Im Versandzentrum

Amazon: Mitarbeiter drohen mit Streik

05.04.2013

Deutsche Gewerkschaft Verdi will Aufnahme von KV-Gesprächen erzwingen.

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© Reuters
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Im Leipziger Logistikzentrum des Versandriesen Amazon stehen die Zeichen auf Streiks. Die deutsche Gewerkschaft ver.di will den weltweit agierenden Online-Händler damit zur Aufnahme von Tarifgesprächen zwingen. Die Streiks könnten auch Folgen für Amazon-Kunden haben.

Erster Streik droht
Beim Versandriesen Amazon wollen Beschäftigte in Deutschland erstmals für mehr Geld streiken. Bei einer Urabstimmung im Leipziger Logistikzentrum stimmten 97 Prozent der teilnehmenden ver.di-Mitglieder für Arbeitsniederlegungen. "Wir werden nicht locker lassen, bis wir einen vernünftigen Tarifabschluss haben", sagte Gewerkschaftssprecher Jörg Lauenroth-Mago am Freitag. Jetzt werde die Gewerkschaft ganztägige und mehrtägige Streiks planen. Über einen Zeitpunkt sagte Lauenroth-Mago noch nichts.

 "Wir werden genau überlegen, wie wir am treffsichersten sein können", sagte der Gewerkschafter. Die Kunden sollten den Ausstand durchaus zu spüren bekommen. "Zu streiken und keiner kriegt es mit, dass wäre ein bisschen blöd." An der Urabstimmung hatten sich 92 Prozent der 520 Gewerkschaftsmitglieder am Standort Leipzig beteiligt.

ver.di will mit den Tarifverhandlungen einen Abschluss zu den besseren Konditionen des Versand- und Einzelhandels erreichen. Amazon hingegen orientiert sich an der Logistikbranche. Bisher gibt es laut Verdi in allen deutschen Amazon-Standorten keine Tarifbindung.

Tarifvertrag gefordert
Auch im größten Logistikzentrum in Bad Hersfeld fordert die Belegschaft einen Tarifvertrag für den Versand- und Einzelhandel. Hier habe es aber noch keine Urabstimmung gegeben, sagte Lauenroth-Mago. Amazon hat außerdem Logistikzentren in Graben bei Augsburg, Rheinberg, Werne, Pforzheim und Koblenz mit insgesamt 9.000 Festangestellten. Lauenroth-Mago sagte, er hoffe auf eine Vorbildwirkung der Leipziger Entscheidung für andere Standorte.

Die ver.di-Mitglieder bei Amazon in Leipzig sind bundesweit die ersten, die mit Arbeitskämpfen einen Tarifvertrag erreichen wollen. Am sächsischen Standort arbeiten laut Gewerkschaft rund 1200 Festangestellte sowie rund 800 befristet Beschäftigte. Das Zentrum wurde 2006 im Leipziger Nordosten eröffnet.

Zu den Gewerkschaftsforderungen gehört unter anderem eine Lohnuntergrenze von 10,66 Euro pro Stunde. Nach einem Jahr sollen es 11,39 Euro sein. Außerdem verlangt ver.di ein tarifliches Urlaubs-und Weihnachtsgeld und Nachtzuschläge ab 20.00 Uhr.

Zurückhaltung
Amazon äußerte sich am Freitag nur zurückhaltend. Erneut wurde unterstrichen, Amazons Versandzentren seien Logistikunternehmen, die Kundenbestellungen ausführten. "Mitarbeiter der deutschen Logistikzentren liegen mit ihrem Einkommen am oberen Ende dessen, was in der Logistikindustrie üblich ist", teilte eine Sprecherin mit. Wie das Unternehmen im Streikfall reagieren wird, blieb zunächst offen.

Zuletzt war Amazon wegen der Arbeitsbedingungen in den Zentren in den Schlagzeilen gewesen. Auslöser war eine ARD-Dokumentation, bei der es speziell um die Situation von Leiharbeitern während des Hauptgeschäfts zur Weihnachtszeit ging. Amazon wurde 1995 in den USA gegründet. Den deutschen Ableger gibt es seit 1998. Im vorigen Jahr setzte der Internet-Händler in Deutschland 8,7 Milliarden Dollar (6,8 Mrd. Euro) um.

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