der mit Autos arbeitet", kündigte de Meo bei der Präsentation seiner Strategie mit dem Namen "Renaulution" an.
Auf dem Weg dahin soll der tief in den roten Zahlen steckende zweitgrößte französische Autobauer seine Kosten weiter senken und mehr Elektroautos an den Start bringen. Statt auf Masse, wie unter dem geschassten Konzernchef Carlos Ghosn, soll das Gewicht stärker auf Profitabilität gelegt werden. Die Produktion soll im Vergleich zu 2019 bis 2025 um rund eine Million auf 3,1 Millionen Fahrzeuge sinken, wodurch Renault weiter hinter den fusionierten Konzern "Stellantis" von PSA und Fiat Chrysler zurückfiele.
Modell-Offensive
Renault hatte - wie der mit ihm verflochtene japanische Autobauer Nissan - unter Ghosn vor allem auf den Gewinn von Marktanteilen gesetzt, was allerdings auf Kosten der Ertragskraft ging. Als im vergangenen Jahr die Coronakrise hinzukam, geriet der Konzern an den Rand der Existenznot und musste den französischen Staat um Hilfe bitten, der an Renault beteiligt ist. Der 53-jährige De Meo, der vor seinem Wechsel viele Jahre bei Volkswagen gearbeitet hat, zuletzt als Chef der spanischen Tochter Seat, will das Steuer herumreißen. Dazu legte er einen Drei-Phasen-Plan vor: Beginnend mit der 'Auferstehung' ("Resurrection") bis 2023, bei der der Fokus auf die Marge und den Barmittelzufluss gelegt wird, über die 'Erneuerung' ("Renovation") bis 2025 mit neuen Fahrzeugmodellen, bis zur "Revolution" danach. Bis 2030 will Renault mindestens ein Fünftel des Konzernumsatzes mit Mobilitätsdiensten, Daten und dem Energiehandel erzielen. Dafür wurde ein eigener Geschäftsbereich geschaffen.
R5 feiert Comeback als Stromer
Unter den bis 2025 geplanten zwei Dutzend neuen Automodellen - die Hälfte davon im Kompakt- und Mittelklassesegment - sollen mindestens zehn reine E-Autos sein. In diesem Jahr kommt ja, wie berichtet, noch der Mégane als Elektro-SUV auf den Markt. Dadurch will Renault, der mit dem vollelektrischen Zoe in Europa Verkaufserfolge feiert , seine Position ausbauen. Außerdem kommt neben dem Zoe und dem Twingo Electric eine weiterer kleiner Stromer hinzu. Dieser dürfte bei Fans der Marke extrem gut ankommen. Es handelt sich nämlich um eine Neuauflage des legendären R5. Wie die moderne Interpretation aussehen soll, zeigt Renault mit der seriennahen Studie Renault 5 Prototype. Das Showcar mit dem neuinterpretierten, R5-Design soll zeigen, wie Renault das Elektroauto in Europa mit einem zeitgemäßen Ansatz als wünschenswert demokratisieren will.
Und dieser Plan könnte aufgehen, denn die Entwickler haben ein pfiffiges Stadtauto auf die Räder gestellt, das das kultige R5-Design mit einem rein elektrischen Antrieb kombiniert. Infos über die geplante Technik gibt es aber noch nicht. Der Renault 5 Prototype nimmt die prägnanten Züge des Originaldesigns auf, trägt sie aber mit geglätteten Flächen und modernen Details in die aktuelle Zeit. Wo früher der sportliche Lufteinlass auf der Motorhaube saß, verbirgt sich jetzt die Klappe für den Anschluss des Ladekabels. Die Frontpartie, das Textildach und die Trikolore an den Außenspiegelgehäusen stehen dem City-Stromer ebenfalls äußerst gut. Innen soll es trotz Kostendrucks angenehme Oberflächen und hochwertige Materialien geben.
"Das Design des Renault 5 Prototype basiert auf dem R5, einem echten Renault Kultmodell. Diese Studie verkörpert einfach Modernität, ein Fahrzeug, das seiner Zeit entspricht: urban, elektrisch, attraktiv." Gilles Vidal, Renault Design Direktor Im Technologie-Bereich wird Renault künftig auf die sogenannte "Software République" setzen - ein offenes kooperatives Ökosystem, das sich mit Software, Daten, Cybersicherheit und Mikroelektronik befasst. Dies wird das Renault Angebot an vernetzten Diensten bereichern.
Harter Sanierungskurs
Im Zuge des Umbaus will de Meo das bis 2022 gesteckte Sparziel von zwei Milliarden Euro schneller erreichen und die Kosten danach weiter senken - bis 2025 um eine weitere Milliarde. Die Investitionen in Forschung und Entwicklung sollen bis dahin von zehn Prozent des Umsatzes auf unter acht Prozent gedrückt werden. Die Zahl der Fahrzeugarchitekturen sowie Motor- und Getriebevarianten will de Meo halbieren. Er orientiert sich damit an PSA-Chef Carlos Tavares, der mit einem ähnlichen Konzept zuerst den französischen Renault-Konkurrenten Peugeot und danach dessen deutsche Tochter Opel saniert hat. Beim Umbau zu einem Mobilitätskonzern folgt De Meo auch dem Vorbild seines früheren Arbeitgebers Volkswagen, der sich unter Konzernchef Herbert Diess zu einem führenden Anbieter von Elektromobilität wandeln will.
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