Spät aber äußerst gut überlegt steigt der Hersteller ins Boom-Segment ein.
Einmal mehr steigt Volkswagen sehr spät in ein boomendes Segment ein. Doch diese Strategie hat bereits in der Vergangenheit mehrmals sehr gut funktioniert. So konnte der weltgrößte Autobauer auch im Segment der Mini-SUVs seine Gegner jahrelang genau studieren und greift nun mit einem Modell an, das wieder das Zeug zum Bestseller und Marktführer hat. In den vergangenen Wochen hat VW bereits zahlreiche Informationen vom neuen T-Cross veröffentlicht. Nun wurden auch die letzten Geheimnisse gelüftet. Bis zum Marktstart müssen sich die Interessenten aber noch gedulden. Dieser erfolgt nämlich erst im April 2019. Bis dahin kommt der technische Zwillingsbruder Seat Arona im boomenden Segment also noch ohne konzerninterne Konkurrenz aus.
Abmessungen und Design
Während der T-Roc und der Tiguan auf dem selben Baukasten wie der Golf basieren, nutzt der T-Cross die Technik des 4,04 Meter langen Polo (bzw. Seat Ibiza und Audi A1 Sportback ). Optisch wirkt er deutlich konservativer als der betont progressiv gestaltete T-Roc. Bei den Dimensionen unterscheiden sich die beiden Brüder hingegen nur sehr gering. Lediglich bei der Länge gibt es einen größeren Unterschied: Mit 4,11 Metern ist das Polo-SUV eine handbreit kürzer als der 4,23 Meter lange T-Roc. Dafür sitzt man im 1,56 Meter hohen T-Cross jedoch noch etwas höher und genießt dank der großen Fensterflächen eine bessere Rundumsicht. Optisch sieht der Newcomer wie ein geschrumpfter Tiguan aus. Vom Polo unterscheiden ihn vor allem die Front und das Heck. Die Frontpartie baut sehr hoch auf. Im horizontal ausgelegten Grill münden die Scheinwerfer (optional in Voll-LED-Technik). Im unteren Bereich fallen die markanten Nebelscheinwerfer auf. Das Tagfahrlicht ist bei den T-Cross Versionen mit Halogen-Scheinwerfern in die Nebelscheinwerfer integriert; im Fall der LED-Scheinwerfer befindet es sich hingegen oben im Scheinwerfergehäuse. Die flächige Seitenansicht wird durch eine scharf gezeichnete Charakterlinie aufgelockert. Zudem läuft sie nach hinten in eine ausgeprägte Schulterpartie aus. Die erhöhte Bodenfreiheit und die Dachreling tragen dem Crossover-Anspruch Rechnung. Am Heck gibt es sogar eine echte VW-Premiere. Als erstes Modell der Marke verfügt der T-Cross über ein quer über die Heckpartie gespanntes und von einer schwarzen Blende eingerahmtes Reflektorband. Für das neue Mini-SUV stehen zwölf Außenfarben (optional auch Bicolor) zur Verfügung.
Variabilität
Wie der 4,14 Meter lange Arona trumpft auch das „Polo-SUV“ mit einem für die kompakten Außenmaße extrem geräumigen Innenraum auf. Der Technikbaukasten (MQB A0) ist nämlich in Sachen Raumausnutzung ein wahrer Meister. Und auch an der Flexibilität bzw. Variabilität mangelt es nicht. Im T-Cross kann je nach Bedarf die Rücksitzbank serienmäßig um 14 Zentimeter längs verstellt werden – für mehr Beinfreiheit oder mehr Kofferraum (385 bis 455 Liter). Das maximale Ladevolumen von 1.281 Litern kann sich ebenfalls sehen lassen. Weitere Flexibilität bietet die umklappbare Beifahrersitzlehne, die auch den Transport langer Gegenstände ermöglicht. Dank doppelten Boden gibt es nach dem Umlegen der Rücksitzlehnen einen ebenen Boden. Typisch für ein SUV ist die erhöhte Sitzposition: Vorn sind es 597 Millimeter, hinten 652 Millimeter. Das sind rund 10 Zentimeter mehr als beim Polo und sorgt für eine gute Übersicht. Der Radstand von 2,56 Meter sorgt dafür, dass selbst im Fond zwei Erwachsene äußerst komfortabel unterkommen. Zu dritt wird es jedoch etwas eng.
