Ed Whitacre bleibt Chef von General Motors
26.01.2010
Der bisherige Interimschef soll den US-Autoriesen dauerhaft führen. "Ich mache es für eine Weile", sagt "Big Ed". Der Verwaltungsratschef war im Dezember an der Konzernspitze eingesprungen, nachdem Vorgänger Fritz Henderson im Streit um die Zukunft von Opel das Handtuch geworfen hatte. Whitacre gilt als eine treibende Kraft hinter der Entscheidung, die europäische Tochter doch noch zu behalten.
"In der vergangenen Wochen hat der Verwaltungsrat mich gefragt, ob ich Konzernchef bleiben will", sagte Whitacre. Er habe Ja gesagt. Whitacre stellte klar, dass er parallel Verwaltungsratschef bleiben wird - damit liegen die beiden wichtigsten Posten in einer Hand. Unter anderem beaufsichtigt der Verwaltungsrat das Management.
Wie lange Whitacre den Konzern steuern will, ließ er offen. Er bleibe so lange, wie es nötig sei, sagte er. Das könnten zwei, das könnten auch drei Jahre werden. "Wir haben nicht über eine bestimmte Zeit gesprochen."
Erste Erfolge
Vor Whitacre liegt eine Mammutaufgabe: Er muss den Autohersteller nach dessen Neustart im vergangenen Jahr auf Kurs halten und das Vertrauen der Kunden zurückgewinnen. "Wir haben viel zu tun, überall." Erste Erfolge kann Whitacre aber bereits vermelden. Nach einem drastischen Einbruch der Verkäufe im vergangenen Jahr um 30 % steigt der Absatz wieder. "Nordamerika ist im Januar gut gelaufen", sagte Whitacre, ohne Zahlen zu nennen.
Sein Ziel ist es, im laufenden Jahr nach Milliardenverlusten in die schwarzen Zahlen zurückzukehren. Zudem will er die verbliebenen 6,7 Mrd. Dollar Schulden beim Staat begleichen. "Wir haben in den vergangenen Monaten so erhebliche Fortschritte erzielt, dass ich mit Sicherheit sagen kann, dass wir die Kredite des US-Finanzministeriums und der kanadischen Regierung bis Juni vollständig zurückzahlen werden", beteuerte Whitacre.
Die USA und Kanada hatten GM im vergangenen Jahr mit insgesamt 50 Mrd. Dollar aus der Insolvenz gerettet. Dafür gehört den beiden Staaten nun die Mehrheit an dem Autobauer, der wegen einer jahrelangen verfehlten Produktpolitik und überbordender Kosten für Rente und Gesundheit ins Schlingern geraten war.
Mit der Insolvenz hatte GM seine Ausgaben in den Griff bekommen und arbeitet nun an neuen Modellen. Noch ist das Unternehmen aus Detroit der größte Autohersteller in den USA, weltweit hat GM diesen Titel an den japanischen Rivalen Toyota abgeben müssen.
Börserückkehr als großer Schritt
Eine der großen Aufgaben, die noch vor Whitacre liegen, ist die Rückkehr an die Börse. "Wir machen das nur, wenn die Marktbedingungen und die internen Bedingungen richtig sind", sagte Whitacre. Mit der Insolvenz und dem Übergang in den mehrheitlichen Staatsbesitz hatte GM dem Parkett den Rücken kehren müssen.
Whitacre hatte im Dezember den bisherigen Konzernchef Fritz Henderson abgelöst. Die beiden hatten sich im Streit um die deutsche Tochter Opel überworfen. Henderson wollte verkaufen, Whitacre war dagegen und setzte sich letztlich durch. Nach harschen Äußerungen zum Thema Opel und Staatshilfen schlägt Whitacre mittlerweile leisere Töne an. Er griff der Tochter jüngst sogar mit einer vorgezogenen Zahlung von 650 Mio. Dollar finanziell unter die Arme.
Dagegen bleibt Whitacre bei Saab hart. Die schwedische Tochter will er schließen, wenn die Gespräche mit Kaufinteressenten nicht bald zu einem Abschluss kommen. "Wir haben diesen Morgen noch kein Geschäft zu verkünden", sagte Whitacre. Die Gespräche mit dem niederländischen Sportwagen-Hersteller Spyker liefen noch. Saab schreibt in seiner 20 Jahre langen Geschichte als GM-Tochter fast durchgängig Verluste und rutschte im vergangenen Jahr wie die Mutter in die Insolvenz.
GM will die Wende im eigenen Hause unter anderem mit einer Modernisierung seiner in den USA immer noch beliebten Pick-up-Trucks schaffen sowie der Einführung neuer, sparsamer Kompaktmodelle. Whitacre, der aus der Telekom-Industrie kommt, hat große Teile der Führungsriege ausgetauscht.