Investor Hellman & Friedman übernimmt Auto-Sparte von Scout24.
Nun ist es fix: Der deutsche Anzeigenportal-Betreiber Scout24 wird aufgespalten . Das Münchner Unternehmen verkauft seine Gebrauchtwagen-Sparte AutoScout24 für 2,9 Milliarden Euro an den US-Finanzinvestor Hellman & Friedman (H&F), wie beide Unternehmen am Dienstagabend mitteilten.
H&F kommt damit im zweiten Anlauf zum Zug, nachdem die Beteiligungsfirma noch im Mai mit dem Plan gescheitert war, Scout24 mit einem Partner als Ganzes zu übernehmen. AutoScout24 ist in Deutschland die Nummer zwei auf dem Online-Automarkt hinter mobile.de, ist aber insgesamt in 18 Ländern vertreten und sieht sich europaweit als Nummer eins. Scout24 konzentriert sich künftig auf das größte deutsche Immobilien-Portal ImmoScout24, das bisher schon für zwei Drittel des Gewinns und des Umsatzes steht.
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Aktionäre werden beteiligt
Am Verkaufserlös sollen auch die Aktionäre beteiligt werden, wie Vorstandschef Tobias Hartmann ankündigte. Wie viel und in welcher Form, ließ er offen. Mit einem Teil des Erlöses wolle Scout24 aber auch Kredite tilgen. An der Strategie für das verbleibende Geschäft mit ImmoScout24 werde sich nichts ändern, sagte Hartmann der Nachrichtenagentur Reuters. "Wir wollen organisch wachsen, aber auch bei geeigneten Gelegenheiten für Übernahmen handlungsfähig sein."
Der Kaufpreis liegt weit über den Erwartungen von Analysten. "Wir haben eine Rekordsumme für ein Online-Anzeigengeschäft erzielt. Das Ergebnis liegt weit über dem, was man uns zugetraut hat", sagte Hartmann. Auch andere Finanzinvestoren hatten um den Auto-Marktplatz gebuhlt, doch der Scout24-Chef hatte intern eine hohe Schmerzgrenze gesetzt. Finanzkreisen zufolge sollte ein Käufer wenigstens 2,5 Milliarden Euro auf den Tisch liegen, sonst hätte er beide Sparten behalten. "Diese Transaktion ist ein herausragendes Ergebnis für Scout24, für seine Aktionäre und für AutoScout24", erklärte H&F-Chef Patrick Healy. Mit der Auto-Sparte gehen auch Finanzcheck und FinanceScout24, die Kredite an Autokäufer vermitteln, an H&F. Scout24 hatte Finanzcheck.de erst 2018 für 285 Millionen Euro gekauft.
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Investor brachte Scout24 an Börse
Der Finanzinvestor aus Kalifornien ist für Scout24 ein alter Bekannter. Hellman & Friedman und Blackstone hatten das Unternehmen vor vier Jahren an die Börse gebracht, nahmen aber im Frühjahr einen neuen Anlauf, bei Scout24 erneut einzusteigen. Ihr Gebot über 5,7 Milliarden Euro einschließlich 800 Millionen Euro Schulden scheiterte am Widerstand der Aktionäre, die Scout24 mit 46 Euro je Aktie zu gering bewertet sahen. Am Ende behielten sie recht: Inzwischen liegt allein der Börsenwert - ohne Schulden - bei 6,3 Milliarden Euro. Der Kurs stieg bis auf 58 Euro, als sich ein Kaufpreis nahe an der Drei-Milliarden-Marke abzeichnete.
"Wir kennen AutoScout24 seit vielen Jahren", erklärte H&F-Partner Blake Kleinman. Nun könne man auf den Erfolgen aus der Vergangenheit aufbauen. "Diese Transaktion wird AutoScout24 helfen, sich auf seine Wachstumschancen zu konzentrieren." Der Investor dürfte versuchen, mit Zukäufen die Konsolidierung der Kfz-Portale voranzutreiben. Auch dem Gebrauchtwagen-Portal Auto1 ("wirkaufendeinauto.de") war Interesse an AutoScout24 nachgesagt worden.
Im Sommer hatten Hedgefonds und aktivistische Investoren den Scout24-Chef dazu gedrängt, einen Verkauf der Autohandels-Sparte zu prüfen. Sie waren - allen voran der US-Fonds Elliott - nach der gescheiterten Übernahme eingestiegen. Elliott rechnete vor, dass AutoScout24 allein bis zu 2,5 Milliarden Euro wert sein könnte und sich der Aktienkurs mit einem Verkauf deutlich nach oben treiben ließe. Hartmann ließ sich - zunächst widerwillig - auf die Probe aufs Exempel ein. Am Ende feierte aber auch er.