Teslas größter Trumpf
Model 3-Funktion lässt Audi, Mercedes & Co staunen
03.12.2020
Neben der sehr guten Reichweite hat Tesla noch ein weiteres Ass im Ärmel.
Wie berichtet, hat Tesla sein Model 3 zuletzt etwas überarbeitet . Dennoch ist beim Basismodell trotz der jüngsten Preiserhöhung alles beim Alten geblieben (ab 46.100 Euro). Optisch hat sich bis auf den farblichen Wechsel von Chrom auf Satin-Schwarz für Seitenblinker, Türgriffe und Leisten nichts getan. Innen gab es ein neues Fach für die Mittelkonsole und ein überarbeitetes Lenkrad. Bei der Technik sind eine elektrische Heckklappe, eine Doppelverglasung und eine Wärmepumpe hinzugekommen. Diese kleinen Änderungen an der Hardware sind aber nur für echte Tesla-Fans erkennbar. Dennoch wurde das Model 3 seit der Markteinführung im Frühjahr 2019 schon mehrfach massiv weiterentwickelt – auf den ersten Blick jedoch völlig unsichtbar.
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Software-Updates als großer Trumpf
Passiert sind diese weitreichenden Änderungen nämlich über Software-Updates, die von vielen Experten als größter Trumpf des Herstellers angesehen werden. Denn genau hier ist Tesla den etablierten Autobauern nach wie vor extrem weit voraus. Zwar haben mittlerweile auch Hersteller wie die Marken des VW-Konzerns, Jaguar Land Rover (JLR), BMW , Renault oder Mercedes damit begonnen, Software-Updates „over teh air“ auszuspielen, doch hierbei handelt es sich meistens um Aktualisierungen des Kartenmaterials für das Navi. Bei größeren Software-Anpassungen müssen die Kunden meistens noch in die Werkstatt. Bei Tesla sieht das völlig anders aus.
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Über 70 neue Features
Allein beim Model 3 gab es seit März 2019 über 20 Software-Updates, die den Besitzern mehr als 70 neue Funktionen und Features ins Auto brachten. Die Einspielung erfolgte dabei nicht nur kostenlos sondern auch ohne zusätzlichen Aufwand - quasi „über Nacht“. Bei einer derartigen Anzahl an Updates kommen nicht nur die Konkurrenten ins Staunen, es könnten sogar einige Smartphone-Besitzer neidisch werden.
Wichtigste Neuerungen im Überblick
Die Updates decken dabei das gesamte Spektrum ab. Sei es für die Verbesserung von Effizienz, Sicherheit und Performance oder die Addition neuer Features und Funktionalitäten, zum Beispiel bezüglich Fahreigenschaften und Unterhaltung. Insgesamt gab es in den letzten eineinhalb Jahre 25 neue Funktionen oder Verbesserungen für Autopilot/Sicherheit/Fahrzeugsicherheit, 30 neue Features oder Verbesserungen der Fahrzeugfunktionalität sowie 20 neue Features oder Verbesserungen der Unterhaltungsfunktionen.
Wir haben einmal die wichtigsten Änderungen chronologisch zusammengefasst (Q1 steht dabei für 1. Quartal, Q2 für 2. Quartal, usw.)
Q1 2019
- Toter-Winkel-Warngeräusch: kann für eine erhöhte Sicherheit während Spurwechseln aktiviert werden
- Wächtermodus: Überwacht die Fahrzeugumgebung sobald Fahrzeug geparkt und abgeschlossen ist. Schutz vor Einbruch, Hilfe beim Erfassen der Verursacher von unabsichtlichen oder mutwilligen Beschädigungen. Hier gibt es aber auch Kritik am Datenschutz.
- Hundemodus: Auto regelt automatisch die Temperatur zum Schutz von im Auto zurückgelassenen Tieren. Passanten werden über den Bildschirm informiert, dass kein Grund zur Sorge besteht und die Tiere im Auto sicher sind
- „Rennstrecken-Modus“ für Model 3 Performance: Erlaubt das sportlich-dynamische Fahren auf abgesperrten Rennstrecken. Leistungsstärke, Fahrverhalten, Bremsverhalten, Kühlsystem, etc. werden durch die Aktivierung des Modus adaptiert.
- Addition des Italienischen Sprachpakets
Q2 2019
- Vorheizen der Batterien vor Supercharging: Bei Navigation zu einem Supercharger regelt das System die Batterie automatisch rechtzeitig auf die ideale Temperatur, um mit der höchstmöglichen Laderate laden zu können.
- Erhöhte Laderaten bei Stationen von Drittanbietern: Model 3 mit der Long-Range-Batterie erhielten durch dieses Update die Möglichkeiten, an externen Schnellladestationen mit bis zu 200 kW Gleichstrom zu laden.
- Erhöhung der Höchstgeschwindigkeit und Leistungsabgabe bei hohen Geschwindigkeiten: Drehmoment und Leistung bei höheren Geschwindigkeiten können länger gehalten werden. Die Höchstgeschwindigkeit von Model 3 Performance wurde auf 260 km/h erhöht.
