Verlierer & Gewinner

Benko-Beben: Wer jetzt in Österreich zittern muss

03.11.2023

Das Benko-Beben, das in Deutschland mit dem Baustopp beim Elbtower begonnen hat, weitet sich nun dramatisch auf Österreich aus –denn Wien ist das Epizentrum des Benko-Reichs.Hier beben jetzt die Banken-Branche, die Bau-Branche und die Medien-Branche.

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© APA/Fotomontage
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In der Medien-Branche gerät die Mediaprint und hier vor allem die „Kronen-Zeitung“ voll ins Chaos. Benko hat sich auf geheimen und verschlungenen Wegen mit seiner Signa Holding Innsbruck, an der er über seine Stiftung mit 77,5 % die Mehrheit besitzt, 49,5 % der Österreich-Tochter der deutschen Funke-Gruppe, der sogenannten „NKZ“, bereits gekauft. Für die weiteren 50,5 % besitzt er einen geheimen Kaufvertrag.

In Summe besitzt Benko also den gesamten Österreich-Anteil der Funkes (früher WAZ) - das sind genau 50 % der Kronen-Zeitung (ohne die Dichand nicht agieren kann), 49,5 % des Kurier und somit 25 % der gesamten Mediaprint mit allen ihren Beteiligungen.

Für die ersten 49,5 % hat Benko den Funkes bereits 80 Mio. Euro bezahlt, für die zweite Hälfte schuldet er ihnen vermutlich noch einmal 80 Mio. – insgesamt also fabelhafte 160 Mio, die ein Hälfte-Anteil an „Krone“ und „Kurier“ nicht einmal mehr im Traum wert ist.

Dichand will Anteile zurück

Heißt: Vor allem die „Krone“-Anteile sind unverkäuflich. Dichand, der sie gerne für nur 10 Millionen fast „geschenkt“ erwerben würde (weshalb er seit Monaten aus allen Rohren gegen Benko schießt), wird sie unter Garantie nicht bekommen. Die WAZ wird sie um 80 Mio. nicht zurückkaufen. Benko bleibt – vorerst – auf diesen Anteilen sitzen, wird damit „Krone“ und „Mediaprint“ komplett lahmlegen und sich mit Dichand in Zukunft noch brutalere Gerichts-Kämpfe liefern als schon bisher. Die „Krone“ steckt also am meisten im Benko-Chaos, über das sie genüsslich berichtet.

 

Noch viel dramatischer sind die Auswirkungen auf Österreichs Banken-Szene. Mehr als 20 heimische Finanz-Institute sollen alleine an die beiden Hauptgesellschaften des Signa-Reichs in Österreich 8,2 Milliarden Euro an Krediten vergeben haben. Neben der Bank Austria Unicredit ist die Raiffeisen-Gruppe mit Raiffeisen-International und vor allem die Raiffeisen Landesbank Niederösterreich-Wien (die auch der „Kurier“-Eigentümer ist) mit über 2 Milliarden Euro Kredit-Volumen der mit Abstand größte Benko-Finanzier. Entsprechend dramatisch ist die Situation für Raiffeisen, die vom Benko-Beben voll erfasst wird.

Wie viele Bank-Kredite das Benko-Imperium wirklich hat und wie sie besichert sind, ist derzeit völlig undurchsichtig. Es gibt Gerüchte, wonach Benko - inklusive Milliarden-Finanzierungen über arabische Fonds aus Dubai, Katar und Saudi Arabien, die ihm angeblich Ex-Kanzler Kurz vermittelt hat - bis zu 40 Milliarden Euro an Verbindlichkeiten haben könnte, denen allerdings etwa ebenso hohe Immobilen-Werte gegenüberstehen, die in der jetzigen Krise freilich von Tag zu Tag dramatisch an Wert verlieren.

EZB bringt Imperium zum Einsturz

Tatsächlich hat eine hochnotpeinliche Untersuchung der EZB (Europäische Zentralbank) bei allen (!) Banken das Benko-Imperium erst zum Einsturz gebracht.

Diese „Inquisition“ der EZB, die Signa selbst als „Hexenjagd“ bezeichnet hat, führte im Sommer zur Brutal-Empfehlung der EZB, dass Banken wie Raiffeisen einen Großteil ihrer Benko-Kredite abschreiben sollten - was bei Raiffeisen und Bank Austria zu einer Bilanz-Katastrophe führen würde.

Seither gibt – natürlich – keine Bank mehr Benko weitere Kredite, sondern alle fordern die Bezahlung ihrer – zu einem Großteil offenen – Zins-Forderungen und Rückzahlungs-Vereinbarungen ein. Das dürfte die Signa mit Milliarden an Bank-Forderungen belasten – und bringt vor allem den Aufsichtsrat der Signa enorm unter Druck. Wer hat was gewusst? Wer hat was verschwiegen?

Gusenbauer verdiente Millionen mit Signa

An der Spitze des Signa-Aufsichtsrats sitzt der ehemalige Bundeskanzler und SPÖ-Chef Alfred Gusenbauer. Er hat mit seinen Signa-Mandaten in den letzten Jahren viele Millionen verdient – dafür gegenüber allen Investoren die Probleme verschwiegen. Sein Rücktritt dürfte unmittelbar bevorstehen – falls sich die Investoren Gusis Rücktritt überhaupt leisten können, weil er als einziger (fast) alles weiß.

 

Hinter Gusenbauer versteckt sich als seine Aufsichtsrats-Vertraute Susanne Riess-Hahn, die– und das ist dramatisch –auch noch Chefin bei Wüstenrot und deren neuer Bank ist. Auch sie hat an Signa viel Geld verdient und kommt jetzt mit ihrem Wüstenrot-Führungsjob enorm unter Druck.

 

Hauptverantwortlich für die Signa-Geschicke ist freilich Österreichs Großunternehmer – und NEOS-Finanzier – Hans Peter Haselsteiner. Er war der wichtigste Weggefährte von Benko beim Aufbau der Signa, ist mit hohen 15 % an der Holding beteiligt, hat damit in den letzten Jahren viele hundert Millionen verdient – muss jetzt aber um seine investierten Milliarden fürchten. Deshalb ist Haselsteiner auch der Haupt-Organisator des jetzigen Benko-Rückzugs und hat hinter den Kulissen die Fäden in der Hand.

Investoren schießen nach

Haselsteiner und die anderen Top-Investoren – vom Hamburger Multi-Milliardär Kühne bis zum legendären Berater Berger, vom Fressnapf-Eigentümer bis zu den Peugeots– sollen nämlich laut dem Hilferuf von Benko und Signa schon in den nächsten Tagen sagenhafte 400 Millionen Euro in Cash „nachschießen“, damit Signa weiter zahlungsfähig ist und seine Aktivitäten aufrecht erhalten kann.

Ohne diese 400 Millionen würde vermutlich das ganze Benko-Reich einstürzen, würde ein brutaler Kampf um das „Versilbern“ der in Summe über 40 Milliarden Euro teuren Immobilien – vom Wiener Park Hyatt bis zum neuen Lamarr in der Mariahilferstraße aber auch dem Elbtower bis zum Chrysler-Wolkenkratzer in New York beginnen – die alle als „Sicherheiten“ dienen.

Ein Einsturz der Signa-Immobilien hätte unglaublich dramatische Folgen für alle – für die Immobilien- und Baubranche in Österreich, vor allem aber für die Banken-Szene. Deshalb will an eine Signa-Pleite niemand glauben – Haselsteiner, Raiffeisen und die schwer angeschlagenen Banken sollen jetzt retten, was noch zu retten ist...
 

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