"Autokauf nach Modell des Handyvertrags"
14.01.2010
Magna-Boss Siegfried Wolf im Interview zur neuen Unternehmenssparte „E-Car-Systems“ und zur Entwicklung des Automobilmarkts.
ÖSTERREICH: Herr Wolf, Magnas Opel-Projekt ist Geschichte –
aber Sie haben viele neue Pläne, gehen u. a. bei Elektro-Autos verstärkt in
die Offensive?
Siegfried Wolf: Wir haben im Unternehmen jetzt die
neue Gruppe E-Car-Systems gebildet. Dort werden alle unsere Kapazitäten und
das Know-how der einzelnen Magna-Divisionen im Bereich E-Mobilität
gebündelt. Alles, was nicht direkt die Marke betrifft, wird für die
Autohersteller zusammengeführt. Das bringt Kostenvorteile – und ermöglicht
endlich höhere Stückzahlen in dem Segment.
ÖSTERREICH:
Wer leitet den neuen Bereich?
Wolf: Der bisherige
Entwicklungschef von Magna Steyr, Peter Reif – einer der stärksten Techniker
und Praktiker, die ich kenne –, er hat sogar mal die Rallye Paris-Dakar
gewonnen.
ÖSTERREICH: Werden sich Elektro-Autos wirklich
schon bald durchsetzen?
Wolf: E-Mobility ist nicht mehr
aufhaltbar. Es ist langfristig das einzige Antriebsmodell, das sich auch
rechnet. Wir müssen wegkommen von der CO2-Diskussion. Flottenverbräuche
werden das regeln. Durchzusetzen ist das aber nur, wenn sich die Gesetzgeber
dahinterstellen.
ÖSTERREICH: Denn zum Aufladen der Fahrzeuge
braucht es eine Infrastruktur..
Wolf: Ja, und die muss jemand
aufbauen. Hier muss man sicher die Energiehersteller einbinden. Ähnlich wie
Handynetzbetreiber Gesprächsminuten verkaufen, könnten die
Energielieferanten Fahrtkilometer anbieten. Zu überlegen wäre dann, ob sie
auch Besitzer der Speichermedien werden. Man kauft sich ein Auto, der
Energiehersteller kauft einem die Batterie ab – und von der Autorechnung ist
plötzlich die
Hälfte weg. Eine moderne Finanzierungsform.
ÖSTERREICH:
Wie Handy-Akkus werden ja auch die Batterien für E-Autos immer besser
werden...
Wolf: Ja, wir haben uns an einer Schürfgesellschaft
beteiligt – um eine geschlossene Know-how-Kette zu bekommen und uns den
Zugang zum Rohstoff zu sichern.
ÖSTERREICH: Ihre Prognose
für den Automarkt 2010?
Wolf: Immerhin können wir wieder mit
stabilen Zahlen rechnen. Für uns heißt das: In Europa bleibt es etwa gleich,
da gibt es kein Wachstum, in den USA sind es wieder 10,3 statt 8,9 Mio.
Neufahrzeuge. Die Japaner sind stark unter Druck, dafür greifen die Koreaner
an.
ÖSTERREICH: Und die mittelfristige Entwicklung?
Wolf:
Der Markt verschiebt sich sich weltweit total. 2015 werden wir 80 Mio. Autos
haben. 45 % davon werden dann in den sogenannten neuen Märkten wie vor allem
China und Russland produziert.