Front- statt Heckantrieb
So kommt der völlig neue BMW 1er
28.03.2019
Das Kompaktmodell wird auf die Frontantriebsarchitektur umgestellt.
Nun erwischt es auch den Letzten seiner Art. BMW bringt im September die neue 1er-Generation in den Handel. Und diese basiert wie X1/X2, die 2er-Vans (Active und Grand Tourer) oder der Mini-Modelle (Clubman, Countryman) auf der Frontantriebsplattform des Konzerns. Der aktuelle 1er ist der einzige Kompakte, der auf Heckantrieb (auch mit Allrad verfügbar) setzt und somit auch in den Genuss von längs eingebauten Motoren (inklusive Sechszylinder) kommt. Die neue Generation ist hingegen mit Front- oder Allradantrieb und quer eingebauten Motoren (3- und 4-Zylinder) ausgestattet. Das spart nicht nur Kosten, sondern bringt auch viele Vorteile wie ein besseres Platzangebot oder weniger Gewicht. Deshalb ist die Umstellung aus Sicht von BMW auch nachvollziehbar. Vielen Fans dürfte dieser Schritt trotzdem nicht gefallen.
Die Sportabgasanlage kennzeichnet den 306 PS starken M135i xDrive.
BMW verspricht sogar mehr Agilität
Ändern können sie aber auch nichts mehr daran. Denn der neue 1er absolviert bereits seine finalen Abstimmungsfahrten auf dem BMW Testgelände im südfranzösischen Miramas. Dort will er beweisen, dass er es fahrdynamisch trotz der neuen Plattform faustdick hinter den Ohren hat. Laut den Entwicklern soll er dank ausgeklügelter Fahrwerkstechnik, einigen Innovationen und der Integration aller für die Fahrdynamik relevanten Komponenten und Regelsysteme sowohl mit dem neuen Frontantrieb als auch mit dem Allradantrieb (xDrive) sogar ein Plus an Agilität erreichen. Daran soll auch die verbesserte Torsionssteifigkeit der Karosserie einen großen Anteil haben. Da sind wir schon auf die ersten Testfahrten gespannt.
Ab Herbst setzt auch der 1er auf klassische Kompaktproportionen.
Schlupfregelung aus dem i3s
Kernelement ist jedoch die aus dem reine elektrischen i3s bekannte ARB-Technologie (Actornahe Radschlupfbegrenzung), die jetzt erstmals ihre Premiere in einem Auto mit Verbrennungsmotor feiert. Im 1er sitzt dieser Schlupfregler direkt im Motorsteuergerät statt im Steuergerät der Fahrstabilitätsregelung DSC. Ohne lange Signalwege werden die Informationen dreimal schneller weitergeleitet, die für den Kunden erlebbare Regelung laufe sogar bis zu zehnmal schneller ab, so BMW. In enger Abstimmung mit dem DSC soll die ARB-Technik ohne querdynamisch stabilisierende Regeleingriffe das Untersteuern deutlich reduzieren, das sonst bei Fahrzeugen mit Frontantrieb üblich ist. Die ebenfalls serienmäßige Performance Control (Gier-Momenten-Verteilung) soll die Agilität des neuen 1er durch fahrdynamische Bremseneingriffe zusätzlich erhöhen.
Die Entwickler versprechen ein hohes Maß an Agilität.
Bärenstarker Vierzylinder
Bei den Motoren des neuen 1er sticht vor allem ein neu entwickelter 4-Zylinderbenziner hervor. Der M135i xDrive wird vom leistungsstärksten 4-Zylindermotor der Marke mit 2,0 Litern Hubraum und TwinPower Turbo Technologie angetrieben. Die Neuentwicklung leistet 306 PS und zieht damit mit dem ebenfalls 2,0 Liter großen Mercedes-AMG-Motor aus dem aktuellen A 35 4Matic gleich. BMW setzt bei dem Triebwerk auf einige interessante technische Lösungen, wie verstärkter Kurbelantrieb, neue Kolben und Pleuel, größerer Abgasturbolader sowie optimierte Einspritzventile. Beim Marktstart wird der 118i als Einstiegsmodell fungieren. Hier kommt ein aufgeladener 1,5l-Dreiyzlinder mit 140 PS zum Einsatz. Dieselfreunde werden zunächst mit dem 120d xDrive mit 190 PS beglückt. Später folgen auch rund 115 PS starke Einstiegsmodelle (Benziner und Diesel) und weitere Motoren, die die Leistungslücken nach und nach schließen. Die Benziner verfügen alle über einen Ottopartikelfilter, die Diesel über einen SCR-Kat (mit AdBlue). Außerdem wird es erstmals einen 1er mit Plug-in-Hybrid (125xe) geben, der rein elektrisch rund 80 km weit kommen soll.
Trotz Tarnung sind die BMW-typischen Merkmale bereits erkennbar.
Platzangebot und Design
Die Prototypen sind bei den Abstimmungsfahrten noch stark getarnt. Dennoch sind die neuen Proportionen bereits gut erkennbar. Der nun 4,34 Meter (+1cm) lange 1er wirkt in der Seitenansicht nun wie ein klassischer Kompakter. Ein größerer hinterer Türausschnitt erleichtert den Zustieg auf die Rückbank. Vorne gibt es eine breitere Niere und etwas flachere Scheinwerfer. Am Heck vertraut BMW wieder auf zweigeteilte Rückleuchten. Die Heckklappe fällt etwas breiter aus. In Kombination mit der niedrigeren Ladekante sollte das Beladen des Kofferraums komfortabler werden. Der Gepäckraum fasst mit einem Volumen von 380 Litern jetzt 20 Liter mehr. Einen großen Sprung macht der neue 1er bei den Platzverhältnissen im Innenraum. Durch die neue Frontantriebsarchitektur mit Quermotoren und einem niedrigeren Mitteltunnel soll vor allem auf den Rücksitzen spürbar mehr Platz zur Verfügung stehen als im Vorgänger. So wächst beispielsweise der Knieraum für die Fondpassagiere um 33 Millimeter, die Kopffreiheit hinten ist 19 Millimeter größer. Vom Cockpit gibt es noch gar keine Fotos. Doch wer den neuen 3er und neuen Z4 (Bild unten) kennt, weiß auch wie es im neuen 1er aussehen wird. Auf Wunsch gibt es auch hier das Professional Live Cockpit mit digitalen Instrumenten und großem Touchscreen. Natürlich ist der Kompakte auch bestens vernetzt, verfügt auf Wunsch über den neuen Sprachassistenten ("Hey, BMW") und ist mit allen erdenklichen Assistenzsystemen zu haben.
Das 1er-Cockpit wird jenem des Z4 (Bild) ähneln.
Verfügbarkeit
Der neue 1er wird im Sommer enthüllt und feiert im Herbst auf der IAA 2019 seine Messepremiere. Kurz danach kommt er in den Handel. Dann wird es so richtig spannend. Denn in etwa zur selben Zeit starten auch der Klassenprimus Golf VIII und dessen nobler Technik-Zwilling Audi A3. An den Preise dürfte sich nicht allzu viel ändern. Der neue 1er bietet zwar viel mehr Technik und eine bessere Serienausstattung, da die neue Plattform aber Kosten spart, sollte die neue Generation nicht teurer werden. Eigentlich müsste der 1er sogar etwas günstiger werden. Doch wer BMW kennt, weiß, dass das eher nicht passieren wird.
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