Angepeiltes Wachstum soll bei 25 Prozent pro Monat liegen.
Seit dem Vorjahr ist der umstrittene Fahrdienst und Taxikonkurrent Uber auch in Wien präsent
. Für heuer strebt Johannes Wesemann deutliche Wachstumsraten bei Fahrtenanzahl und Umsatz an. Mittelfristig will er außerdem mit der Stadt bzw. den Wiener Linien kooperieren. Die strengen Reglements im Beförderungsgewerbe hält er für "völlig idiotisch", wie er im APA-Interview sagte.
In Wien zähle man inzwischen eine fünfstellige Zahl an registrierten Usern, rund die Hälfte davon fahre regelmäßig - also ein- bis zweimal pro Woche - mit Uber. Bei den regelmäßigen Fahrern sei man derzeit "gerade nicht dreistellig", so Wesemann. Für 2015 hat er ambitionierte Pläne: "Wir wollen Fahrten und Umsätze monatlich um 25 bis 30 Prozent durchschnittlich steigern", wobei man konkrete Summen mit Hinweis auf geschäftsinterne Daten nicht nennen wolle.
Seit März des Vorjahres ist der 2009 in San Francisco gegründete und inzwischen milliardenschwere Technologiekonzern in der Bundeshauptstadt vertreten. Damals startete man mit der hochpreisigen Limousinensparte UberBLACK, seit Ende August ist zudem die Economy-Sparte UberX verfügbar. Das Unternehmen betreibt selbst keinen Fuhrpark, sondern stellt Mietwagenanbietern eine Vermittlungssoftware zur Verfügung, dafür müssen sie sich an vorgegebene Tarife halten und einen Teil des Umsatzes abführen. Kunden können über die App einen Wagen bestellen.
Zahlreiche Ideen
Um das Geschäft mittelfristig auszubauen, hat Wesemann bereits einige Ideen. Einerseits will er sich um Kooperationen mit der Stadt bemühen. Denn aus dem Fahrverhalten der Uber-Kunden könne man schon jetzt gewisse Bewegungsströme - "natürlich anonymisiert" - herauslesen. Dieses Wissen sei für Kommunen sehr spannend, wenn es etwa um Verkehrsplanung gehe. Zusammenarbeiten könne man auch mit den Wiener Linien. "In New York gibt es das schon. Wenn dort eine U-Bahn-Linie ausfällt, schickt Uber sofort eine Flotte raus, die diese Strecke zu vergünstigten Preisen abdeckt", kann sich der heimische Uber-Chef eine Art unterstützenden Schienenersatzverkehr vorstellen. "Ich teste mit meinen Vorstößen auch, wie ernst die Politik ihre Agenda meint", verwies Wesemann auf der Pläne der rot-grünen Stadtregierung, den Individualverkehr zu reduzieren.
Der Fahrdienst ist international durchaus umstritten. Vor allem das hierzulande nicht angebotene Produkt UberPOP, bei dem auch Privatpersonen als Fahrer dienen, wurde in diversen Städten gerichtlich untersagt. Für Wien sei diese Schiene momentan kein Thema, so Wesemann. Allerdings drängt er durchaus auf eine Aufweichung bzw. Änderung der Regeln. Denn die strikte Reglementierung - Stichwort Gewerbeordnung - sei "völlig idiotisch". Der Fahrdienst-Manager hofft auf baldige rechtliche Rahmenbedingungen, um sehr wohl Privatpersonen mit eigenem Pkw als Partner gewinnen zu können. So wäre etwa das Pkw-Aufkommen trotz mangelhafter Öffi-Verbindungen im Speckgürtel eindämmbar, zeigt er sich überzeugt.
Proteste
Massiv kritisiert wird Uber auch von der Taxibranche - nicht zuletzt deshalb, weil das Unternehmen seinen Fahrern deutlich billigere Preise vorschreibt als die behördlich reglementierten Taxitarife. Auch in Wien gab es im Vorjahr Protestkundgebungen
. Grundsätzlich würde er mit der Taxibranche sogar gern zusammenarbeiten, beteuert Wesemann. Sprich: Taxler könnten statt langer Stehzeiten ein Zusatzgeschäft machen, indem sie zwischendurch zu den Uber-Tarifen fahren. Doch abseits der Tatsache, dass viele Fahrer durch Exklusivverträge an Funktaxizentralen gebunden seien, kommen Uber hier behördliche Regeln in die Quere.
Für Wesemann unzeitgemäße Hürden: "Am Ende geht es doch darum, dass ein Gast wo einsteigt, wo hingefahren wird und dort wieder aussteigt." Es sei völlig unverständlich, warum Taxis andere Vorschriften hätten als Mietwagen, warum ein Wiener Taxler leer vom Flughafen Schwechat zurückfahren müsse oder warum in Zeiten von Navis noch tausende Straßennamen auswendig zu lernen seien, um eine Taxilizenz zu bekommen. Das sei Willkür. Seine Forderung: "Die Bedingungen, in diesen Markt einzusteigen, müssen für alle gleich sein."