Skylink-Debakel
Alle Flughafen-Manager gefeuert
16.12.2010
Fast 14 Stunden Verhandlungen, am Ende ein Knalleffekt.
Nervenpoker pur gestern am Flughafen Wien. Um 9 Uhr früh trat der Aufsichtsrat zusammen – um endlich eine Entscheidung über personelle Konsequenzen für die Vorstände – Herbert Kaufmann (S), Gerhard Schmid (S) und Ernest Gabmann (V) – aus dem Skylink-Desaster zu fällen. Bis es so weit war, dauerte es fast 14 (!) Stunden.
Schmid und Gabmann bleiben bis Ende 2011
Dann der Knalleffekt: Vorstandssprecher Kaufmann geht mit Jahresende, neuer Oberboss am Flughafen wird interimistisch ab Jänner 2011 für längstens ein Jahr Aufsichtsratschef Christoph Herbst (V). Schmid und Gabmann bleiben vorerst, ihre Verträge enden aber vorzeitig mit Jahresende 2011 (sie wären an und für sich bis 2014 gelaufen). Sie könnten sich neu bewerben, wenn die Vorstandsfunktionen nächstes Jahr neu ausgeschrieben werden, sagte Herbst nach der Marathon-Sitzung. Mit Kaufmann wurde gestern eine einvernehmliche Lösung seines Vertrags vereinbart. Anders als im Vorfeld, als eine Abfertigung von rund einer Million allein für ihn im Raum stand, ist nun von einem Jahresbruttobezug, etwa 350.000 Euro, die Rede.
Präsident Herbst (V) hatte sich im Vorfeld zunächst für einen kompletten Neustart starkgemacht und für die sofortige Ablöse aller drei Vorstände plädiert. Was aber bei den roten Wiener Aufsichtsräten (Wien und NÖ sind mit je 20 Prozent Kernaktionäre des Flughafens) kaum durchsetzbar war. Die Wiener hatten schon bei der letzten, ergebnislosen Aufsichtsratssitzung am 24. November auf einem Verbleib von zumindest Technikvorstand Schmid beharrt. Auch gestern pochte die SP-Fraktion im Aufsichtsrat dem Vernehmen nach immer und immer wieder auf einer Absicherung Kaufmanns und Schmids – was die Diskussion in einer Endlosschleife in die Länge zog.
Kaufmann geht mit nur 350.000 Euro Abfindung
Es gab kaum Unterbrechungen der Marathon-Verhandlung, einzelne Teilnehmer verließen nur immer wieder den Raum, um zu telefonieren. Nach 21 Uhr, in der finalen Phase, gönnte man sich dann eine Pizza.
Knackpunkt in der Ablösediskussion waren die Abfertigungsansprüche, die sich bei voller Auszahlung für alle drei Manager auf rund fünf Millionen Euro summiert hätten. Die Vorstandsverträge waren vom Aufsichtsrat erst im März 2009 – als das Skylink-Desaster mit einer Verdopplung der Kosten von 400 auf 830 Mio. Euro schon weitgehend bekannt war – auf 5 Jahre verlängert worden. Präsident Herbst hatte damals eine nur 3-jährige Verlängerung gefordert, sich aber gegen die SP-Aufsichtsräte nicht durchgesetzt.
„Die Installierung von Herbst und der Abgang von Kaufmann ist ein wichtiger Schritt zur Beseitigung des SP-Desasters am Flughafen“, so der Präsident des Landtags NÖ, Hans Penz. Herbst nannte die Personalentscheidung eine tragfähige Lösung. „Für uns war wesentlich, dass wir nicht zahlen müssen, was wir bis zum Ende der Laufzeit, bis 2014, hätten zahlen müssen.“