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Zahl der Unternehmensgründungen in Österreich weiter hoch
12.08.2022Trotz vieler Unsicherheiten werden in Österreich weiterhin viele Unternehmen gegründet.
Zwar hat es im ersten Halbjahr 2022 mit 18.126 um 7,7 Prozent bzw. um rund 1.500 weniger Neugründungen als im Vorjahreszeitraum gegeben, der Wert von vor der Pandemie wurde damit aber einmal mehr deutlich übertroffen. Die Zahl der Neugründungen habe sich zuletzt auf hohem Niveau eingependelt, sagte die Leiterin des Gründerservice der WKÖ, Elisabeth Zehetner-Piewald, im APA-Gespräch.
2021 habe die Gründungseuphorie durch die Entspannung der pandemischen Lage einen Gipfel erreicht, erklärte Zehetner-Piewald den leichten Rückgang zum Vorjahr. Es handle sich um einen "Ausreißer", der aber den Trend nach oben bestätige, zumal die Gründungszahlen immer noch höher als vor der Pandemie seien. Im ersten Halbjahr 2021 wurden 19.635 Unternehmensgründungen registriert, 2019 waren es 17.124 gewesen.
Nach Branchen betrachtet gab es heuer im ersten Halbjahr kaum Verschiebungen. Der größte Sparten-Anteil entfiel mit 40,2 Prozent weiter auf Gewerbe und Handwerk, gefolgt vom Handel mit 25,7 Prozent und dem Bereich Information und Consulting mit gut 20 Prozent. Die Branchenverteilung sei insgesamt stabil, einzig im Handel habe man wegen des pandemiebedingten Booms im E-Commerce vor kurzem einen leichten Rückgang bei den Neugründungen verzeichnet. Weiter hoch war auch der Frauenanteil, der mit 44,2 Prozent gut im Schnitt der letzten Jahre lag.
Den Gründergeist sieht Zehetner-Piewald hierzulande aufrecht, es gebe derzeit aber auch viele Bedenken. Als Faktor nannte sie unter anderem die hohe Inflation, mit der sich potenzielle Gründerinnen und Gründer derzeit konfrontiert sehen. In einer solchen Lage überlege man es sich zweimal, ob man seinen Gründungswunsch zum jetzigen Zeitpunkt realisiert, so die Gründerservice-Leiterin.
Auch die Situation am Arbeitsmarkt fördere nicht unbedingt Gründungsambitionen. "Man kann sich als Arbeitnehmer de facto, wenn man qualifiziert ist, gerade aussuchen, wo man arbeitet." Das führe dazu, dass viele Personen ihren Wunsch nach Selbstständigkeit hintanstellen. Zudem sei auch der Arbeitskräftemangel ein Problem, da junge Unternehmen ohnehin Schwierigkeiten hätten, geeignetes Personal zu finden.
Einen größeren Rückgang der Gründungen in naher Zukunft erwartet Zehetner-Piewald dennoch nicht, da mögliche Verwerfungen wie hohe Kosten schon im Rahmen der Gründungsplanung einkalkuliert werden könnten. Sie verwies dabei auf Erfahrungen aus der Pandemie, als angehende Gründer mögliche Lockdowns sowie Entwicklungen wie die verstärkte Digitalisierung in ihre Planungen hätten einfließen lassen. Auch höhere Finanzierungskosten durch möglicherweise steigende Kreditzinsen könne man einplanen.
Im Sinne einer weiter positiven Entwicklung brauche es aber auch eine Verbesserung der Rahmenbedingungen, etwa in Form eines Beteiligungsfreibetrags, der Anreize in der Finanzierung schaffen könne. Geht es nach Zehetner-Piewald, sollte außerdem bei der Arbeitslosenversicherung für Selbstständige nachgeschärft werden, um hier zusätzliche Sicherheit zu schaffen.