- Automatisches Abblendsystem bei Gegenverkehr
- Warnung/Korrektur bei unabsichtlichen Spurwechseln/Verlassen der Fahrbahn bei deaktivierten Fahrassistenten: Bei Verlassen der Fahrbahn ohne gesetztem Blinker greift das Auto korrigierend ein und sendet akustische Warnung
- Check und Installation neuer Software-Updates über die Tesla App
- Verbesserung des Unterhaltungsangebots durch neue Apps und Spiele
Q3 2019
- Addition des Tesla “Kinos”: Netflix, Youtube und Twitch
- Addition weiterer Unterhaltungsprogramme wie Car-aoke oder TRAX v0.1
- „Fühlst du dich glücklich/hungrig?“ Navigationseinstellungen: Navigationssystem zeigt automatisch beliebte Restaurants und Freizeitaktivitäten in näherer Umgebung an.
- Camping-Modus: Das abgestellte Auto hält die gewünschte Luftströmung, Temperatur, Lichtstärke im Innenraum, Lautstärke der Musik und die Stromversorgung von angeschlossenen Geräten.
Q4 2019
- Erhöhung der Leistungsstärke: Beschleunigung und Leistung sämtlicher Model 3 erhöht sich per Software-Update um 5 Prozent
- Automatische Navigation nach Hause, zur Arbeit oder zu Kalenderterminen bei Synchronisation mit dem Handykalender
- Festgelegte Abfahrten: Bei Angabe der Abfahrtszeit optimiert das Auto das Ladeverhalten und versucht, den Ladevorgang vor möglichen Zeitfenstern hoher lokaler Stromkosten zu beenden. Zudem wird das Auto zur Abfahrt vorklimatisiert.
Q1 2020
- Anzeige externer Lademöglichkeiten für Schweiz, Deutschland, Österreich, Belgien, Niederlande.
- Additionen für Rennstreckenmodus für Model 3 Performance: ermöglicht die leichtere Überwachung des Fahrzeugzustandes bei extremer Belastung (Motor, Bremsen, Batterie, Reifen), das Erstellen von Nutzerprofilen und das Speichern von Leistungsdaten und Rundenzeiten. Anzeige von Fliehkräften und Beschleunigungsmesser auf dem zentralen Bildschirm.
- Verbesserung der Bluetooth-Funktionalität
- Die Kameras des Fahrzeugs ermöglichen nun die Erkennung von Ampeln und Ampelphasen, Stoppschilder und andere Markierungen. Hinweis: Es geht lediglich um die Erkennung, die entsprechenden Aktionen/Reaktionen obliegen dem Fahrer.
Q2 2020
- Addition weiterer Unterhaltungselemente wie Spiele und das TRAX Piano Roll Musikprogramm. Zudem Verbesserung der Tesla Kino Funktionalitäten.
- Kontinuierliche Addition weiterer Sprachen wie Portugiesisch
- Verbesserung der Dashcam-Funktion
Q3 2020
- Warnhinweise bei Zurücklassen eines unverschlossenen Autos
- Automatischer Verschluss offener Scheiben bei Abschließen des Fahrzeugs
- Fahrassistenzsysteme: Geschwindigkeitserkennung über Kamera in Addition zu GPS-Daten
- Einloggen der aktuell erfassten Geschwindigkeit durch einfaches Drücken des Fahrassistenzhebels
- Reaktion Fahrassistent auf Ampeln und Stoppschilder: akustisches Signal bei grüner Ampelphase, Verlangsamung bei roter Ampel oder Stoppschild. Per Gesetz ist stets ein vollständig aufmerksamer Fahrer gefordert. Die Aktionspflicht obliegt vollständig dem Fahrer.
Q4 2020
- Sicherheits-Pin für das Handschuhfach
- Verbesserung der Unterhaltungssoftware wie Spotify oder der Mediensuche
Fazit
Während Tesla bei der Qualität, dem Service, der Anzahl an Händlerstützpunkten und den Stückzahlen nach wie vor nicht mit den großen Herstellern mithalten kann, hat der US-Elektroautobauer bei der Software die Nase eindeutig vorne. Und auch bei der Reichweite und der Ladeinfrastruktur können die Konkurrenten (noch) nicht mithalten. Doch der Aspekt mit der Reichweite wird sich spätestens 2021 ändern. Denn im kommenden Jahr kommt gleich eine ganze Armada an neuen Stromern in den Handel, die ebenfalls mit WLTP-Reichweiten von bis zu 700 km auftrumpfen. Und auch die Ladeinfrastruktur wird in den kommenden Jahren massiv ausgebaut. Bei den Software-Updates und der Einspielung neuer Funktionen aus der Ferne wird aber selbst dann noch Nachholbedarf bestehen.
Und Teslas kostenlose Software-Updates haben einen weiteren Vorteil. Denn sie drücken den eigentlichen Verkaufspreis nach unten bzw. erhöhen das Preis/Leistungs-Verhältnis. Ein Grund hierfür ist der geringere Wertverfall: So gibt es quasi keine alten Modellvarianten oder -generationen. Jedes Fahrzeug erhält (mit kleinen Ausnahmen wie etwa dem exklusiven Track-Mode für Model 3 Performance) stets die gleichen Software-Updates.