Britische Schönwetter-Autos
Zwei sündteure Luxus-Boliden ohne Dach
09.03.2020
Bentley Bacalar und Aston Martin V12 Speedster sind komplett „oben ohne“.
Wenn zwei schon ein Trend sind, dann kann man offene, nicht schließbare Autos als solchen ausrufen. Sowohl Bentley als auch Aston Martin präsentierten jetzt jeweils einen Roadster, der sich nicht schließen lässt. Einfach, weil es kein Dach gibt. Nicht gegen Geld und gute Worte.
Bentley Bacalar
Aber bevor Sie sich jetzt Gedanken machen, wie sich der Alltag unter hiesigen Wetterbedingungen damit bewerkstelligen lässt. Der Bentley Bacalar wird nur 12 Mal gebaut und ist bereits vergriffen. Als Basis dient zwar der Continental GT , doch bis auf die beiden Türgriffe gibt es bei der Karosserie kein gemeinsames Bauteil. Die Front nimmt Anleihen an der Vorjahres-Studie EXP 100 GT . Hinter den beiden Sitzen laufen zwei Höcker bis zur Abrisskante am Heck aus. Letztere erinnert etwas an die „Entenbürzel“-Spoiler von früheren Porsches. Darunter sind die beiden langgezogenen LED-Leuchten installiert. Die Lackierung bekommt durch die Asche von Reishülsen eine besondere Oberfläche.
Unter der langen Haube verrichtet der bekannte 6,0-Liter-W12-TSI-Motor seinen Dienst. Doch während dieser Zwölfender in den normalen Bentley-Modellen „nur“ 635 PS leistet, bringt er es im Bacalar auf 659 PS und 900 Nm Drehmoment. Im Cockpit hat sich nicht allzu viel verändert. Hier sorgen lediglich die speziellen Materialien und die Handwerkskunst für Unterschiede zum Continental GT. Zu den Highlights zählen 500 Jahre alte Moorhölzer, britische Naturwolle sowie eine spezielle Lederausstattung, deren Nähte mehrere Hunderttausend Stiche aufweisen.
Gefertigt wird der Bacalar von Bentleys Veredelungsschmiede Mulliner in reiner Handarbeit. Der älteste Karosseriebauer der Welt besinnt sich mit dem 1,7 Millionen Euro teuren Boliden auf seine Wurzeln zurück: Seltene Fahrzeuge mit individuellem Aufbau für nur wenige anspruchsvolle Kunden zu fertigen. Die Produktion des Bacalar nimmt rund sechs Monate in Anspruch und wird durchgehend im Austausch mit den Kunden abgewickelt. Jedes der zwölf Exemplare soll am Ende des Tages ein echtes Unikat sein.
Aston Martin V12 Speedster
Noch radikaler geht es bei Aston Martin zu. Beim auf 88 Exemplare limitierten V12 Speedster fehlt nämlich nicht nur das Dach, sondern auch die Windschutzscheibe. Ohne Helm sollte man den Zweisitzer also nicht allzu schnell bewegen. Entwickelt wurde der Bolide von „Q by Aston Martin“, also der hauseigenen Veredelungsabteilung für kundenspezifische Anpassungen. Als Technikspender dienen sowohl der Vantage als auch der DBS Superleggera .
Beim Radikal-Roadster lauert ein 12-Zylinder mit 5,2 Liter Hubraum, 700 PS und 753 Nm unter der Haube. So gerüstet, beschleunigt der V12 Speedster in 3,5 Sekunden aus dem Stand auf Tempo 100, die Höchstgeschwindigkeit ist auf 300 km/h begrenzt. Letzteres ist wohl der fehlenden Scheibe geschuldet. Das Fahrwerk mit Einzelradaufhängung umfasst eine Doppelquerlenkerachse vorn, eine Mehrlenkerachse hinten, Schraubenfedern und eine adaptive Dämpfung mit den Modi „Sport“, „Sport+“ und „Track“. Geschmiedete 21-Zoll-Leichtmetallräder mit Zentralverschluss und Carbon-Keramik-Bremsscheiben sind ebenfalls an Bord. Die Karosserie besteht fast zur Gänze aus Karbon. Die Lackierung ist dieselbe wie beim Kampfjet F/A-18.
Die Innenraumgestaltung kombiniert traditionelle mit modernen Materialien. Strukturiertes, seidenmattes Carbon kontrastiert mit handverarbeitetem Sattelleder, Chrom, Aluminium und auch 3D-gedrucktem Gummi. Preislich ist der V12 Speedster im Vergleich zum Bentley fast schon ein Schnäppchen: Hier geht es ab etwas über 800.000 Euro los. Die Auslieferungen beginnen voraussichtlich im ersten Quartal 2021.