Abhör-Affäre um Meinl-Gutachter
08.10.2009
Der abgesetzte Meinl-Gutachter ging einem falschen "Investmentbanker“ in die Falle – der zeichnete das vertrauliche Gespräch auf.
Eine brisante Causa beschäftigt derzeit die Wiener Staatsanwaltschaft: Der von der Causa Meinl abgezogene Gerichtsgutachter Thomas Havranek soll illegal abgehört worden sein. Eine diesbezügliche Anzeige liegt der Staatsanwaltschaft vor. Konkret hat der Wiener Rechtsanwalt Gerald Ganzger der Staatsanwaltschaft einen USB-Stick mit Aufzeichnungen eines Gesprächs zwischen Havranek und einem "britischen Investmentbanker“ übergeben.
Auch der grüne Abgeordnete Peter Pilz hat sich mittlerweile eingeschaltet. Er hat eine parlamentarische Anfrage an Justizministerin Claudia Bandion-Ortner gestellt: "Hier hat eindeutig eine Überwachungsaktion stattgefunden“, so Pilz.
Havranek tappte in Falle: „Banker“ hörte ihn aus
Brisant ist jedoch nicht nur die Anzeige, sondern vor allem auch der Inhalt des Gesprächs. Havranek – der mit seiner Firma CIN Informationen über Unternehmen anbietet – dürfte dabei in eine bestens vorbereitete Spitzel-Falle getappt sein. Der Lockvogel gab sich als „britischer Investmentbanker“ aus, fragte Havranek zu dessen Abhör-Methoden aus, wie man in Österreich Einfluss auf die Justiz nehmen könnte und ob es eine Möglichkeit gäbe, an Daten aus dem Strafregister zu kommen – die Antworten zeichnete er elektronisch auf.
Nichts ahnend gab Havranek dem vermeintlichen Geschäftspartner Auskunft. Er hätte die Staatsanwaltschaft vor der Hausdurchsuchung bei Meinl „beraten (…), was und wo man zu suchen hat. Als wir die Hausdurchsuchungen gemacht haben, da haben wir genau gewusst, welcher Safe wo steht, um die wichtigen Dokumente zu finden, um diese Leute anzuklagen.“
Abhör-Aktionen seien prinzipiell kein Problem („Alles ist möglich, man braucht ein ziemliches Budget dafür.“) und "wenn es etwas im Strafregister gibt, dann werde ich es herausfinden“. Und Havranek holt zu einem Rundumschlag gegen Politik, Wirtschaft und Medien aus. Havranek hat jetzt Anzeige gegen unbekannt eingebracht.
DAS ABHÖR-PROTOKOLL
Havranek schildert dem "Investmentbanker“
seine Sicht von "Little Austria“.
Havranek über die Justiz: "Also eigentlich kann man die
Staatsanwaltschaft (StA) in gewisser Hinsicht nicht beeinflussen; aber ja,
man kann doch Einfluss nehmen. Man kann Einfluss nehmen, indem man die StA
gegen bestimmte Personen unterstützt.“
über Medien: "Format
und profil schreiben und arbeiten beide für mich.“
ber
Geschäftspartner Ernst Strasser: "Es mag interessant für Sie
sein, dass einer unserer Partner (bei Havraneks Beraterfirma CIN, Anmerkung
der Redaktion) der frühere Innenminister ist.“
über
seinen Vater: "Mein Vater war im Aufsichtsrat der Bank Austria.
(...) Er ist ein Freund des Bundeskanzlers. Mein Vater ist die graue Eminenz
hinter der Gratiszeitung Heute. Er und die junge Frau Dichand sind nicht die
besten Freunde, denn er kontrolliert sie.“
über Erich
Hampel, Ex-Bank-Austria-Chef: "Er ist ein schwache Person und ein
Komiker.“
über Milliardär Martin Schlaff: "Er
ist einer der reichsten Männer. Er hatte die teuerste Scheidung der Welt,
teurer als Paul McCartney. Deshalb weil er nur entweder zahlen konnte oder
sie hätte umbringen müssen. Seine Frau hat alles gewusst.“