Nach fünf Jahren trennt sich die Signa Retail Gruppe des Tiroler Investors Rene Benko wieder von Kika und Leiner.
Das operative Geschäft geht mit sofortiger Wirkung an ein Managementteam rund um Hermann Wieser. Restrukturierungsmaßnahmen will man bis Ende Juni vorlegen. Die Immobilien der Möbelkette werden von der Supernova Gruppe des deutschen Fachmarkt-Unternehmers Frank Albert übernommen.
Über die Höhe des Übernahmepreises wurden keine Angaben gemacht. Laut "Standard" (online) soll sich der Kaufpreis auf "knapp unter 400 Millionen Euro" belaufen. Am Mittwochabend hatte die Zeitung noch einen Preis von "fast 500 Millionen Euro" genannt. Das Managementteam rund um Hermann Wieser war unter anderem bereits in der Geschäftsführung von Kika/Leiner tätig. Die Fortführung von Kika/Leiner soll mit einer "tiefgreifenden Restrukturierung" starten. "Die notwendigen Maßnahmen werden bis Ende Juni 2023 festgelegt", hieß es in einer Aussendung. Das neue Management will in den nächsten Tagen Gespräche mit der bisherigen Führungsetage des Unternehmens, dem Betriebsrat, den Lieferanten und Partnern des Unternehmens führen.
"Die Trennung von Kika/Leiner war keine leichte Entscheidung", wird der Signa-Holding-Chef Christoph Stadlhuber in einer Signa-Aussendung zitiert. Das Management-Team um CEO Reinhold Gütebier habe sich mit allen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern "unter schwierigsten Markt- und Krisenbedingungen für das Unternehmen eingesetzt und gegen die Verwerfungen des Möbelmarktes gekämpft". "Aus Signa Gruppensicht war die Übernahme von Kika/Leiner trotz schwierigen Marktumfeldes ein sehr gutes Investment", so das Unternehmen. Man ziehe sich aus "strategischen Gründen" aus dem Bereich Möbelhandel zurück.
Abschwung des Immobilienmarkts
Der Abschwung des Immobilienmarkts aufgrund der Zinswende trifft die Signa-Gruppe. Zuletzt wurde der Bruttovermögenswert (Gross Asset Value) der Immobiliengruppe mit rund 28 Mrd. Euro beziffert. Das "Manager Magazin" berichtete zuletzt, dass Benko den Kapitalbedarf der Signa senken muss und weitere Immobilienverkäufe folgen könnten.
Die Supernova-Gruppe wurde bei der Zerschlagung des baumax-Konzerns im Jahr 2015 erstmals einer breiten Öffentlichkeit bekannt. Damals erwarb Supernova mit Sitz in Graz 56 baumax-Standorte in Österreich, Slowenien und der Slowakei um 300 Mio. Euro und vermietete einen Teil der Filialen an die deutsche Baumarktkette Obi. "Wir haben bei baumax dran geglaubt, dass man das Filialnetz gut bewirtschaften kann, hier sehen wir das gleiche", sagte Firmenchef Albert dem "Kurier" (online) zur Übernahme der Möbelketten-Immobilien. "Es gibt sehr viele Standorte von Kika/Leiner, die außergewöhnlich gut sind."
Supernova wird mit dem operativen Betrieb der Möbelketten-Filialen nichts zu tun haben. "Wir machen unser Kerngeschäft und freuen uns darauf, dass Hermann Wieser künftig den Betrieb positiv führen wird. Es wird aber nicht leicht sein", sagte Albert der Zeitung. Den Kaufpreis von 500 Millionen Euro wollte Albert nicht bestätigen.
Der Betriebsrat der Möbelkette hat den Verkauf laut Gewerkschaft GPA über die Medien erfahren. Dies sei "befremdlich", hieß es zur APA.
Benko verdiente 300 Millionen Euro
Um eine Insolvenz von Kika/Leiner zu vermeiden, verkaufte der südafrikanische Steinhoff-Konzern die österreichische Möbelkette im Juni 2018 um 430 Mio. Euro an die Signa Gruppe. Im Rahmen des damaligen Sanierungskurses von Kika/Leiner wurde die Filialzahl in Österreich reduziert und das Osteuropageschäft, laut "Presse" (online) um "knapp 200 Mio. Euro", sowie einige nicht strategische Immobilien in Österreich um "weitere knapp 200 Mio. Euro" verkauft. Kika und Leiner erhielten von Signa einen "zweistelligen Euro-Millionenbetrag" für die Modernisierung der Filialen. "Unterm Strich dürfte Rene Benko nach fünf Jahren an der Kika-Leiner-'Rettung' also um die 300 Millionen Euro verdient haben", schreibt die "Presse" ohne Angaben von Quellen. Das Immobilien-"Filetstück" von Kika/Leiner in der Wiener Mariahilfer Straße kaufte Signa bereits Ende 2017 um 60 Mio. Euro und errichtet dort derzeit das Luxus-Kaufhaus "Lamarr".
Einen Gewinn hat das Möbelgeschäft aber für Signa nicht abgeworfen. Im Geschäftsjahr 2020/21 beliefen sich die Verluste der Kika Möbel-Handelsgesellschaft und der Rudolf Leiner Gesellschaft auf 12,9 Mio. Euro bzw. 9,9 Mio. Euro, geht aus dem Firmenbuch (Wirtschafts-Compass) hervor. Aktuellere Zahlen liegen noch nicht vor. Über die Jahre kumulierte sich bis Ende September 2021 ein Bilanzverlust bei Kika und Leiner von 106 Mio. Euro bzw. 83,7 Mio. Euro. Mitte 2022 wurden beide Gesellschaften miteinander verschmolzen und firmieren seitdem unter Leiner & kika Möbelhandels GmbH.