Nun wollen die Japaner die Deutschen zwingen, ihre Suzuki-Anteile zu verkaufen.
Die beiden tief zerstrittenen Partner Volkswagen und Suzuki sehen sich vor dem Scheidungsrichter wieder. Der viertgrößte japanische Autobauer reichte am Donnerstag wie angekündigt beim Schiedsgericht der internationalen Handelskammer in London den Antrag auf ein Verfahren ein. Damit soll VW gezwungen werden, die an Suzuki gehaltenen Aktien an Suzuki oder eine dritte Partei abzugeben.
Deutsche weisen Vorwürfe zurück
VW wies erneut alle Vorwürfe über mangelnde Kooperation zurück. "Wir sind sehr enttäuscht über diesen Schritt von Suzuki und können diesen in keinster Weise nachvollziehen", sagte ein Sprecher. Es gebe keinerlei rechtliche Basis, die VW zwingen könnte, die Aktien zurückzugeben. Volkswagen werde daher an seinem Anteil festhalten. Dem Verfahren sehe man gelassen entgegen.
Gegenseitige Schuldzuweisungen
Die beiden Autobauer liegen, wie berichtet, seit Monaten überkreuz und geben sich gegenseitig die Schuld daran, dass ihre vor zwei Jahren mit großen Erwartungen gegründete Partnerschaft keine Früchte trägt. Suzuki will deshalb binnen eines Jahres bis zu 20 Prozent seiner Aktien zurückkaufen, die VW derzeit hält. Der Wolfsburger Konzern will die Beteiligung jedoch nicht abgeben. Für diesen Fall hatte Suzuki vor knapp einer Woche bereits angekündigt, sich an einen Schlichter zu wenden.
Schiedsspruch wäre für beide Parteien rechtlich bindend
Das Schiedsgericht wird nun zunächst beide Seiten hören. Ein Schiedsspruch wäre für beide Parteien rechtlich bindend und kann vor einem staatlichen Gericht für vollstreckbar erklärt werden. Der Rechtsstreit dürfte nach Meinung von Juristen binnen sechs Monaten entschieden sein. "Sie können davon ausgehen, dass es im Sommer einen Schiedsspruch geben wird", sagte Timo Holzborn von der Münchner Kanzlei Heisse Kursawe Eversheds. Vorteil des Verfahrens sei die Vertraulichkeit. Dagegen bekomme bei staatlichen Gerichten jeder mit, wenn etwas Spektakuläres laufe. Während des Verfahrens habe VW kaum Möglichkeiten für Verzögerungen. Dies sei allenfalls bei der anschließenden Vollstreckung möglich.
Analysten halten es für möglich, dass VW das Verfahren hinauszögern wird, um Suzuki daran zu hindern, den Anteil an einen Rivalen wie Fiat weiter zu reichen. Frank Schwope von der NordLB verwies darauf, dass VW beim schwedischen Lkw-Bauer Scania zehn Jahre Geduld gehabt habe, bevor der Konzern sein Ziel erreichte. "Auch dieses Mal könnten die Wolfsburger die Zeitkarte spielen, zumal sie angesichts der vollen Kassen mit einer Nettoliquidität von gut 21 Milliarden Euro keine finanziellen Sorgen haben." Im Laufe der Jahre könnten die handelnden Personen bei Suzuki wechseln und der Streit in den Hintergrund treten, vermutet der Autoexperte. Ähnlich hatte sich VW-Chef Martin Winterkorn geäußert: "Wenn bei Suzuki die aktuelle Führungsmannschaft nicht mit uns zusammenarbeiten will, dann will es vielleicht die nächste Generation", sagte er unlängst dem "Handelsblatt".
Vertragsbruch vorgeworfen
In dem seit Monaten tobenden Rosenkrieg wirft Suzuki VW Vertragsbruch vor und argumentiert damit, der deutsche Konzern habe ihm den Zugang zu wichtigen Technologien verwehrt. Davor hatte VW Suzuki seinerseits des Vertragsbruchs bezichtigt, weil die Japaner Dieselmotoren vom italienischen Konkurrenten Fiat bezogen. Als Ursache für den erbittert geführten Schlagabtausch gilt die Furcht des japanischen Familienkonzerns vor einem Verlust an Eigenständigkeit. Denn der mächtige VW-Aufsichtsratschef Ferdinand Piech hatte den japanischen Kleinwagen- und Motorradspezialisten schon als nächste Marke in seinem Riesenreich betrachtet.