Assistenzsysteme immer öfter ein Backup für unaufmerksame Lenker.
Der Sicherheitsabstand beim Autofahren wird oft unterschätzt. Selbst so mancher Führerscheinneuling, der den vorgeschriebenen Fahrtechnikkurs absolviert, hat die Zwei-Sekunden-Regel bereits vergessen, bedauert Roland Frisch, Pkw-Chefinstruktor der ÖAMTC-Fahrtechnik. Glücklicherweise gibt es immer mehr elektronische Helferlein, die für unaufmerksame oder leichtsinnige Lenker einspringen.
Abstand oft unterschätzt
Wie ein Versuch im Fahrtechnikzentrum in Teesdorf zeigt, glauben selbst erfahrene Lenker, dass drei, vier Meter zum Vordermann bei Tempo 50 genügen - ein Bild, das wohl jeder aus der Rushhour kennt. Doch selbst, wenn man damit rechnet, dass der Vordermann bald auf die Bremse steigen wird, kann man den Aufprall nicht mehr verhindern.
Was bei diesem Szenario mit einem Blechschaden endet, kann auf der Autobahn auch ins Auge gehen. Ein schwerer SUV hat bei nasser Straße einen deutlich längeren Bremsweg. Wie ein Test in Teesdorf zeigt, hält dieser zwölf Meter hinter dem Kompaktwagen.
Wären die beiden hintereinander gefahren, wäre ein Aufprall bei einer Restgeschwindigkeit von 58 km/h erfolgt. "Und dies entspricht in etwa dem Tempo der aktuellen Crashtests", so Frisch. Noch dramatischer wäre der Fall, wenn das kleinere Auto mit 120 km/h unterwegs ist und das größere dahinter um zehn km/h mehr auf dem Tacho hat. Auf nasser Strecke würde ein Zusammenprall bei Tempo 96 erfolgen - ohne jede Überlebenschance.
Assistenzsysteme immer besser
Glücklich, wer über eines der neuesten Assistenzsysteme, etwa von Mercedes ( neue E-Klasse
), verfügt. Diese sorgen dafür, dass der Abstand zum Vordermann eingehalten wird. Ist die Distanz zu klein, erfolgt ein warnender Pieps, sollte der Fahrer nicht reagieren, bremst das Auto selbstständig, zuerst leicht, dann energischer. Bei einem stehenden Hindernis, etwa einem Fußgänger, bremst der Pkw bis zu Tempo 30 sogar bis zum Stillstand.
Erstaunlich komfortabel funktioniert die Verbindung zwischen Tempomat und Abstandsassistent: Das Auto fährt die maximal eingestellte Geschwindigkeit, orientiert sich aber an jener des Vordermanns und hält immer den nötigen Abstand. Gas geben und Abbremsen kann man damit der Technik überlassen. Im Notfall wird man auch hier vom System gewarnt.
Bis derartige Technik in jedem Wagen Serie ist, liegt es am einzelnen Autofahrer, für die eigene Sicherheit und jene der anderen Verkehrsteilnehmer zu sorgen, warnte der ÖAMTC-Fachmann und gab gleich entsprechende Anweisungen. "Abstand halten, sonst ist man zweiter Sieger. Aufmerksamkeit, das Autofahren darf nicht zur Nebensache werden. Und bei der Notbremsung mit voller Kraft auf der Bremse bleiben." Gerade Letzteres ist für Ungeübte nicht so leicht umzusetzen. Deshalb empfiehlt der Touringclub ein Fahrtechniktraining, um im Ernstfall richtig reagieren zu können.