Kleiner Bruder von Karoq und Kodiaq hält an der SUV-Nomenklatur fest.
Kurz vor der Weltpremiere auf dem Genfer Autosalon 2019 (5. bis 17. März) hat Skoda die Katze aus dem Sack gelassen. Das neue Mini-SUV der tschechischen VW-Tochter heißt Kamiq. Zuletzt wurde immer wieder „Kosmiq“ als möglicher Name ins Spiel gebracht. Doch das hat sich nicht bewahrheitet. Dennoch hält Skoda an seiner aktuellen SUV-Nomenklatur fest – auch der kleine Bruder von Karoq und Kodiaq beginnt mit einem „K“ und endet mit einem „Q“. Mitte Jänner haben die Tschechen bereits ein Teaser-Foto vom Kamiq gezeigt und die Weltpremiere für Genf 2019 angekündigt. Der Newcomer ist bereits das dritte Mini-SUV im VW-Konzern. Er teilt sich die Plattform mit VW T-Cross und Seat Arona. Für Skoda ist der Crossover neben dem ebenfalls brandneuen Scala die zweite extrem wichtige Neuheit dieses Jahres.
"Wie eine zweite Haut"
Das Wort Kamiq stammt übrigens aus der Sprache der im Norden Kanadas und in Grönland lebenden Inuit. Dort beschreibt es den Zustand, wenn etwas wie eine zweite Haut in jeder Situation perfekt passt. Diesen Vorsatz dürfte sich auch Skoda bei der Entwicklung seines kleinen Crossovers zu Herzen genommen haben. Der Hersteller verspricht ein hervorragendes Raumangebot, kompakte Abmessungen, neue Assistenzsysteme, effiziente Antriebe sowie zahlreiche Simply Clever Features. Mit dem Kamiq vollzieht der Hersteller den nächsten Schritt in seiner SUV-Offensive und erweitert sein Angebot um ein Einstiegsmodell für den europäischen Markt.
Front mit neuem Leuchten-Layout
Auf dem Genfer Autosalon 2018 hat Skoda mit der Studie „Vision X“ bereits einen konkreten Ausblick auf das Mini-SUV gegeben. Das vor knapp zwei Wochen Teaser-Bild verdeutlichte, dass sich die Serienversion optisch stark an dem Showcar orientieren wird. Haupterkennungsmerkmal sind die neuen LED-Scheinwerfer mit dem nach oben abgesetzten Tagfahrlicht mit integrierten dynamischen Blinklichtern.
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Vision X gab Ausblick
Der Kamiq wird sich stark an der Studie Vision X (siehe Fotos) orientieren. Der kleine Bruder des Karoq bietet eine Überraschung. Denn obwohl er wie der 4,14 Meter lange Seat Arona und der 4,11 Meter lange VW T-Cross auf der neuen Kleinwagen-Plattform des VW-Konzerns (MQB A0) basiert, ist er sogar länger als der VW T-Roc (4,23 m) und der Audi Q2 (4,19 m), die auf der aktuellen Golf-Plattform (MQB) stehen. Konkret ist der Vision X 4.25 Meter lang, 1.81 m breit und 1,54 m hoch. Der Radstand beträgt 2,64 Meter und der Kofferraum hat ein Volumen von 380 Litern. Als klassisches Mini-SUV geht das Auto damit nicht mehr durch. Skoda rückt also auch bei seinem neuen Mini-SUV, das 2019 in den Handel kommt, die Praktikabilät in den Vordergrund. Es soll mehr Platz bieten als Arona und der noch heuer kommende Polo T-Cross. Insgesamt ist das Außendesign schon sehr nah an der Serie. Bis auf die 20 Zoll großen Bicolor-Aluräder im 3-D-Design, die giftgrüne Lackierung und dem im Kristall-Look gehaltenen Kühlergrill, wird sich kaum mehr etwas ändern. Auffälligste Neuerung gegenüber den beiden größeren SUV-Brüdern sind die extrem schmalen Frontleuchten, die etwas an den Hyundai Kona erinnern. Zu den für die Marke typischen Merkmalen zählen die von den Scheinwerfern bis ins Heck verlaufende Tornadolinie, die sich nach hinten verjüngende Seitenfenstergrafik, der Kühlergrill mit vertikal angeordneten Doppellamellen, das auf der Motorhaube platziert Logo und die ausgestellten Radhäuser. Die C-förmigen LED-Heckleuchten erinnern stark an den Karoq. Insgesamt steht der Vision X sehr selbstbewusst auf seinen großen Rädern. Das dürfte bei den Kunden gut ankommen.
