Zweithöchste Quote seit 1945

Arbeitslosigkeit stark gestiegen

02.01.2014

Insgesamt waren im Dezemer 428.143 Personen ohne Job.

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Die Arbeitslosigkeit in Österreich steigt seit 28 Monaten. Für 2013 rechnet das Arbeitsmarktservice mit der zweithöchsten Arbeitslosenquote (7,6 Prozent) seit mehr als 60 Jahren. Nur 1953 lag die Quote mit 8,7 Prozent höher. In absoluten Zahlen waren 2013 im Jahresdurchschnitt 360.723 Personen ohne Job (+10,2 Prozent) - so viele wie noch nie in der Geschichte der Zweiten Republik.

Gleichzeitig gab es im vergangenen Jahr mit rund 3,3 Millionen unselbstständig aktiven Arbeitskräften erneut einen Beschäftigungsrekord. Zum Vergleich: In den 1950er-Jahren gab es in Österreich nur rund 2 Millionen unselbstständig Beschäftigte.
 

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Konjunktur-Flaute
Die schwächelnde Konjunktur belastet weiterhin den heimischen Arbeitsmarkt. Die Arbeitslosenquote nach nationaler Definition schnellte per Ende Dezember im Vergleich zum Vorjahresmonat um 0,9 Prozentpunkte auf 9,5 Prozent. Die Zahl der Arbeitslosen stieg um 11,9 Prozent auf 361.279 Personen an. Das sind um 38.298 Menschen mehr als vor einem Jahr. Außerdem befanden sich 66.864 Personen in Schulungen. Das ist ein Anstieg von 7,1 Prozent bzw. 4.407 Personen. Somit waren im Dezember 428.143 Menschen ohne Job (+11,1 Prozent), teilte das Sozialministerium am Donnerstag mit. Fast die Hälfte der Arbeitslosen im Dezember hat laut AMS nur die Pflichtschule abgeschlossen.

Die demografische Entwicklung und Pensionsreform hinterlassen deutliche Spuren am Arbeitsmarkt. Die Zahl der vorgemerkten Arbeitslosen bei den Über-50-Jährigen kletterte im Dezember im Vergleich zum Vorjahresmonat um 23 Prozent auf 88.287 Personen. Bei den Jungen (unter 25 Jahre) gab es einen Anstieg von 6,5 Prozent auf 51.626 Betroffene. Deutlich schwieriger gestaltet sich auch die Suche nach einer Lehrstelle. Die Differenz zwischen Lehrstellensuchenden und offenen Lehrstellen ("Lehrstellenlücke") erhöhte sich im Dezember im Vergleich zur Vorjahresperiode um 968 auf 3.345.

AMS-Vorstand Herbert Buchinger hofft auf eine Trendwende im laufenden Jahr mit einem Rückgang der Arbeitslosenquote. Für die nächsten Jahre rechnet er aber nicht mit einem "substanziellem Rückgang" der Arbeitslosigkeit. Wenn die Konjunktur wieder anspringt, kommen auch mehr Personen aus den Nachbarländern auf den österreichischen Arbeitsmarkt, sagte Buchinger.

Ab 1. Jänner 2014 haben auch Arbeitnehmer aus den jungen EU-Ländern Rumänien und Bulgarien freien Zugang zum Arbeitsmarkt in Österreich. Eine Studie von IHS und WIIW im Auftrag von Sozial- und Wirtschaftsministerium hat errechnet, dass jährlich zusätzlich 5.500 Menschen nach Österreich ziehen werden, davon drei Viertel aus Rumänien. Sozialminister Rudolf Hundstorfer (SPÖ) rechnet ebenfalls mit keinem besonders großen Andrang. Es würden "keine Riesenmengen" kommen, weil qualifizierte oder in Mangelberufen tätige Rumänen oder Bulgaren schon in Österreich seien, sagte Hundstorfer im Ö1-Mittagsjournal des ORF-Radio. Im Sozialbereich habe Österreich den Zugang zur Sozialhilfe bereits "sehr restriktiv" gestaltet.

FPÖ kritisiert Regierung
Die FPÖ ortet bei der Arbeitsmarktpolitik ein "Totalversagen" der Bundesregierung. "Belegbeispiel dafür ist das faktische Nichtvorkommen der Arbeitsmarktpolitik im rot-schwarzen Regierungsprogramm 2013 bis 2018", betonte FPÖ-Sozialsprecher Herbert Kickl in einer Aussendung. "Die FPÖ fordert jedenfalls einen sofortigen Stopp der Ostöffnung des Arbeitsmarktes für Rumänen und Bulgaren, die mit 1. Jänner 2014 in Kraft getreten ist", so Kickl. Die Grünen zeigten sich mit der Arbeit des AMS unzufrieden: "Die Arbeitslosigkeit wird in undurchsichtigen Strukturen verwaltet, innovative Ansätze gibt es kaum", bemängelte die Arbeitsmarktsprecherin der Grünen Birgit Schatz. Schulungsprogramme seien "besser als nichts", es müsse vor allem eine "effektive Schulreform" geben. Das Team Stronach drängt auf "eine Stärkung und Unterstützung der kleinen und mittleren Unternehmen" um Arbeitsplätze zu schaffen.

AK-Präsident Rudolf Kaske fordert eine baldige Umsetzung des von der Regierung angekündigten Bonus-Malus-Modells um ältere Arbeitslose wieder in Beschäftigung zu bringen. Angesichts der Arbeitsmarktöffnung gegenüben Bulgarien und Rumänien müssten die "geplanten Verbesserungen im Lohn- und Sozialdumping-Bekämpfungsgesetz rasch umgesetzt werden". Der ÖGB drängt auf die im Koalitionsprogramm vorgesehenen Maßnahmen zur Aufwertung der Lehre, zur Förderung der Beschäftigung von Frauen und von Älteren. Die Industriellenvereinigung drängt auf eine Entlastung des Faktor Arbeit, um mehr Jobs zu schaffen. "Insbesondere die Senkung der Arbeitszusatzkosten in den Bereichen Unfallversicherung und Insolvenz-Entgeltsicherung müssen unverzüglich realisiert werden", so IV-Generalsekretär Christoph Neumayer.

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