AUA tiefer in roten Zahlen

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Die schwer kriselnde AUA (Austrian Airlines) ist im ersten Halbjahr 2009 noch tiefer in die roten Zahlen geflogen. Mit 166,6 Mio. Euro war der Nettoverlust dreieinhalb mal so hoch wie zwischen Jänner und Juni 2008 (48,7 Mio. Euro) und fast doppelt so hoch wie im ersten Quartal des heurigen Jahres (88,1 Mio. Euro). Spätestens im September wird der Sanierungsfall AUA der Deutschen Lufthansa gehören. Dass der österreichische Staat (ÖIAG) via Besserungsschein zu einer Nachzahlung auf den symbolischen Preis für sein 41,6-Prozent-Paket (ein Cent je Aktie) kommt, wird immer unwahrscheinlicher.

Die Zahlen fürs Zweitquartal und Halbjahr sind noch schlechter als von den Analysten erwartet. Der 26-prozentige Einbruch der Flugumsätze im traditionell stärkeren zweiten Quartal hat auch die Vorstände enttäuscht. Zu schaffen macht der Airline, dass die Nachfrage in der schwersten Rezession dieser Branche stark abnimmt, und dass Business-Passagiere auf die billigere Economy-Class umsteigen. Und hier ist die Airline mit den Billigfliegern in wachsender Konkurrenz, gerade am Heimflughafen Wien. Zudem laufen der AUA die Kosten davon.

Der AUA-Konzernumsatz ist im Halbjahr um 21,8 Prozent auf 934,6 Mio. Euro gesunken, die Flugumsätze gaben auf 889 Mio. Euro (Vorjahr: 1,14 Mrd. Euro) nach. Grund für den riesigen Nettoverlust bis Juni waren neuerliche Flugzeugabschreibungen für 74,3 Mio. Euro. Auch das Treibstoff-Hedging hat Kosten von 71,6 Mio. Euro verursacht. Weil aber weniger geflogen wurde und Flugbenzin billiger ist als im Vorjahr, hat sich die Spritrechnung dennoch verbilligt.

Weniger Mitarbeiter

Die Zahl der Mitarbeiter ist im Jahresabstand auf 7.288 (Juni 2008: 8.035) reduziert worden. Kurzarbeit und teilweiser Gehaltsverzicht haben bereits den Personalaufwand gedrückt. In drei Sparpaketen in Folge wird der Sparstift angesetzt, bei Bedarf auch nachjustiert. Über den Abbau von 1.000 Stellen bis 2010 hinaus gibt es keine weiteren Personalabbaupläne. Geprüft wird alles, ein Outsourcing von bisherigen Eigenleistungen (technische Wartung, Ground Handling) will man aber vermeiden. Diese Leistungen müssen künftiger aber "billiger" werden. Wunsch an den Flughafen trotz der aktuell rückläufigen Passagierzahlen: Keine weitere Verspätung beim Skylink-Terminal.

Weitere Streckenstreichungen stehen am Programm, derzeit zwei bis vier, keinesfalls ein "Kahlschlag", versicherten die Vorstände Peter Malanik und Andreas Bierwirth. Die im EU-Auflagenpaket enthaltenen Slot-Abgaben soll erst die EU beim endgültigen Okay des Lufthansa-Deals erläutern.

Die Liquidität wurde zum Stichtag 30. Juni 2009 mit 180 Mio. Euro Euro beziffert. Das reiche bis übers Jahresende hinaus, bekräftigten die Manager. Während die langfristigen Schulden seit Ultimo um 8,9 Prozent auf 983,1 Mio. Euro gesunken sind, stiegen die kurzfristigen Schulden um 3,2 Prozent auf 884,6 Mio. Euro. In Bankenverhandlungen tat sich die AUA zuletzt meist schwer.

Vorstand Malanik bestätigte heute das erste Mal, dass mit Übernahme der Lauda Air vor rund einem Jahrzehnt 700 Mio. Euro Schulden "mitgekauft" wurden. Die AUA habe sich daran verschluckt, ergänzte sein Kollege Bierwirth. Man wolle jetzt aber nur noch nach vorn schauen.

