AUA verlor im dritten Quartal 75,7 Mio. Euro
29.10.2009
In den ersten 9 Monaten hat der Carrier, der seit 2 Monaten der Lufthansa gehört, damit 242,3 Mio. Euro Verlust gemacht - nach 65,1 Mio. Euro Verlust in den ersten 9 Monaten 2008.
Bei der seit September zum Lufthansa-Konzern gehörenden AUA (Austrian Airlines) könnte zu Jahresende noch einmal verschärft werden. Die beiden AUA-Vorstände Andreas Bierwirth und Peter Malanik wollten nach den heute präsentierten hohen Verlusten für die ersten drei Quartale einen noch stärkeren Mitarbeiterabbau als bisher angekündigt nicht ausschließen. "Sakrosankt ist gar nichts", so Malanik.
Die AUA hat in den ersten neun Monaten 2009 bei einem Umsatz von 1,49 Mrd. Euro unterm Strich 242,3 Mio. Euro Verlust eingeflogen, nach -65,1 Mio. Euro im Vorjahreszeitraum. Operativ betrug das Minus 225,4 Mio. Euro, nach -42 Mio. Euro im Vorjahr. Auch bereinigt um neuerliche Flugzeugabwertungen von 76,1 Mio. Euro und die Rückstellungen für die bereits laufende Trennung von rund 1.500 Mitarbeitern von 115,5 Mio. Euro waren die Zahlen mit 64,4 Mio. Euro tiefrot.
AUA droht nach hohen Verlusten weiterer Mitarbeiterabbau
"Das ist ein schlechtes Ergebnis", sagte Bierwirth, die Krise schlage voll durch. Es bedeute, dass der eingeschlagene Sparkurs konsequent weiterverfolgt werden müsse. Wie berichtet will die AUA ihre 50-sitzigen Flugzeuge abgeben und stattdessen größere Maschinen aus dem Chartergeschäft auf wichtigen Linienstrecken einsetzen, Synergien durch die Zusammenlegung bestimmter Aktivitäten mit der Lufthansa heben und die Zahl der Mitarbeiter bis zum 1. Quartal 2010 auf 6.000 senken (Stand 30. 9. 2009: 7.093). Außerdem laufen Verhandlungen mit dem Betriebsrat, etwa über längere Flugzeiten für AUA-Piloten sowie mit "Lieferanten" wie Flughafen Wien oder OMV über weitere Zugeständnisse.
Damit soll die Kostenbasis der AUA in den nächsten Jahren um fast 230 Mio. Euro tiefer liegen als bisher. Ob die vorgesehene Mitarbeiterreduktion reicht, wollte Malanik nicht sagen: "Wir wollen und werden uns nicht auf Zahlen festlegen". Derzeit gehe man davon aus, dass der Abbau auf 6.000 Mitarbeiter angemessen sei, letztlich werde das Unternehmen "die Mitarbeiter haben, die es braucht".
Hohe Abfertigungen bei Piloten-Abbau verteidigt
Die zuletzt in die Kritik geratenen "Golden Handshakes" von 300.000 Euro, mit denen Flugkapitänen der Tyrolean der Abgang schmackhaft gemacht werden soll, verteidigte der Vorstand. Das sei "wirtschaftlich sinnvoll", weil sonst nur junge Co-Piloten abgebaut werden könnten, was das Unternehmen langfristig teurer käme. Bisher sind rund 50 Piloten bei der Tyrolean abgegangen, bis zu 120 sollen es sein. Von den Abfertigungen seien nur "etwa zwei Handvoll" betroffen, sagte Malanik.
Das 3. Quartal, das bereinigt um Sondereffekte ein operatives Plus von 24 Mio. Euro gebracht habe, ist laut Bierwirth ein "erstes Pflänzchen", reiche aber nicht, um die AUA insgesamt ins Positive zu drehen. Unter anderem sei es gelungen, die traditionell defizitäre Langstrecke zu stabilisieren, sagte Bierwirth. Die Langstreckenverbindungen wurden massiv zurück genommen. Problematisch sei nach wie vor die schwache Auslastung auf den Oststrecken. Hier sei die AUA völlig von der Konjunkturentwicklung abhängig, grundsätzlich werde der Osten aber weiter der "strategische Schwerpunkt" sein.
Eine Prognose für das Gesamtjahr wollten die beiden AUA-Chefs nicht abgeben. "Wir müssen permanent prüfen ob wir weitere Restrukturierung benötigen", sagte Bierwirth. Unter anderem könnten weitere Wertberichtigungen für Flugzeuge im 4. Quartal notwendig sein, sollte der Marktwert der Flugzeuge - entgegen den Annahmen - weiter sinken.
"Nicht ungewöhnlich" sind laut AUA-Vorstand die Gespräche mit Moskau über die Verlängerung der Landerechte für Russlandflüge. Dies sei eine Folge der Übernahme durch die Lufthansa. Die Stiftungslösung sei auch schon bei KLM und Swiss zur Anwendung gekommen. Derzeit gebe es eine befristete Genehmigung "für ein paar Wochen", sagte Malanik, er sei aber nicht beunruhigt, dass die AUA diese Flugechte verlieren könnte.
Zu den Verhandlungen mit jenen Kleinaktionären, die das Übernahmeangebot der Lufthansa nicht akzeptiert haben, wollte sich die AUA-Führung nicht äußern. Mitte Dezember soll es jedenfalls die Squeeze-Out-Hauptversammlung geben. Die Lufthansa bietet, wie berichtet, als Abfindung nur 50 Cent pro Aktie, nachdem sie im offiziellen Übernahmeoffert 4,49 Euro je Aktie gezahlt hat. Verbliebene Kleinaktionäre wollen deshalb die Gerichte befassen.