Entwicklungschef rechtfertigte unterschiedliche Kundenbehandlung in USA
Der Entwicklungschef des Volkswagen -Konzerns, Ulrich Eichhorn, hat bei seiner Anhörung im Untersuchungsausschuss des Europaparlaments zum Abgasskandal Reue demonstriert. Der Konzern habe einen "riesigen Fehler gemacht", sagte er am Mittwoch in Brüssel. "Ich schäme mich", fügte er bei der Befragung durch die Europaabgeordneten hinzu.
VW setze jetzt alles daran, "gute Lösungen" für die geschädigten Kunden zu finden, die Vorgänge rund um den Skandal "konsequent aufzudecken" und die "richtigen Lehren" aus den Vorfällen zu ziehen, versicherte Eichhorn. Er verwies darauf, dass es bereits viele personelle Konsequenzen bis in die Führungsetage hinein gegeben habe.
Keine neuen Details wegen Ermittlungen
Eichhorn selbst war erst nach der Aufdeckung des Skandals zum VW-Konzern zurückgekehrt, bei dem er bereits zwischen 2000 und 2003 als Forschungsleiter gearbeitet hatte. "Was will der eigentlich hier?", rief deshalb auch ein Abgeordneter zu Beginn der Aussprache in den Saal.
Über die Entstehung des Skandals wurde aus Rücksicht auf laufende Ermittlungen in Deutschland allerdings ohnehin nicht im Detail gesprochen. Einige Abgeordnete interessierten sich für die Atmosphäre bei Volkswagen, in der man "anscheinend lieber betrügt", als mit seinen Vorgesetzten spreche, wenn sich Konzernvorgaben nicht erfüllen ließen, wie es Marcus Pretzell (AfD) ausdrückte. "Wir arbeiten auch an einem massiven Kulturwandel", antwortete Eichhorn darauf.
Warum werden US-Kunden anders entschädigt?
Er rechtfertigte mehrmals die unterschiedliche Behandlung der geschädigten Kunden in der EU und den USA. In Europa habe VW durch einen 30- bis 60-minütigen Werkstatteingriff den Kunden genau das Auto geben können, dass sie eigentlich kaufen wollten. Damit sei ein Kunde in Europa bessergestellt als in den USA.
Jenseits des Atlantiks hatte VW Ende Juni Entschädigungszahlungen in Höhe von 15 Mrd. Dollar (13,5 Mrd. Euro) akzeptiert. "Wir hätten viel lieber auch den amerikanischen Kunden das Auto repariert, aber das war nicht möglich", sagte Eichhorn. Das liege daran, dass die Modelle in den USA anders seien.
Untersuchung dürfte bis Anfang 2017 dauern
Eichhorn und zwei weitere Mitarbeiter des VW-Konzerns beantworteten die Fragen der Politiker mit vielen technischen Details. Nach knapp zwei Stunden endete die Aussprache mit einem Streit zwischen Eichhorn und dem Luxemburger Abgeordneten Claude Turmes. Der Grünen-Politiker warf den VW-Vertretern vor, nicht die wahren Gründe für die Entschädigungszahlungen in den USA zu benennen.
Der Untersuchungsausschuss des Europaparlaments soll bis Anfang 2017 die Hintergründe des Abgasskandals beleuchten. VW hatte im September einräumen müssen, dass mithilfe einer illegalen Software der Schadstoffausstoß von Dieselwagen bei Tests künstlich gesenkt worden war. Die Software wurde in weltweit rund elf Millionen Autos installiert.
In Österreich hält der VKI unterdessen an seiner Sammelklage gegen Europas größtem Autobauer fest.