Neues Interieur-Design
Im Innenraum geht es hingegen deutlich futuristischer zu. Hier kann noch nicht von Seriennähe die Rede sein. Das fängt schon bei den verwendeten Materialien an. Bei den Oberflächen der Sitze, Türverkleidungen, der Mittelkonsole und der Armaturentafel setzen die Tschechen auf einen Mix aus atmungsaktiven Textilstoffen, Kunstleder und gummierten Teilen. Darüber hinaus verfügt der Vision X über eine Mittelkonsole, deren Oberfläche aus geschliffenem Glas besteht und den Blick auf ein Display ermöglicht, das mit der Antriebssteuerung vernetzt ist und den Energiefluss der beiden Motoren und die Wirkungsweise des Antriebs darstellt. In Sachen Anzeigen hat das Skoda-SUV aber noch mehr zu bieten. So sitzt hinter dem Lenkrad ein volldigitales Kombiinstrument, das vom Fahrer nahezu frei programmiert werden kann. Absoluter Blickfänger im Cockpit ist jedoch der hochauflösende Touchscreen, der als freistehender Monitor oberhalb der Mittelkonsole in die Armaturentafel integriert ist. Das gibt es bei Skoda derzeit nur beim Scala. Natürlich sind auch die neuesten Infotainment- und Connectivity-Funktionen, die der VW-Konzern zu bieten hat, mit an Bord. Diese werden auch im Serienmodell erhältlich sein. Im Gegensatz dazu bleiben die beiden im Kofferraum verstauten elektrisch angetriebenen Skateboards der Studie vorbehalten. Gleiches gilt für die ebenso an Bord verstauten zwei Helme und eine Kameradrohne, mit der sich die Fahrt auf dem Board für einen Videoclip aufzeichnen lässt.
Antrieb
Im Serienmodell des nur als Fronttriebler erhältlichen Kamiq werden zunächst die bekannten 3- und 4-Zylinder-Motoren, die wir bereits aus zahlreichen Konzernmodellen kennen zum Einsatz kommen. Die Benziner werden ein Leistungsspektrum von 95 bis 150 PS abdecken, die Diesel werden wohl 95 und 115 PS leisten. Wie im Arona TGI wird es auch eine 90 PS starke Erdgasvariante geben. In der Studie Vision X ist hingegen ein deutlich komplexerer Antrieb verbaut.
Allrad ohne Kardanwelle
Die in „FlexGreen“ lackierte Crossover-Studie gab nämlich nicht nur einen Ausblick auf das Design, sondern ist darüber hinaus ein weiterer Schritt für die Elektrifizierungs-Offensive der tschechischen VW-Tochter. Konkret wird der Vision X von einem neuartig konfigurierten Hybrid-System angetrieben, das auf eine Kombination aus einem CNG- (Erdgas) und Benzin sowie zwei Elektromotoren setzt. So gerüstet, kann der Vision D je nach Bedarf mit Vorderrad-, Hinterrad oder Allradantrieb fahren. Zudem soll die Technik einen besonders niedrigen CO2-Ausstoß von 89 g/km ermöglichen.
Als Verbrennungsmotor dient ein 1,5 Liter großer TSI G-TEC Antrieb mit vier Zylindern und Turboaufladung, der speziell für die Nutzung von CNG (komprimiertes Erdgas) entwickelt wurde, aber auch mit normalen Benzin (bivalent) fahren kann. Der CNG-Antrieb erzeugt eine Höchstleistung von 130 PS sowie ein maximales Drehmoment von 250 Nm und treibt die Vorderräder an. An der Hinterachse gibt es einen Kraftfluss von einem Elektromotor. Dieser wird bei Bedarf zugeschaltet – um zusätzliche Kraft beim Anfahren zu aktivieren (Boost-Effekt) oder um die Traktion auf glattem Untergrund zu verbessern. Der kleine Akku ermöglicht eine rein elektrische Reichweite von zwei Kilometern. Beim Vision X handelt es sich um den ersten Skoda-Allradler, der ohne Kardanwelle auskommt.
Ziemlich flott
Beim zweiten Elektromotor handelt es sich um einen riemengetriebenen Starter-Generator (RSG), der an den Verbrenner angeschlossen ist. Der größere E-Motor für die Hinterachse bezieht seine Energie aus einem 48-Volt-Lithium-Ionen-Batteriesystem. Dank Rekuperation lädt sich der Akku wie bei einem normalen Hybridantrieb während der Fahrt (beim Bremsen und Segeln) auf. Die Gesamtreichweite (Benzin, CNG und Elektro) soll 650 km betragen. Wenn beide Antriebseinheiten zusammen arbeiten, bietet der Vision D eine Beschleunigung von null auf 100 km/h in 9,3 Sekunden, die Höchstgeschwindigkeit beträgt 200 km/h.
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Fazit
Mit dem Kamiq steigen die Tschechen ziemlich spät in das boomende Segment der Mini-SUVs an. Seit der Yeti, den es auch mit Allrad gab, nicht mehr zu haben ist, ist Skoda in der 4,20-Meter-Klasse nicht mehr vertreten. Aufgrund der Länge positioniert sich der Tscheche eher gegen Konkurrenten wie Mazda CX-3, Fiat 500X, Honda HR-V oder Opel Crossland X. Das scheint ein guter Schachzug zu sein. Denn so grenzt er sich von den beiden Konzernbrüdern T-Cross und Arona ab, was die interne Kanibalisierung halbwegs eingrenzen dürfte. Andererseits dürfte der Kamiq jedoch dem VW T-Roc (4,23 m) und dem Audi Q2 (4,20 m) das Leben etwas schwerer machen.
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