Das Eigenkapital belief sich Mitte des Jahres auf 162 Mio. Euro, bei einem Grundkapital von 264,4 Mio. Euro. In der AG-Bilanz hat der Verlust mehr als das halbe Grundkapital längst aufgefressen, dafür ist die Jahresmitte aber kein Stichtag. Außerdem kommt in wenigen Wochen ohnedies die Lufthansa mit frischem Geld. Vom 200-Millionen-Notkredit der ÖIAG vom Dezember sind noch 28 Mio. Euro übrig. Insolvenzgefahr sei nicht gegeben. Die Debatte darum hat in den vergangenen Monaten sogar einige Reisestornoversicherer zum Absprung bewogen. Seit dem Okay der EU zum Lufthansa Deal sind diese Versicherer wieder an Bord, und es gibt wieder mehr Buchungen.

Wann die AUA aus den Verlusten ist, blieb heute offen. "Mittelfristig" zielt die AUA-Führung auf eine Ebit-Marge von 5, 6 bis 7 Prozent ab. Das könnten zwei bis drei Jahre sein, oder auch fünf. Man gehe davon aus, dass man es schaffe, abhängig freilich von der Konjunktur: Bierwirth: "Die Frage ist, wann kommt Osteuropa wieder".

Viertes Sparpaket nicht ausgeschlossen, kein Outsourcing

Trotz dreier bereits geschnürter und teilweise auch schon umgesetzter Sparprogramme wollte der AUA-Vorstand bei der Präsentation der tiefroten Halbjahresbilanz weitere Schritte zur Kostenreduktion nicht ausschließen. Das würde ein viertes Sparpaket bedeuten. Abhängig von der Dauer der Rezession und der Erholung der Airlinebranche werde bei Bedarf "nachjustiert", sagte Vorstand Bierwirth. Den Weg, den die (von der Lufthansa erfolgreich sanierte) Swiss genommen hat, wird man auch in der AUA-Zentrale in Schwechat beschreiten.

Die AUA hat seit dem Vorjahr drei Sparpakete geschnürt: Auf Einsparungen von 50 Mio. Euro ab 2008 folgten im heurigen Frühjahr - mit der Verschärfung der Krise - Kostensenkungen von 225 Mio. Euro. Nachdem klar wurde, dass der Umsatzeinbruch 2009 deutlich höher ausfallen wird als die damals angesetzten 15 Prozent musste noch schärfer der Sparstift angesetzt werden. Im ersten Halbjahr sank die AUA-Betriebsleistung um 21 Prozent, allein im zweiten Quartal um 24,6 Prozent. "Wir dürfen nicht nur einen Brand nach dem anderen löschen, sonst ist irgendwann der Feuerlöscher leer", sagte Bierwirth. Viele Maßnahmen, wie etwa auch die im Herbst auslaufende Kurzarbeit, wirkten nur vorübergehend.

Das mittlerweile auch mit der Belegschaftsvertretung akkordierte "Nachhaltigkeitsprogramm" sieht zusammen mit Lufthansa-Synergien Ergebnisbeiträge von rund 300 Mio. Euro pro Jahr vor, unter anderem durch den Abbau von 1.000 Stellen und einen Gehaltsverzicht von rund 5 Prozent über die nächsten fünf Jahre. Einsparungen wurden auch bei Flughafengebühren und Catering erreicht. Etwa 80 Millionen sollen durch Synergien im Zuge der Integration in den Lufthansa-Konzern gehoben werden. Die "Sanierung" beginne nicht erst mit dem Eintritt der Lufthansa, sagte Bierwirth. Sie habe vor einem Jahr begonnen.

Bis 2010 soll der Mitarbeiterstand der AUA von derzeit 7.300 auf 6.500 sinken. Beibehalten will die AUA-Führung die - im Gegensatz zu anderen Fluglinien - eigene technische Wartung der Flugzeuge und das "Groundhandling", wo derzeit rund 2.000 Mitarbeiter tätig sind. Das sei "gut und richtig", allerdings müsse das Kostenniveau dort so weit runter, "dass Outsourcing kein Thema ist", sagte Vorstand Peter Malanik.

