Das Elektroauto verharrt im "stillen Eck"
09.09.2009Alternative Antriebskonzepte für kommende Autogenerationen werden es in absehbarer Zukunft nicht einfach haben. So hält das Beratungsunternehmen Oliver Wyman in einer Studie fest, dass Elektrofahrzeuge in den kommenden 15 Jahren mit einem Marktanteil von gerade einmal drei Prozent weiterhin ein Nischendasein fristen werden. Die Gründe hierfür liegen vor allem in den enormen Mehrkosten im Vergleich zu herkömmlichen Antriebskonzepten und eingeschränkten Reichweiten im Alltagsbetrieb.
Ein Elektroantrieb könne ein Auto der Golf-Klasse um bis zu 20.000 Euro teurer machen, heißt es in der Studie "Elektromobilität 2025". Auch 2025 werde ein durchschnittliches Auto mit Stromantrieb in der Herstellung noch um zwei Drittel teurer sein als mit Verbrennungsmotor.
Mehrkosten bis 2.200 Euro tolerierbar
Autokäufer sind der Studie zufolge zwar bereit, höhere Preise für ein Elektroauto zu bezahlen, allerdings nur in weit kleinerem Maße als die Herstellungskosten abweichen. Im Schnitt lasse sich nur ein Elektroaufschlag von 2.200 Euro erzielen. Für die Hersteller würde das Elektroauto so zum deutlichen Verlustgeschäft und auch in den kommenden zehn Jahren werde es in der Negativzone bleiben.
Einen Teil seiner Anschaffungskosten kann das Elektroauto zwar durch niedrigere Energiekosten gutmachen, was es für die Nutzer wieder attraktiver macht. Bis es damit zur insgesamt günstigeren Alternative wird, dauert es aber noch.
Eine Modellrechnung für die ersten vier Jahre nach dem Kauf ergibt aus Wertverlust, Energiekosten und anderem derzeit Mehrkosten von 12.100 Euro für das Elektroauto. Bis zum Jahr 2025 dreht sich das Bild aber: Der Kauf des Elektroautos sei dann immer noch teurer, binnen vier Jahren Nutzungsdauer entpuppt es sich allerdings als günstigere Variante mit Einsparungen von insgesamt 3.500 Euro.
Langsames Wachstum
"Der Markt für Elektroautos wird wachsen, allerdings nur langsam", sind die Unternehmensberater angesichts ihrer Ergebnisse überzeugt. Auf lange Sicht werde aber am Elektroantrieb kein Weg vorbeiführen. Bis dahin gebe es aber einen enorm hohen Investitionsbedarf und nur geringes Ertragspotenzial für die Hersteller. Deswegen sei der Staat gefordert, mit Förderprogrammen einzugreifen.
"Pro Kauf eines Elektrofahrzeugs sollte eine E-Fahrzeug-Prämie von bis zu 10.000 Euro gewährt werden", fordert Oliver-Wyman-Autoexperte Christian Kleinhans von der Politik in Deutschland ein. Ähnliches gebe es bereits: In Großbritannien werde der Kauf eines Elektroautos mit 2.500 bis 6.000 Euro unterstützt, in China mit 6.500 und in Japan sogar mit 11.000 Euro.
Kleinhans schlägt deswegen einen "Deutschlandpakt 2025 für Elektromobilität" vor. Die Devise müsse sein: "Nicht kleckern sondern klotzen", findet er. "Wir sprechen von einer Fördersumme von 15 Mrd. Euro verteilt auf die nächsten 10 Jahre." Der Unternehmensberater fürchtet dabei vor allem Konkurrenz aus Fernost für die hiesige Autoindustrie. "Niemand sollte China unterschätzen - schon gar nicht in der aktuellen Krise", warnt er.
Marktanteil verschwindend
Im heurigen Jahr werden laut Oliver Wyman nicht einmal 10.000 Fahrzeuge abgesetzt, die rein batteriebetrieben fahren. Das entspricht einem globalem Marktanteil von unter 0,1 Prozent. Auch bei den Hybridantrieben gibt es noch genügend Potenzial. Für 2010 wird erwartet, dass zwei Prozent der weltweit verkauften Autos elektrisch unterstützt oder rein elektrisch auf den Straßen rollen. Bis 2025 soll laut den Schätzungen der Marktanteil auf 16 Prozent zunehmen.
Zu diesem Zeitpunkt hätten laut den Beratern aber immer noch 84 Prozent aller Fahrzeuge einen Verbrennungsmotor und damit verbunden auch die Problematik rund um den CO2-Ausstoß. Dass der konventionelle Antrieb auf absehbare Zeit das Hauptaugenmerk der Autohersteller auf sich zieht, zeigen auch die Investitionen in Richtung CO2-Reduktion. In den kommenden zehn Jahren werden die Aufwendungen auf rund 300 Mrd. Dollar geschätzt, davon entfallen geraden einmal 50 Mrd. Euro auf alternative Antriebe wie Hybrid oder Elektro.