Cockpit
Im Cockpit finden sich VW-Fahrer auf Anhieb zurecht. Im T-Cross sieht es fast genauso aus wie im Polo und im T-Roc. Neben dezenten Einlagen auch zweifarbige Dashpads, die vor allem bei jungen Kunden gut ankommen dürften. Gleiches gilt für die höchste verfügbare Ausbaustufe des optional verfügbaren digitalen Cockpits mit einem 8-Zoll-Infotainment-Touchscreen und einem „Active Info Display“ (Kombiinstrument). Wie unsere Tests des T-Roc und aktuellen Polo zeigten, geht die Bedienung weitestgehend intuitiv von der Hand. Denn selbst beim größten Touchscreen (8 Zoll) gibt es noch Drehregler für die Lautstärke und das Zoomen in Navigationskarten. Natürlich ist der T-Cross auch bestens vernetzt. Smartphones werden über Android Auto bzw. Apple CarPlay ins Bordsystem integriert und können über die induktive Ladeschale kabellos geladen werden. Zudem gibt es vier USB-Anschlüsse (zwei vorne, zwei im Fond) und die Songs der Smartphone-Mediathek oder der Streamingdienste werden auf Wunsch via „Beats“-Soundsystem wiedergegeben.
Antrieb
Da der T-Cross auf dem Polo basiert, wird es im Gegensatz zum T-Roc keinen Allradantrieb geben. Und auch bei der Motorleistung werden die Unterschiede ersichtlich. Während der T-Roc aktuell bis zu 190 PS leistet und später sogar in den Genuss von 300 PS (R-Version) kommen wird, ist beim T-Cross spätestens bei 150 PS Schluss. Außer VW schiebt später noch den 200 PS Motor aus dem Polo GTI nach. Konkret wird der mit bis zu 18 Zoll großen Rädern ausgestattete T-Cross von vier bekannten Turbomotoren angetrieben, die alle die strenge Abgasnorm Euro 6d-Temp erfüllen und in zahlreichen Konzernmodellen zum Einsatz kommen. Positiv: Alle verfügbaren Benziner (TSI) sind mit einem Otto-Partikelfilter ausgestattet. Der 1,0 Liter große Dreizylinder leistet 95 PS oder 115 PS. Der 1,5 Liter Vierzylinder mit Zylinderabschaltung folgt etwas später und bringt es auf 150 PS. Der einzige zum Start verfügbare Diesel (1,6 TDI) schöpft aus seinen Vierzylindern 95 PS und verfügt über einen SCR-Kat (AdBlue). Die Kraft wird über ein manuelles Sechsgang-Getriebe oder über ein 7-Gang-Doppelkupplungsgetriebe (DSG) an die Vorderräder übertragen.
Assistenzsysteme
Der Modulare Querbaukasten, der ja bis zum Arteon, Passat oder Skoda Superb hinaufreicht, macht sich auch bei den Assistenzsystemen positiv bemerkbar. Hier markiert der T-Cross in seinem Segment den Bestwert. Serienmäßig an Bord sind das Umfeldbeobachtungssystem Front Assist samt Fußgängererkennung und City-Notbremsfunktion, der Spurhalteassistent Lane Assist, der Berganfahrassistent, das proaktive Insassenschutzsystem (reagiert kurz vor einem Unfall u.a. durch das Schließen von Fenstern und Schiebedach, Straffung der Gurte und Aufbau von Bremsdruck) sowie die Müdigkeitserkennung. Optional erhältlich sind der Spurwechselassistent Blind Spot Detection und der damit kombinierte Ausparkassistent, die automatische Abstandsregelung ACC (Serie Ausstattungslinie „Style“) und der Parklenkassistent Park Assist. Auf Wunsch fährt der Crossover im Stop&Go-Verkehr oder auf der Autobahn also sogar teilautonom. Dabei übernimmt die Technik nicht nur das Gas geben und Bremsen, sondern auch das Lenken. Eine Hand muss aber dennoch stets am Lenkrad sein. Die
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Fazit
Mit dem T-Cross steigt VW einmal mehr sehr spät in ein boomendes Segment ein. Dennoch könnte er es aufgrund seiner vielen positiven Eigenschaften von hinten aufrollen und sich schnell an die Spitze setzen. Beim Tiguan und beim T-Roc ist dem Hersteller dieses "Kunststück" bereits gelungen. Der schlussendliche Erfolg hängt aber auch stark von den Preisen ab (stehen noch nicht fest). Hier darf VW nicht über das Ziel hinausschießen, denn bei den kleinen Crossovern sind die Kunden äußerst preissensibel. Zudem gibt es eine ganze Reihe an starken Konkurrenten (Kia Stonic, Hyundai Kona, Ford EcoSport, Renault Captur, Opel Crossland X, Citroen C3 Aircross, Peugeot 2008), die sich in dem Segment bereits erfolgreich etabliert haben. Und aus dem eigenen Haus kommt neben dem Seat Arona im kommenden Jahr auch noch ein Skoda-Pendant (siehe Studie Vision X) des T-Cross auf den Markt. Wie der Polo wird auch der neue T-Cross im spanischen VW-Werk Navarra produziert.
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