Deutsche Bahn feuert ganze Berliner S-Bahn-Spitze

03.07.2009

Nach einem tagelangen Verkehrschaos bei der Berliner S-Bahn hat die Deutsche Bahn die komplette Spitze ihrer Tochterfirma ausgetauscht. Alle vier Mitglieder der Geschäftsführung würden abgelöst, sagte Bahn-Personenverkehrsvorstand Ulrich Homburg am 2. Juli nach einer Sondersitzung des S-Bahn-Aufsichtsrats in Berlin.

Zur Vollversion des Artikels
Zur Vollversion des Artikels

Wann der Verkehr bei Europas drittgrößter Stadtbahn wieder normal laufe, konnte Homburg allerdings auch nicht sagen. Man müsse der neuen Geschäftsführung um den bisherigen Regionalbereichsleiter der DB, Peter Buchner, die nötige Zeit für eine Analyse lassen. In der nächsten Woche wolle man den Kunden aber zumindest einen Zeitplan für die Rückkehr zum Fahrplan an die Hand geben. Es solle auch die Berliner Verkehrsgesellschaft BVG um Hilfe gebeten werde, die in der Hauptstadt U-Bahnen, Busse und Straßenbahnen betreibt.

Seit 30. Juni musste die S-Bahn rund 100 Wagen der neuesten Baureihe auf Geheiß des Eisenbahnbundesamtes aus dem Verkehr ziehen. Die Behörde hatte festgestellt, dass die S-Bahn geforderte häufigere Kontrollen der Achsen nach einem Unfall nicht umgesetzt hatte. Noch am 29. Juni hatte der neue Bahn-Konzernchef Rüdiger Grube betont, oberstes Prinzip für ihn sei die Sicherheit der Bahn. Daher werde auch ein neuer Vorstand für Technik berufen.

Die S-Bahn-Berlin ist die größte Stadtverkehrstochter der DB und beförderte täglich rund 1,3 Millionen Passagiere mit etwa 2.800 Zügen. Im vergangenen Jahr machte sie einen Umsatz von 560 Mio. Euro. Gemessen an den Passagierzahlen ist sie die drittgrößte Stadtbahn in Europa. Zwischen dem Berliner Senat und der S-Bahn gibt es seit längerem Streit um Pünktlichkeit und Service. Der jetzige Vertrag, der allein für 2009 etwa 230 Mio. Euro Zuschuss des Senats für die S-Bahn vorsieht, läuft noch bis 2017. Der Senat prüft jetzt, ob eine außerordentliche Kündigung sowie Strafzahlungen möglich sind. Ab 2017 kann dann der Auftrag für den Betrieb ausgeschrieben werden, um so auch anderen Transportfirmen als der Deutschen Bahn eine Chance für den Auftrag zu eröffnen.

Zur Vollversion des Artikels