Nach Finanzkrise
AMAG: 1. Börsengang seit 5 Jahren
09.03.2011
Der Alu-Hersteller aus Oberösterreich will noch 2011 eine Notierung in Wien.
Erstmals seit fünf Jahren wagt nach der Finanzkrise wieder ein österreichisches Unternehmen den Gang an die Börse. Der Alu-Hersteller Austria Metall AG (AMAG), ein oberösterreichischer Paradekonzern, erwägt noch für heuer eine Notierung in Wien, teilte die AMAG am Mittwoch mit. Laut Bloomberg könnte das Unternehmen mit 1.175 Mitarbeitern und 728 Mio. Euro Umsatz dabei mit 800 Mio. bis 1 Mrd. Euro bewertet werden. Abgesehen von Kapitalerhöhungen datieren die letzten echten Neuzugänge an der Wiener Börse - der Baukonzern Strabag, die Kapsch TrafficCom, Teak Holz International und die Meinl International Power (MIP, heute Power International PI) - aus 2007.
Kapitalerhöhung
Beim AMAG-IPO soll es einerseits eine Kapitalerhöhung geben, andererseits wird der aktuelle Hauptaktionär, die CP Group 3 B.V. - ein Joint Venture von One Equity Partners (OEP) und der im Eigentum der Herbert-Turnauer-Stiftung stehenden Constantia Packaging B.V. - ihre Beteiligung verringern. Mit den Erlösen aus dem Börsegang will die AMAG Investitionen in die Produktionssteigerung finanzieren, auch auch die geographische Expansion in Wachstumsregionen vorantreiben, wie betont wird. Begleitet wird der Börsegang von BNP Paribas und J.P.Morgan als Joint Global Coordinators und Joint Bookrunners.
"In den kommenden Wochen und Monaten werden wir das Börsenumfeld genau prüfen", erklärte AMAG-Chef Gerhard Falch - laut Bloomberg könnte das Inititial Public Offering aber bereits im April über die Bühne gehen. OEP hatte voriges Jahr die damals börsenotierte Constantia Packaging AG (CPAG) und damit auch die Alu-Sparte Austria Metall erworben. Konkret verleibte sich OEP damals 91 Prozent der CPAG ein, die 90 Prozent der AMAG hielt. Die CPAG-Streubesitz-Aktionäre wurden wie berichtet durch ein Squeeze-Out hinausgedrängt, was bei mehr als 90 Prozent möglich ist. Seit Jänner kursierten Gerüchte über einen möglichen AMAG-Börsegang, auch der norwegischen Norsk Hydro wurde ein Interesse an der AMAG nachgesagt.
Ranshofen in Oberösterreich
Herzstück der AMAG ist der Standort Ranshofen in Oberösterreich, "eine integrierte Produktionsstätte, die die Bereiche Gießen und Walzen mit besonderem Schwerpunkt auf das Recycling von Aluminium vereint", wie das Unternehmen festhält. Bis 1993, als die Elektrolyse des Alu-Herstellers endgültig stillgelegt wurde, galt Ranshofen als größter Industriestrom-Verbraucher in Österreich, vor dem EU-Beitritt auch lange mit besonders billigem Strom gestützt.
Die Wurzeln der AMAG reichen bis in die 30er Jahre der vorigen Jahrhunderts zurück: 1936 wurde in den damaligen Mattigwerken der Bau einer Elektrolyse zur Alu-Produktion begonnen, 1938 wurden die Aluminium-Werke Ranshofen gegründet. 1945 besetzten US-Truppen die Werke, 1946 erfolgte die Übergabe an die Republik Österreich. 1948 wurde der Betrieb als "Österreichische Metallwerke AG" (ÖMAG) verstaatlicht und später in Vereinigte Aluminiumwerke AG (VAW) umbenannt. Nach der Fusion mit Berndorf hieß er VMW, nach der Ausgliederung des Werks Berndorf ab 1984 Austria Metall AG (AMAG). 1996 wurde die damals schwer defizitäre AMAG um einen symbolischen Schilling durch ein Management-Buy-Out von Klaus Hammerer (40 Prozent) mit Beteiligung von Constantia (40 Prozent) privatisiert. Erst 2000 war die AMAG gegenüber der Staatsholding ÖIAG schuldenfrei.
Wachstum durch Nachfrage in Westeuropa und Nordamerika
Zuletzt ist das Unternehmen aufgrund des steigenden Bedarfs an Alu-Walzprodukten vor allem in Westeuropa und Nordamerika stark gewachsen. Als Kernmärkte für die geographische Expansion sind Zentral- und Osteuropa sowie China, Indien und Brasilien identifiziert. Zweites Standbein der AMAG ist neben Ranshofen die 20-Prozent-Beteiligung an Aluminierie Alouette in Sept-Iles, Kanada, dem größten Alu-Elektrolysewerk Nordamerikas und einer der weltweit effizientesten Roh-Alu-Schmelzen, wie stolz vermerkt wird. Dort hat die AMAG Anspruch auf 20 Prozent der Produktion und sichert damit ihren Bedarf an Primäraluminium. Eingesetzt werden die AMAG-Produkte in etlichen Industriezweigen: Flugzeug- und Automobilbau, Sportartikel, Beleuchtung, Maschinenbau, Bau und Verpackung.