AKW Biblis geht wieder ans Netz

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Pünktlich zur neuen Wahlperiode in Deutschland soll das umstrittene alte Atomkraftwerk (AKW) Biblis in Hessen wieder ans Netz gehen. Die Arbeiten am 33 Jahre alten Block B dauerten bis zum 13. September, hieß es auf einer Internet-Übersicht des Essener Betreibers und Energiekonzerns RWE. Erst am Mittwoch (15. Juli) hatte das Wiesbadener Umweltministerium auf Druck von Bundesumweltminister Sigmar Gabriel (SPD) Nachrüstungen zur Sicherung des Kühlsystems bekanntgegeben.

Der noch ältere Block A, in dem vor genau 35 Jahren die erste Kettenreaktion erfolgte, soll nach einer erneuten Revision laut RWE Anfang Oktober wieder hochgefahren werden - also kurz nach der Bundestagswahl am 27. September.

Kritiker werfen dem Betreiber vor, durch monatelange Revisionen und Reparatur-Stillstände das Atomkraftwerk in die nächste Wahlperiode retten zu wollen. Nur so könnten sie die ihnen über Jahre zugeschriebenen Produktions-Restmengen abarbeiten. Eigentlich hätten beide Meiler wie auch das Kraftwerk Neckarwestheim 1 in Baden-Württemberg in der jetzt zu Ende gehenden Wahlperiode abgeschaltet werden sollen. Die Stromkonzerne hoffen auf einen Wechsel von der Großen Koalition hin zu einem schwarz-gelben Bündnis, das den von Rot-Grün gesetzlich durchgesetzten Atomausstieg bis 2022 um weitere 10 oder mehr Jahre verlängern könnte.

SPD auf Anti-Atom-Linie

Die SPD will die Auseinandersetzung über die Kernenergie mit einer von Gabriel angeführten Unterstützer-Initiative "Neue Energie! Atomkraft - nein danke!" weiter anheizen. Mit diesem Aufruf will sich die Wählerinitiative der Partei an diesem Montag im Willy-Brandt-Haus vorstellen und den SPD-Kanzlerkandidaten Frank-Walter Steinmeier unterstützen. Mit dabei sind auch der Energie- und Umweltpolitiker Ernst-Ulrich von Weizsäcker sowie der Filmregisseur und Kameramann Michael Ballhaus.

Schwedens Regierung sicherte unterdessen der deutschen Regierung mehr Sicherheit des Vattenfall-Pannenreaktors Krümmel zu. "Es ist nicht genug, was bisher getan wurde", sagte der schwedische Wirtschaftsstaatssekretär Ola Altera nach einem Gespräch mit seinem deutschen Amtskollegen Jochen Homann in Berlin. Er spielte damit auf die Pannenserien in den Atommeilern Krümmel in Geesthacht und Ringhals in Schweden an. "Wir fordern eine Sicherheits-Kultur" des schwedischen Energiekonzerns, der zu 100 Prozent in staatlicher Hand ist. Von Abschaltungen, wie sie politisch in Deutschland diskutiert werden, wollte der Staatssekretär nichts wissen. Es werde aber Änderungen geben. Darüber könne erst gesprochen werden, wenn der vor einer Woche von Vattenfall angeforderte Sonderbericht über die Geschehnisse vorliege.

Vattenfall teilte mit, dass das Unternehmen einen beschädigten Brennstab des Reaktors im Atomkraftwerk Krümmel ersetzen wolle. "Die Ursache für den Brennstabschaden kann nur eine genauere Inspektion klären." Dazu müsse das Brennelement zunächst mindestens drei Monate lang in einem Abklingbecken lagern. Derzeit gebe es keine Hinweise, dass der Schaden durch Metallspäne verursacht wurde, die bei den Arbeiten während des zweijährigen Stillstands entstanden sind, berichtete Vattenfall. Im Reaktor wurden seit Montag 840 Brennelemente mit insgesamt knapp 80.000 Brennstäben überprüft. Er hatte sich am 4. Juli nach einem Kurzschluss in einem Transformator selbst abgeschaltet. Mit dem Kurzschluss hat der defekte Brennstab nach Angaben des Betreibers direkt aber nichts zu tun.

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