Dudenhöffer-Institut
Westeuropas Automärkte droht tiefe Rezession
08.08.2012
Forscher erwarten ein 20-Jahres-Tief mit Absatz von nur 11,9 Millionen Pkw.
Die Schuldenkrise in der Eurozone droht Westeuropas Automärkte nach Einschätzung des Branchenexperten Ferdinand Dudenhöffer in eine tiefe Rezession zu stürzen. "Das Jahr 2013 wird nach unserer Prognose die schlechtesten Autoverkäufe seit 1993 bringen", heißt es in einer am Mittwoch veröffentlichten Studie des von Dudenhöffer geleiteten Center Automotive Research (CAR) der Uni Duisburg-Essen. "Die Krise ist nicht vorbei, sie ist am Beginn."
11,9 Millionen neue Pkw
Mit nur 11,9 Millionen abgesetzten Pkw werde im kommenden Jahr voraussichtlich ein 20-Jahres-Tief erreicht, erwarten die Forscher. Zuletzt war die Autonachfrage in Westeuropa 1993 auf einen ähnlichen Wert abgesackt, damals wurden 11,3 Millionen Wagen verkauft. In allen übrigen Jahren waren es mehr, 2000 zum Beispiel 14,8 Millionen. Im laufenden Jahr kalkuliert das CAR mit 12,1 Millionen Pkw-Verkäufen.
Gründe für den Rückgang
Hauptgrund für den einbrechenden Konsum bei langlebigen Gütern wie Autos ist die zunehmende Unsicherheit wegen der Staatsverschuldung in Süd- und Westeuropa. "Eine Staatspleite von Griechenland bis Ende des Jahres scheint kaum mehr abwendbar", schreiben die Marktbeobachter.
Fast alle wichtigen Wirtschaftsforschungsinstitute und auch der Internationale Währungsfonds IWF hätten ihre Prognosen nach unten korrigiert. Neben gedrückten Wachstumserwartungen sorge die steigende Arbeitslosigkeit für die Zurückhaltung der Käufer: "Für den Automarkt in Westeuropa muss mit fortgesetzter Rezession gerechnet werden. Die Auswirkungen der Schuldenkrise sind mindestens bis 2015 zu spüren."
Krisen-Gewinner und -Verlierer
Trotz der schwierigen Gesamtlage zählt Europas größter Autokonzern Volkswagen aus Sicht der Wissenschafter zu den "Krisen-Gewinnern". Ein mittelfristiger Marktanteil von 30 Prozent in Europa sei nicht auszuschließen - VW bewege sich auf eine marktbeherrschende Stellung zu. Unterdessen litten Fiat, PSA und Renault, aber auch die spanische VW-Tochter Seat sowie Zulieferer unter der Flaute in den Südländern.
"Umso unverständlicher" sei die Drohung der Wolfsburger, aus Protest über die jüngsten Rabattvorwürfe von Fiat-Chef Sergio Marchionne aus dem Branchenverband Acea auszutreten. "In der sensiblen Situation könnte es gefährlich werden, Stimmungen aufzuheizen", heißt es mit Blick auf den Preiskampf in Europa.
Weltmarkt legt sogar zu
Volkswagen kann die Einbußen auf dem Heimatkontinent derzeit mit starken Zuwächsen in Asien und Amerika ausgleichen. Während der Auto-Weltmarkt nach CAR-Schätzungen 2012 noch einmal um 5,2 Prozent zulegen dürfte, könnte er in Westeuropa um 5,4 Prozent schrumpfen.