Schlechte Umweltbilanz

Tesla stoppt Zahlungen mit Bitcoin

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Weshalb Elon Musk die schlechte Umweltbilanz erst jetzt kritisiert, bleibt ein Rätsel. 

Wenige Wochen nachdem Tesla eingeführt hat, dass seine Elektroautos (in den USA) auch  mit Bitcoin bezahlt werden können , ist damit auch schon wieder Schluss. Der US-Elektroautobauer hat Zahlungen mit der Kryptowährung wegen Umweltbedenken angesichts des hohen Stromverbrauchs gestoppt. Der Konzern habe die Entscheidung wegen des rapide ansteigenden Verbrauchs von fossilen Brennstoffen für die Herstellung von und Transaktionen mit Bitcoins getroffen, erklärte Elon Musk via Twitter. Vor allem, dass viel Kohleenergie dafür genutzt werde, sei bedenklich. Weshalb der Tesla-Chef  die schlechte Umweltbilanz erst jetzt kritisiert, bleibt ein Rätsel.  

Tesla-Chef bleibt Krypto-Fan

Musk machte klar, dass er grundsätzlich ein Fürsprecher der Branche bleibt: "Kryptowährung ist auf vielen Ebenen eine gute Idee und wir glauben an eine vielversprechende Zukunft, aber dies kann nicht zu großen Lasten der Umwelt gehen", hieß es in seinem Tweet. Tesla hatte erst im März begonnen, Bitcoins zum Kauf von Elektroautos zu akzeptieren. Zuvor hatte der Konzern eine Investition in Bitcoins für 1,5 Milliarden Dollar bekanntgegeben und der ältesten und bekanntesten Cyberwährung damit einen ordentlichen Schub gegeben.

Bitcoin steht wegen des hohen Stromverbrauchs, den das sogenannte Mining - die Herstellung der Währungseinheiten durch energieaufwendige Rechnerprozesse - erfordert,  schon lange bei Umweltschützern in der Kritik . Tesla will laut Musk auch keinen Bitcoin-Handel mehr betreiben, so lange die Energiebilanz sich nicht deutlich verbessert hat. Im jüngsten Geschäftsquartal hatte das Unternehmen Bitcoins im Wert von fast 300 Mio. Dollar wieder verkauft und daran nach eigenen Angaben rund 100 Mio. Dollar verdient.

Keine neue Erkenntnis

Die Diskussion um die Umweltbilanz und die Effizienz von Bitcoin ist keineswegs neu und es blieb zunächst unklar, warum Musk das Thema erst jetzt als problematisch einstuft. Viele Kritiker stören sich daran schon lange. Laut dem Bitcoin Energy Consumption Index der Online-Plattform Digiconomist, die sich unter anderem für umweltfreundlichere Krypto-Technologien einsetzt, verbraucht Bitcoin derzeit in etwa so viel elektrische Energie wie die Niederlande. Der CO2-Fußabdruck der Digitalwährung entspreche ungefähr dem Singapurs.

Bitcoin- und Kryptoanhänger wie Twitter-Chef Jack Dorsey argumentieren damit, dass die Umweltbilanz mit der fortschreitenden Verbreitung von Erneuerbaren Energien langfristig wesentlich besser werden dürfte. Allerdings stehen viele Server-Farmen, die zum Bitcoin-Mining im großen Stil genutzt werden, in Ländern mit relativ geringen Stromkosten wie China oder Kasachstan. Hier stammt die Energie aber häufig aus vergleichsweise umweltschädlichen Quellen wie Kohle. Daran scheint sich nun auch Tesla-Chef Musk stärker zu stören.

Ziehen andere Firmen nach?

Einige Beobachter erwarten, dass auch andere Unternehmen dem Vorbild von Tesla folgen könnten. So sei unter US-Präsident Joe Biden die Umweltdebatte stärker in den Blick geraten. "Das proaktive Handeln Teslas könnte auch auf politischem Druck gewachsen sein", kommentiert Analyst Timo Emden von Emden Research. "Der Ausstieg des Unternehmens ist eine große Niederlage für den Bitcoin als Bezahlmittel-Funktion." Allerdings standen Kryptoanlagen im allgemeinen Abwärtstrend an den Börsen zur Wochenmitte schon vor Musks Statement unter Druck.

In der Kryptoszene sorgte die Kehrtwende des Tesla-Chefs wie zu erwarten für viel Unverständnis. "Warum gerade jetzt? Wusste Musk ernsthaft nichts über die Umweltaspekte, bevor er Bitcoins für 1,5 Milliarden Dollar kaufte?", fragte etwa Nigel Green, Chef der Investmentfirma deVere Group. Tatsächlich hatte Finanzvorstand Zach Kirkhorn bei der Bilanzvorlage vor nur rund zwei Wochen noch das langfristige Interesse Teslas in Bitcoin betont und angekündigt, dass das Unternehmen weiter auf die Kryptowährung setzen werde.
 

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