Glaubt man den Experten, steht schon in naher Zukunft ein bedeutender Paradigmenwechsel in der Mobilität an: Die Elektroautos drängen auf den Markt und versprechen Abhilfe für schlechte Klimabilanzen und hohe Spritkosten. Allerdings ist immer noch unklar, wie ein Stromtankstellennetz ausschauen könnte, wer es finanzieren soll und von wem es errichtet werden könnte, wie sich bei einer vom Klimafonds veranstalteten Podiumsdiskussion mit Vertretern der E-Wirtschaft, der Automobilbranche und der Wissenschaft zeigte.
Zumindest der bisherige Mangel an serienreifen Fahrzeugen hat in Österreich langsam, aber sicher ein Ende: Neue Firmen wie die norwegische "TH!NK" oder die kalifornische Rennwagenschmiede "Tesla" produzieren bereits Elektroautos, die ganz normal im Handel erhältlich sein sollen. Auch große Player wie Renault ziehen mit, wie etwa der Österreichchef des Konzerns, Arnaud de Kertanguy erläuterte: Im Jahr 2012 werde man vier verschiedene Elektrofahrzeuge in der Größe vom Kleinwagen bis zum Familienvan anbieten. Die Reichweite wird 160 Kilometer betragen, also für den Stadtverkehr locker ausreichen.
Darüber hinaus ist allerdings noch vieles unklar: Wo man tanken kann, steht derzeit noch in den Sternen. Einzig die möglichen und auf der Hand liegenden Örtlichkeiten wie Parkplätze von Geschäften, Garagen, oder herkömmliche Tankstellen sind definiert. "Die Zeit des Aufladens ist ein Problem, die Leute müssen dabei beschäftigt werden", meint etwa Verbund-Vorstand Christian Kern vor. Sprich: Während das Auto am Kabel hängt, sind die Besitzer idealerweise ohnehin gerade mit Shoppen oder Kaffeetrinken beschäftigt.
Notwendige Investitionen
Wer für die geschätzten notwendigen Investitionen in Höhe von 300 bis 500 Millionen Euro für eine flächendeckende Infrastruktur aufkommen soll, stehe aber noch in den Sternen, räumt der Verbund-Vorstand ein: "Die Frage ist: Wer finanziert das?" Für den Geschäftsführer der Raiffeisen-Leasing, Peter Engert, ist klar, dass dafür die öffentliche Hand aufkommen muss. Diese sei ja auch für andere Infrastruktur wie Straßen zuständig. Grundsätzlich brauche es aber erst einmal einen ordnungspolitischen Rahmen, befanden beide.
Der WIFO-Ökonom Stefan Schleicher sieht weiterhin die Notwendigkeit einer "neuen Infrastruktur", die etwa die Nutzung der Auto-Akkus als Zwischenspeicher von Erneuerbaren Energieträgern zulassen. Mit computergesteuerten Smart Grids wäre dies möglich. Hängt etwa ein Auto in der Nacht am Stromnetz in der Garage, kann dort ohne weiters Strom aus Windkraft gespeichert werden, die sonst ungenutzt bliebe.
Mit den Elektroautos wird auch eine neue Art des Mobilitätsverhaltens Einkehr halten, glaubt Denzel-Vorstand Alfred Stadler. Konzepte wie das von Denzel bereits österreichweit betriebene Car-Sharing würden an Bedeutung gewinnen und das Auto nicht mehr alleiniges "Wohnzimmer" eines Besitzers sein, sondern von vielen Personen geteilt werden. Bisher ist mit dem Car-Sharing aber noch kein Geschäft zu machen, räumte er ein. "In den zwölf Jahren, die wir es betreiben, haben wir noch kein Geld verdient." Nächstes Jahr werde das erste Mal ein ausgeglichenes Ergebnis erwartet und ein Return on Investment stehe erst in fünf Jahren an.