Die EU-Auflagen für die Übernahme der AUA durch die Lufthansa wolle der Vorstand weiter nicht im Detail erläutern. Diese Auflagen seien "kein Spaziergang". Einen Kahlschlag werde es aber nicht geben. Im Zuge der Flottenstraffung (Reduktion der 50-Sitzer) werden zudem "zwei bis vier Strecken" im Bereich des Kontinentalverkehrs, sowohl in Ost- als auch Westeuropa, eingestellt, so die Vorstände. Mit den betroffenen Flughäfen befinde man sich bereits in Gesprächen.

ÖIAG kann sich Besserungsschein wohl abschminken

Bei guter wirtschaftlicher Entwicklung der AUA würde der Staatsholding ÖIAG für den Verkauf ihrer 41,6 Prozent an die Lufthansa nicht nur ein symbolischer Cent je Aktie (in Summe 366.000 Euro für das ganze Staatspaket) zufließen. Sondern die Deutschen würden mittels Besserungsschein bis zu 162 Mio. Euro nachzahlen. Das ist im Spätherbst 2008 bei der Besiegelung des Deals so abgemacht worden. Eine solche Nachzahlung kann sich die ÖIAG wohl bis auf weiteres abschminken. Das wurde am Dienstag bei der Präsentation der tiefroten Halbjahresbilanz der AUA offenkundig.

Die AUA ist seither immer tiefer in die Verlustzone geflogen. Auf AG-Ebene ist bilanztechnisch seit Monaten das halbe Grundkapital durch Verluste aufgezehrt, auf Konzernebene stand die Eigenkapitalquote Ende Juni 2009 bei 8 Prozent. Die AUA ist als "Restrukturierungsfall" klassifiziert.

Ob der mittlerweile wohl obsolete Besserungsschein bei Vertragsabschluss im Dezember realistisch war, wurde AUA-Vorstand Andreas Bierwirth am Dienstag gefragt. "Er war realistisch aus meiner Sicht", so Bierwirth, "mit Anstrengungen".

Die Krise hat sich seit Vertragsunterzeichnung verschärft. Wann eine Rückkehr der AUA in die Gewinnzone möglich ist, sagte der Vorstand heute nicht. 2009 und 2010 werde weiterhin ein "schwieriges" Umfeld herrschen. "Mittelfristig" zielt die AUA-Führung auf eine Ebit-Marge von 6 bis 7 Prozent ab. Letztmalig ähnlich hohe Margen hatte es 1998 mit 5,64 Prozent gegeben. Diese Größenordnungen verlange der Kapitalmarkt, sagte der AUA-Vorstand. Dass solche Margen auch die Lufthansa verlangt, sagte er so nicht. Bei 6 bis 7 Prozent könne man die Eigentümer jedenfalls davon überzeugen, dass sich die Aufnahme neuer Strecken von Wien aus und die Beschaffung von neuen Flugzeugen lohne.

Wie viele Jahre es bis dahin dauern soll, musste der Vorstand heute ebenfalls offen lassen: Das könnten zwei bis drei Jahre sein, oder auch fünf. Man gehe davon aus, dass man es schaffe, abhängig von der Konjunktur. "Die Frage ist, wann kommt Osteuropa wieder", sagte Bierwirth.

Der "Plan B", also ein Alternativszenario für den Fall des Scheiterns des Verkaufs an die Lufthansa sei seit Freitag eine Spur weiter Theorie geworden. Der Plan werde jetzt in der Schublade belassen, betonte Vorstand Peter Malanik.

Kurzfristig geht es den AUA-Managern jetzt einmal darum, einen positiven Cash flow zu schaffen, also Liquidität und "Kassa" im Griff zu haben. Geldmangel habe man derzeit nicht, wurde bekräftigt. Von dem im Dezember gewährten Notkredit der ÖIAG über 200 Mio. Euro seien bisher 172 Mio. Euro aufgebraucht.

Zurück zahlen muss die AUA diese Nothilfe, sobald die EU-Entscheidung über die staatliche Mitgift von 500 Mio. Euro da ist und die Lufthansa diese halbe Milliarde in die AUA einschießen kann. Das werde zeitgleich mit dem Closing sein, sagte Malanik. Kapitalerhöhung und Darlehensrückzahlung finden demnach im September statt.

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