Meinl-Streit
Atrium zahlt Bond doch zurück
24.01.2011
Trotzdem ist MEL-Nachfolger der Meinung, es gebe keinen "Cross Default".
Die börsenotierte Immobilienfirma Atrium lenkt im Streit mit der Meinl Bank um eine 20-Mio.-Euro-Anleihe ein, ist aber weit davon entfernt, das Kriegsbeil zu begraben. Heute, Montag, gab die ehemalige Meinl-Gesellschaft bekannt, die gesamte aushaftende Wandelschuldverschreibung aus 2008 zuzüglich Zinsen zurückzuzahlen. Die vergangene Woche von der Meinl Bank behauptete Fälligstellung sei aber ungültig. Atrium hat deswegen eine Klage am englischen High Court eingebracht, dem Vernehmen nach könnten weitere rechtliche Schritte in Österreich folgen. Die Jersey-Firma ortet einen "klaren Missbrauch der Treuhänderfunktion" durch die Meinl Bank.
Die Rückzahlung begründete Atrium heute in einer Aussendung folgendermaßen: "Atrium bewertet den Rückkauf als wertsteigernd und meint, dass damit dem Wohl ihrer Aktionäre am besten gedient ist."
Am Freitag hatte die Meinl Bank Atrium öffentlich mit einem sogenannten "Cross Default" gedroht: Weil die Gesellschaft einer Zahlungsverpflichtung nicht nachgekommen sei, könnten alle Publikumsanleihen, bei denen die Meinl Bank als Treuhänderin fungiert (283 Mio. Euro), vorzeitig gekündigt werden. Das Kreditinstitut hat für 7. Februar Gläubigerversammlungen einberufen - wohl, um den Anleiheninhabern die Fälligstellung der Bonds vorzuschlagen.
Ob Atrium nun kalte Füße bekommen hat? "Nein, überhaupt nicht. Wir sind der Meinung, dass man mit dieser Rückzahlung die rechtliche Diskussion völlig außen vor lassen kann", sagte Atrium-Anwältin Bettina Knötzl auf Nachfrage der APA.
Abgesehen davon gebe es gar keinen "Cross Default". In den Bedingungen der 2003er-Anleihe heiße es, dass ein solcher nur ausgelöst wird, wenn die Gesellschaft nicht in der Lage ist, eine 10 Mio. Euro übersteigende Forderung zu bezahlen. Dass Atrium bei der 2008er-Anleihe, die ein Volumen von rund 580 Mio. Euro gehabt habe, in Verzug sei, "stimmt nicht", so Knötzl. Die ausstehenden 20 Mio. Euro wären erst August 2011 fällig.
Die Meinl Bank versuche wieder einmal, von den "Fakten", die die Wiener Staatsanwaltschaft untersuche, abzulenken und ihre Verhandlungsposition im Zusammenhang Milliardenklage, die Atrium gegen das Geldhaus eingebracht hat, zu stärken. Die Nachfolgegesellschaft der Meinl European Land (MEL) gibt sich diesbezüglich weiterhin optimistisch. Man unterstütze sowohl die Anklagebehörde als auch die Finanzmarktaufsicht (FMA) bei ihren Ermittlungen gegen Julius Meinl und Co. "Wir sind hier sehr aktiv."
Dass sich die Meinl Bank mit mutmaßlich geschädigten MEL-Anlegern vergleicht, hält Knötzl "definitiv für eine gute Sache." Mitzahlen, so wie dies das Geldhaus gerne hätte, kommt für Atrium aber nicht infrage. "Ich will nicht, dass unsere Aktionäre noch einmal zum Handkuss kommen" - immerhin halte ein großer Teil der Anleger seine Papiere noch immer.